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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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ist denn der sechste Teil zugedacht?“
    „Der ist für Toulouse bestimmt. Dieser Anteil ist der größte. Es taut draußen, der Kampf wird bald weitergehen und Toulouse braucht frische Söldner.“
    Nun wischte sich Sancha doch noch eine Träne aus den Augenwinkeln. An Damians Treue und Aufrichtigkeit war wohl nicht zu zweifeln. Es tat ihr nur um seine Mutter leid.
    Nach Ablauf der Frist ritten sie los.

13.

    Im Palast des Konsuls Roaix, wo die Grafenfamilie Zuflucht gefunden hatte, war auch der fünfundzwanzigste Konsul, Raymonds Storch, untergeschlüpft. Bei dem stattlichen und stark befestigten Anwesen in der Nähe der Kathedrale, handelte sich um einen massiven Palast mit Wehrturm, Ehrenhof, Gärten und eigener Kapelle. Umsichtig hatten Leonora und Petronilla bei ihrem Eintreffen dafür gesorgt, dass sich nicht nur Raymonds Vögel hier wohlfühlten, sondern auch die noch abwesende Sancha ein angemessenes Gemach erhielt, und sie hatten bereits all ihre Habe dorthin schaffen lassen.
    Olivier war vorausgeritten, um ihre Ankunft zu melden. Begleitet wurden sie von sechs kräftigen, mit Jagdspießen bewaffneten Bauern aus dem Dorf Bugarach, denen sie guten Lohn versprochen hatten. Vier Tage waren sie unterwegs gewesen.
    Erleichtert glitt Sancha mit Damians Hilfe aus dem Sattel. Sie dehnte den Rücken und sah sich neugierig um. Knechte kamen herbeigelaufen, um die Pferde, die Ledersäcke und Reisebündel entgegenzunehmen. David von Roaix, ein ernsthafter Mann mit hoher, breiter Stirn, begrüßte sie herzlich. Auf dem Treppenabsatz vor dem offenstehenden Tor des Palastes standen die Gemahlin ihres Gastgebers und Raymonds Familie. Sancha beschlich ein mulmiges Gefühl, und erst am Abend überwand sie ihre Angst und legte schonungslos offen, was ihr in Bugarach widerfahren war. Zu ihrer Überraschung maßregelte sie nicht einmal Leonora.
    „Gräm` dich nicht länger“, meinte auch sie mild, "Gott allein ist weise."
    „Aber der Graf von Montfort?" Sancha blickte mit tränenfeuchten Augen auf Raymond, vor dessen Urteil sie sich am meisten gefürchtet hatte. "Er ist in heller Wut davongeritten. Ich bete, dass ich mit meiner Unbesonnenheit Euch und Toulouse nicht geschadet habe, Sénher!“
    Raymond machte eine noble Geste und meinte dann, der gute Wille zähle. „Ich kenne das heiße Blut dieses Teufels zur Genüge“, sagte er müde, „aber über die Schmach, die ihm die Templer zugefügt haben, wird er das Tuch des Schweigens breiten. Mich hingegen schmerzt, dass er es in der Vergangenheit immer wieder fertiggebracht hat, auch treue Tolosaner auf seine Seite zu ziehen. Nun, inzwischen haben wir die Überläufer, die sich im ´Neuen Toulouse` niedergelassen haben, enteignet. Wir brauchen das Geld für unsere Verteidigung, nachdem der Handel, der uns früher reich gemacht hat, völlig eingebrochen ist.“
    „In diesem Fall bringe ich gute Nachrichten mit, Sénher“, sagte Sancha beflissen. Sie rief Damian und Olivier herein. Die Jungritter schleppten schwer.
    Als Raymond, Roç und Leonora die Schätze sahen - Sancha hatte ihren Anteil Toulouse zugeschlagen - waren sie sprachlos.
    "Möge der Glanz Eures Hofes bald wieder im vollen Licht stehen", sagte sie leise zu Raymond, worauf er sie in seine Arme schloss.
    Bis in die späten Abendstunden saßen sie beieinander, redeten und planten in kühnen Zügen. Und als sich Sancha auf ihr Gemach zurückzog, wo ein hohes Bett mit weichen Kissen und kostbaren Stoffen auf sie wartete, breitete sich ein wohliges Gefühl in ihr aus. Endlich kratzte kein Stroh mehr. Sie schickte ihre Damen hinaus und wartete auf Roç. Als er kam, stellte er rasch das Nachtlicht ab, ließ Hemd, Beinlinge und Bruche zu Boden gleiten und glitt neben ihr unter die Decke. Dort fasste er nach ihrer Hand, drückte sie kurz, aber fest, und drehte ihr mit den Worten, er müsse vor Anbruch des nächsten Tages wieder hinaus zu den Befestigungen und Wällen, den Rücken zu.
    Sanchas Mund wurde hart. „Aber wir haben uns so lange nicht gesehen. Ich bin deine Frau. Willst du denn nicht, dass ich dir, dass ich Toulouse, irgendwann Kinder schenke?“, fragte sie nach einer Weile nachdrücklich.
    Indes, er gab ihr keine Antwort mehr.
    Enttäuscht setzte sich Sancha auf. War er wirklich schon eingeschlafen?
    Sie schlüpfte aus dem Bett, nahm das Nachtlicht auf, das noch immer brannte, und betrachtete ihren Gemahl. Sein markantes Gesicht mit der schmalen, knochigen Nase war tatsächlich ganz entspannt, der Mund

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