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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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kläffenden Stimmen, als er ohne zu reagieren an ihnen vorbeiging.
    Auf der Höhe des von Cedranern bewohnten Bezirks trennte sich Holt von den Ullies und bog in eine kleine, stille Seitenstraße ein. Für das, was er vorhatte, schien ihm dies der geeignete Ort zu sein.
    Er marschierte tief hinein in die dichtbebaute Siedlung aus gelblichen Kugelhütten, bevor er an einem willkürlich ausgewählten Gebäude haltmachte. Es war alt, und die äußere Plastikhaut zeigte Spuren zahlreicher Ausbesserungsarbeiten. Die hölzerne, mit geschnitzten Nestsymbolen verzierte Tür war verschlossen. Holt drückte mit der Schulter dagegen, aber sie gab nicht nach. Er holte ein paar Schritte aus und warf sich mit aller Wucht gegen die Tür. Beim vierten Versuch sprang sie krachend auf. Der Lärm störte ihn nicht. In einem cedranischen Slum achtete man darauf nicht.
    Stockdunkel im Inneren. Holt tappte umher und fand eine Kaltfackel, die er so lange berührte, bis sie seine Körperwärme in Licht umwandelte. Seelenruhig sah er  sich im Raum um.
    Fünf Cedraner waren anwesend: drei Erwachsene und zwei Kinder. Sie lagen wie Bälle zusammengerollt auf dem Boden. Holt kümmerte sich nicht um sie. Nachts waren Cedraner furchterregend. Holt hatte sie oft nach Einbruch der Dunkelheit in den Straßen der Steinstadt gesehen, wenn sie in ihrer zarten Sprache wimmerten und bedrohlich hin und her schwankten. Die gegliederten Leiber aus milchigweißem Madenfleisch zogen sich bis zu drei Metern in die Länge. Sie hatten sechs Glieder: zwei Läufe mit breiten Füßen, ein Paar bewegliche Greiftentakel und tückische Kampfklauen. Die Augen, untertassengroße, violett glühende Pfützen, sahen alles. Nachts machte man besser einen großen Bogen um Cedraner.
    Aber tagsüber waren sie so unbeweglich wie Fleischklopse.
    Holt durchstöberte die Hütte und packte ein, was zu erbeuten war. Er ließ eine Handkaltfackel mitgehen, die auf eine für Cedraner angenehme Lichtstärke eingestellt war, einen Beutel voll Lebensmittelmarken sowie eine Krallenfeile. An einem Ehrenplatz an der Wand hingen die polierten, mit Edelsteinen verzierten Kampfklauen eines ruhmreichen Vorfahren, aber Holt hütete sich, sie mitzunehmen. Das ganze Nest würde dem Dieb ihres Familienheiligtums nachjagen oder Selbstmord begehen.
    Schließlich fand Holt noch einen Satz Zaubertafeln, rauchgeschwärzte Holzscheiben mit Eisen- und Goldeinlagen. Er steckte sie in die Tasche und ging. Die Straße war nach wie vor leer. Außer den Cedranern besuchten nur wenige Wesen diese Gegend.
    Holt fand schnell auf die Hauptverkehrsstraße zurück, den breiten Kiesweg, der vom Windwall des Raumhafens bis zum fünf Kilometer entfernten Tor der Steinstadt führte. Die Straße war mittlerweile überfüllt, und Holt hatte Mühe, sich durch die Massen zu zwängen. Überall standen Fuchsmenschen herum, lachten, kläfften, grinsten wie auf Kommando und streiften mit ihrem rotbraunen Fell die blauen Umhänge der Ul-mennaleith und die losen Hautlappen glubschäugiger Linkellars, rempelten hier und da einen chitinösen Kresh. Ein paar Essenstände boten warme Mahlzeiten an, und die Luft war voll von Rauch und schweren Gerüchen. Holt hatte Monate auf der Durchgangswelt zugebracht, bevor er Speisedüfte von Körpergerüchen unterscheiden konnte.
    Mit dem Diebesgut fest an den Körper gepreßt bahnte er sich einen Weg durch das Gewimmel der fremden Wesen und hielt aufmerksam Ausschau nach einem menschlichen Gesicht. Das war ihm inzwischen zur Gewohnheit geworden. Neu eingetroffene Menschen ließen ihn auf ein Schiff, auf Rettung hoffen.
    Doch auch diesmal blieb seine Suche ergebnislos. Nirgends war eine menschliche Stimme zu hören — nur das Gekläff der Dan'lai, das Schnalzen der Kresh und die Heultöne der Linkellars. Holt hatte sich inzwischen damit abgefunden. Er fand den Stand, den er aufsuchen wollte. Unter einem Verdeck aus grauem Leder blickte ein räudiger Dan'la zu ihm auf. »Ja, ja,«, schnarrte der Fuchsmensch ungeduldig. »Wer bist du? Was willst du?«
    Holt schob die bunt glitzernden Edelsteine, die auf der Theke verstreut lagen, zur Seite und legte die gestohlene Kaltfackel und die Klauenfeile auf den Tisch. »Handel«, sagte er. »Das hier für Marken.«
    Der Fuchsmensch warf einen Blick auf die Ware, hob dann den Kopf und kratzte sich nachdenklich an der Schnauze. »Handel, Handel, ein Handel mit dir«, trällerte er, nahm die Krallenfeile vom Tisch, warf sie von einer Hand in die andere,

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