Sandkönige - Geschichten
Weißt du es nicht mehr? Der Kapitän, Villareal und Susie Benet. Die drei sind zusammen weggegangen, und wir haben gewartet und gewartet.«
»Ach ja«, sagte Alaina. »Aber danach haben uns Michael und Jeff verlassen. Die arme Irai hat sich umgebracht, und Ian ist von den Fuchsmenschen geholt und an die Wand gehängt worden. Alle anderen sind weggegangen. Oh, ich weiß nicht wohin, Michael, ich weiß es einfach nicht.« Sie fing plötzlich an zu weinen. »Früher waren wir alle zusammen, aber jetzt sind nur noch Takker und ich da. Alle anderen haben uns im Stich gelassen. Wir sind die einzigen, die hierherkommen, die einzigen.«. Sie warf sich über den Tisch und schluchzte.
Holt wurde übel. Es war noch schlimmer als bei seinem letzten Besuch vor einem Monat — viel schlimmer. Er hatte Lust, die Flasche auf den Boden zu werfen, so wie damals, zwei Monate nach der Landung, als ihn nach endlos langem Warten der Kragen geplatzt war. Alaina hatte geheult, MacDonald geflucht und ihm einen Zahn lose geschlagen (der ihm manchmal immer noch weh tat), während Takker eine neue Flasche kaufte. Takker hatte immer genug Geld in der Tasche. Er war auf Vess groß geworden, einem Planeten, den sich Menschen mit zwei fremden Rassen teilten. Xenophile Neigungen galten unter den Vessmenschen als durchaus normal. Takker war zartbesaitet und willig, und die Fuchsmenschen (manche zumindest) fanden ihn attraktiv. Als sich Alaina mit Takker zusammengetan hatte und demselben Gewerbe nachgegangen war, waren Holt und Jeff Sunderland in einen Außenbezirk der Steinstadt umgezogen.
»Hör auf zu weinen, Alaina«, sagte Holt. »Ich bin ja hier. Sieh mal, ich habe euch Lebensmittelmarken mitgebracht.« Er griff in den Beutel und warf eine Handvoll auf den Tisch — rote, blaue, silberne, schwarze Plättchen. Sie klapperten, rollten eine Weile im Kreis und blieben schließlich liegen.
Schlagartig hörte Alaina auf zu weinen. Sie grabschte nach den Marken, und selbst Takker beugte sich vor und stierte auf den Tisch. »Rote Marken«, rief sie aufgeregt. »Sieh nur, Takker, rote Fleischmarken! Und silberne für Lethe. Sieh dir das an!« Sie schaufelte die Marken in ihre Tasche. Aber ihre Hände zitterten so sehr, daß einige zu Boden fielen. »Hilf mir, Takker«, sagte sie.
Takker kicherte. »Keine Sorge, Liebes. Es waren nur grüne, und wir brauchen keine Würmer, oder?« Er sah Holt an. »Vielen Dank, Michael, vielen Dank. Du bist ein großzügiger Mensch. Das habe ich auch Alaina gesagt, als ihr weggegangen seid, obwohl wir euch brauchten. Du und Jeff. Ian sagte, du seist ein Feigling, aber ich habe dich immer verteidigt, weißt du? Vielen Dank, Michael.« Er nahm eine silberne Marke und schnippte sie mit dem Daumen in die Luft. »Sehr großzügig von dir. Du bist uns immer herzlich willkommen.«
Holt sagte nichts. Der Schuppenaufseher war plötzlich neben ihm aufgetaucht, ein riesiger, blauschwarzer Fleischberg mit strengem Körpergeruch. Er blickte auf Holt herab, oder besser gesagt, er wandte ihm sein augenloses Gesicht zu. Aber von einem Gesicht konnte man eigentlich auch nicht reden, denn ihm fehlte der Mund. Das, was als Kopf gelten mochte, war eine schlaffe, halb gefüllte Blase voller Atemlöcher, umgeben von weißlichen Tentakeln. Es hatte die Größe eines Kinderkopfes, wirkte daher viel zu klein auf dem öligen Körper, der aus lauter Speckrollen bestand. Der Schuppenaufseher sprach kein Wort, weder Terranisch noch Ullisch oder Pidgin-Dan'lai, das in der Durchgangswelt als Handelssprache üblich war. Trotzdem wußte er immer genau, was seine Gäste wünschten.
Holt hatte nur den Wunsch zu gehen. Er stand auf, stahl sich an dem geduldig wartenden Vorsteher vorbei und eilte dem Ausgang entgegen. Die Tür glitt hinter ihm zu, und er hörte noch draußen Alaina und Takker-Rey über die Marken streiten.
Die Damoosh sind weise und vornehm — das jedenfalls sagte man auf Ymir. Die äußersten Sonnen ihres Gebietes grenzen an das ständig wachsende Reich der Menschen an, und es war auf einer uralten Damoosh-Kolonie, wo narKarmian starb und Holt zum erstenmal einem Linkellar begegnete.
Holt wurde damals von Rayma-k-Tel begleitet, einer Frau von Vess, mit hartem, scharfgeschnittenem Gesicht. Sie saßen in einer Kneipe nahe dem Raumhafen, die guten, aus dem Menschengebiet importierten Schnaps ausschenkte. Er und Rayma kippten das Zeug hinunter und schauten aus dem bemalten, gelben Fenster. Cain war seit drei Wochen tot. Plötzlich
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