Sandra die Detektivin in Jeans
daß Oma weinte. Auch ihre Mutter fummelte mit einem Taschentuch herum. Ob Rainer einen Unfall hatte...?
Sandra rannte die Stufen zur Terrasse hinauf. „Mama...! Was ist los, Mama?“ fragte sie erschrocken.
„Sandra...“ Ihre Mutter schluchzte auf. „Rainer ist...“ Sie zögerte, blickte auf Joschi.
Doch Frau Ansbach sagte leise: „Die Leute erfahrend ja doch.“
„Dein Bruder scheint in eine böse Geschichte verwickelt zu sein“, sagte Herr Seibold.
„Wegen Eva?“ fragte Sandra atemlos. „Was hat sie getan? Sie war am Telefon ganz schrecklich aufgeregt. Sie wollte Rainer sprechen. Aber wieso ist Rainer darin verwickelt? Er hat ja...“ Ihre Mutter unterbrach sie. „Das stimmt also mit Evas Anruf?“
„Ja, doch“, bestätigte Sandra ungeduldig. „Deshalb habe ich gestern abend so lange auf Rainer gewartet. Aber er wollte nicht zu ihr fahren. Weil er doch sauer auf sie ist. Sie könne was erleben, wenn er sie sehe oder so hat er gesagt und ist ins Bett. Was ist denn passiert?“
„Ach Gott! Das ist ja eine böse Aussage. Wenn du das vor der Polizei wiederholst...!“ Herr Seibold kratzte sich am Kopf.
„Nein, das darf sie nicht. Das müssen Sie verhindern!“ schrie Frau Faber auf.
„Als seine Schwester kann sie die Aussage verweigern“, erwiderte Herr Seibold.
„Welche Aussage? Wieso Polizei? Sagt mir doch endlich, was passiert ist!“ Fast hätte Sandra mit dem Fuß aufgestampft.
„Rainer ist verhaftet worden“, sagte ihre Großmutter.
„Ich ertrage es nicht! Mein Junge... schluchzte Frau Faber.
„Jemand hat gestern abend auf Eva geschossen. Angeblich soll Rainer das gewesen sein“, erklärte Herr Seibold.
Sandras Augen füllten sich mit Tränen. „Wo ist Rainer? Ist Eva tot?“
„Nein, aber sie ist sehr schwer verletzt. Rainers Unschuld wird sich erweisen, sobald Eva vernehmungsfähig ist“, sagte Herr Seibold und bemühte sich, zuversichtlich zu erscheinen.
„Aber Rainer war doch gar nicht weg! Er kann‚s nicht gewesen sein. Wieso verdächtigt man ihn?“ sagte Sandra und blickte verstört auf den breiten Kunstledergürtel in ihrer Hand.
„Was ist denn das?“ fragte Herr Seibold.
Sandra reichte es ihm. „Habe ich im Gartenhaus gefunden. Rainers Nierenschutz. Wo ist Rainer, Mama?“
Doch ihre Mutter war vor Weinen unfähig zu sprechen.
„Auf der Klause“, erklärte Herr Seibold. Auf der Klause war ein Stadtteil, in dem sich eine Strafvollzugsanstalt befand.
„Aber Rainer hat doch nichts getan! Weshalb sperrt man ihn ein?“ wiederholte Sandra verzweifelt. „Er lag im Bett!“
„Mir ist schlecht, Mutter“, stöhnte Frau Faber.
„Die Aufregung! Ich hole dir einen Weinbrand“, sagte Frau Ansbach und lief ins Haus.
Als sie zurückkam, deutete Herr Seibold zur Wohnzimmertür und sagte: „Komm mit rein, Sandra. Wir unterhalten uns in meinem Zimmer. Deine Mutter braucht jetzt Ruhe. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen.“
Er ging voraus.
Sandra folgte ihm, blieb jedoch an der Tür stehen und blickte sich nach Joschi um. „Komm, Joschi“, bat sie. Sie wollte, daß er bei ihr war. Sie brauchte ihn neben sich. Ohne Joschi fühlte sie sich hilflos und allein.
Sie gingen zusammen in Herrn Seibolds Arbeitszimmer und erfuhren endlich, was seit gestern abend geschehen war.
„Die Vorgeschichte kennst du“, sagte Herr Seibold zu Sandra. „Aber du scheinst nicht zu wissen, daß Rainer sich nicht schlafen legte, sondern später zu Eva fuhr. Als Eva aüs der Haustür in den Hof trat, wurde auf sie geschossen. Das haben die ermittelnden Polizeibeamten deiner Mutter berichtet. Ein Nachbar soll beobachtet haben, daß Rainer der Schütze war und daß sich außer ihm niemand auf dem Hofgrundstück befand. Ich werde mich noch genauer nach dem Inhalt des Ermittlungsberichtes erkundigen“, versprach Herr Seibold.
„Werden Sie Rainer verteidigen?“ fragte Joschi.
„Ich werde meinen Sohn darum bitten. Ich praktiziere ja nicht mehr.“
„Aber wenn Rainer doch sagt, daß er‚s nicht war! Wieso hat man ihn dann verhaftet? Dürfen die das denn?“ fragte Sandra.
Herr Seibold schüttelte bekümmert den Kopf. „Wäre er am Tatort geblieben, um sich der Polizei als Zeuge zur Verfügung zu stellen, hätte man ihn vermutlich nach Hause geschickt.
Doch Rainer geriet in Panik, als der Mann am Fenster ihn beschuldigte und ‚Mörder!‚ rief, wie dein Bruder deiner Muttererzählte. Sie hat ihn heute vormittag besucht. Außerdem hatte Rainer getrunken und bildete
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