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Sandra die Detektivin in Jeans

Sandra die Detektivin in Jeans

Titel: Sandra die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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sich ein, man würde ihm deshalb nicht glauben. Dabei hätte er nur bei den Nachbarn, die herausgelaufen kamen, stehen bleiben und sie auffordern sollen, ihn nach der Tatwaffe zu durchsuchen. Die Pistole wurde leider bisher nicht gefunden. Aber nein, Rainer verlor den Kopf. Er fürchtete auch Ärger, weil er in alkoholisiertem Zustand Moped fuhr.“ Herr Seibold seufzte. „Rainer ist ja nun alles andere als ein Held. Wenn‚s Probleme gibt, läuft er davon. Das wissen wir ja.“
    Sandra nickte. Wenn Rainer Schwierigkeiten in der Schule hatte oder später auf seiner Lehrstelle, dann traute er sich nie nach Hause. Einmal hatte er sich wegen seiner schlechten Zeugnisnoten eine ganze Nacht auf dem Dachboden des Nebenhauses versteckt. Sandra stöberte ihn dort mit Joschi auf.
    „Ich glaube, er tut‚s wegen Mama“, sagte sie. „Er hat immer Angst, Mama zu enttäuschen.“
    Herr Seibold nickte. „Er sagt, er fuhr ziellos in der Stadt herum...“
    „Deshalb hat er mich heute morgen nicht geweckt. Er war nicht zu Hause“, sagte Sandra.
    „Sein Nierenschutz! Er muß hier übernachtet haben!“ rief Joschi.
    „So ist es“, bestätigte Herr Seibold. „Susi muß ihn gehört haben. Und ich dachte, sie rege sich wegen der Katzen auf. Hätte ich doch nur nachgesehen! Statt dessen schimpfte ich sie aus.“ Herr Seibold tätschelte Susi, die zu seinen Füßen lag.
    Als er sich wieder aufrichtete, fuhr er fort: „Angeblich soll Rainer, so sagte er jedenfalls aus, gegen Morgen den Entschluß gefaßt haben, sich der Polizei zu stellen, um seine Aussage zu machen und um zu erfahren, was mit Eva war. Er sorgte sich natürlich um sie. Unglücklicherweise brauste er, durcheinander wie er war, und eilig, wie er es plötzlich hatte, ohne Licht und bei Rot durch die Straßen. Eine Verkehrsstreife sah ihn und gab ihm Zeichen, anzuhalten. Rainer geriet erneut in Panik und versuchte, dem Streifenwagen zu entkommen.“ Herr Seibold stöhnte. „Er hat aber auch alles falsch gemacht! Die Streife verfolgte ihn. Als sie ihn stellten, sagte Rainer: ,Ich war‚s nicht! Ich habe sie nicht erschossen!‚ Da wußten die Beamten, wen sie vor sich hatten. Sie brachten ihn zur Vernehmung aufs Revier und führten ihn schließlich dem Haftrichter vor. Da Rainer sich seiner Verhaftung widersetzt und sich durch seine zweimalige Flucht verdächtig gemacht hatte, ordnete der Haftrichter wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr seine Einweisung in Untersuchungshaft an. Man hat deine Mutter heute morgen davon verständigt. Sie war inzwischen bei Rainer.“
    „Und ich saß in der Schule!“ stöhnte Sandra.
    „Da warst du doch gut aufgehoben“, meinte Herr Seibold.
    Sandra blitzte ihn verweisend an. „Wo das alles mit Rainer passierte! Nicht mal heute mittag habe ich was gewußt. Als ich heimkam, war meine Mutter nicht da. Sie hätte mir eine Nachricht hinterlassen können.“
    „Mann, sollte sie dir einen Zettel hinlegen ,Rainer ist im Knast?“ sagte Joschi.
    Sandra wurde rot. „Wie geht es Rainer?“
    Herr Seibold zuckte hilflos die Schultern. „Gut wird‚s ihm in seiner augenblicklichen Situation nicht gehen. Aber das wird wieder.“
    „Glauben Sie, daß er‚s getan hat?“ fragte Joschi.
    Sandra blickte Joschi empört an.
    Doch Herr Seibold nahm die Frage ernst. Er war ein alter, erfahrener Strafverteidiger. Und er wußte, daß Menschen in Ausnahmesituationen zu vielem fähig waren. Rainer befand sich seit langem in einem verzweifelten seelischen Zustand. Die Trennung von Eva überwand er nicht. Und daß er auch noch von seinem Nebenbuhler zusammengeschlagen worden war, das konnte einen sensiblen Jungen wie Rainer schon die Fassung verlieren und an Rache denken lassen. Herr Seibold nahm an, daß diese vorausgegangene Schlägerei, deren Spuren in Rainers Gesicht ja noch deutlich zu sehen waren, wie Frau Faber sagte, bei der Entscheidung des Haftrichters, ob Rainer trotz seiner Unschuldsbeteuerungen als Tatverdächtiger anzusehen sei, eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte.
    Doch Herr Seibold kannte Rainer seit vielen Jahren. Er hielt ihn für fähig, im Affekt zuzuschlagen, wenn er in die Enge getrieben wurde. Doch einen überlegten Mordanschlag traute er ihm nicht zu. Die Verteidigung würde ein psychiatrisches Gutachten über seine seelische Gesamtstruktur beantragen müssen.
    „Ich halte ihn nicht für schuldig“, sagte er. „Ich glaube Rainer. Außerdem: woher sollte er sich eine Pistole beschafft haben?“
    „Wer war es dann?“

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