Sandra die Detektivin in Jeans
strafmündig. Jedenfalls wollen Bollerheys verhindern, daß die Sache an die Öffentlichkeit dringt. Weshalb wohl?“
„Aber das andere ist viel schlimmer. Sie müssen die Polizei einschalten. Vielleicht hat Gesine sich etwas angetan...? Man muß sie suchen!“ Joschi warf seinen Löffel hin. „So ein Mist! Haut einfach ab. Die ist ja nicht dicht.“
Sandra sah, daß es ihm mächtig naheging. Sie schluckte. Sie hatte nicht gedacht, daß Gesine ihm soviel bedeuten könnte.
Stumm sah sie zu, wie Joschi den Suppenrest aus seinem Teller in den Ausguß schüttete, mit Wasser nachspülte, und heißes Wasser in die Spüle einlaufen ließ, um das Geschirr abzuwaschen, das sich auf der Ablage stapelte.
Es war Joschis tägliche Aufgabe, am Mittag das Frühstücksgeschirr und seinen Teller vom Mittagessen abzuwaschen. Er haßte diese Aufgabe.
Sandra stand auf und nahm ein Geschirrtuch vom Haken, um das Geschirr abzutrocknen.
Joschi akzeptierte schweigend ihre Hilfe.
Plötzlich hielt er in seiner Tätigkeit inne. Er blickte Sandra an. „Was geht dich das alles eigentlich an! Ich denke, du magst Gesine nicht?“
„Sie hat mich nur manchmal genervt. Deshalb ist es mir noch lange nicht egal, wenn ihr etwas zustößt“, sagte Sandra trotzig.
„Aber was können wir tun?“
„Verhindern, daß die Bande untertaucht und ihre Spuren verwischt.“
„Welche Spuren?“ fragte Joschi verständnislos.
Das wußte Sandra auch nicht. Es war nur eine spontane Idee von ihr. „Die Bande weiß schon, was sie zu verbergen hat. Wir müssen ihr zuvorkommen.“
„Wie willst du sie finden?“
„Über das Mädchen. Wir scheuchen die Bande auf, machen sie nervös. Vielleicht verraten sie sich dann.“ Sandra winkte mit dem Geschirrtuch. „Komm, mach weiter.“
Joschi holte eine Tasse aus dem Wasser, wischte sie oberflächlich mit dem Spültuch aus und reichte sie Sandra. „Pfusch der Polizei besser nicht hinein. Ich bin überzeugt, daß Bollerheys die Polizei doch einschalten.“
„Wir könnten der Polizei helfen.“
„Dazu brauchten wir ihr nur zu melden, mit wem ich Gesine gesehen habe.“
„Und warnen damit vielleicht die Bande. Glaubst du, das Mädchen wird der Polizei Namen nennen? Sie verrät ihre Freunde nicht, da bin ich sicher.“
„Die Polizei bekommt die Namen heraus. Sie brauchen bloß nachzuforschen, mit wem sie herumgezogen ist.“
„Der Eierlöffel ist nicht sauber.“ Sandra warf ihn ins Spülwasser zurück. „Übrigens kommt Gesines Mutter heute her. Sie soll entscheiden, was sie unternehmen werden. Deshalb soll bis dahin niemand erfahren, daß Gesine abgehauen ist. Wir dürfen also vorerst nicht darüber sprechen.“
Joschi fischte den Eierlöffel und ein letztes Messer aus dem Wasser und warf es auf die Spülablage. „Würdest du dich erpressen lassen?“
„Wer das versucht, muß lebensmüde sein“, erwiderte Sandra grimmig.
„Ich hätte Angst.“
„Vor Erpressern?“
„Nein, um dich.“ Joschi drehte sich zu Sandra um und legte seine nassen Hände um ihre Oberarme. „Lauf bloß nicht mal weg. Egal, was du angestellt hast.“
„Du spinnst ja, ich stelle nichts an“, sagte Sandra glücklich und dachte: das mit Gesine scheint Joschi doch nicht so ernst gewesen zu sein.
Joschi polierte die Spüle, und Sandra wischte die Herdplatte ab.
Als Sandra anschließend ins Badezimmer ging, um sich die Hände zu waschen, entdeckte sie auf der Spiegelablage ein Paar Ohrclips und eine Brosche.
Sandra erstarrte.
Es war die gleiche Brosche, die Gesine ihr angeboten hatte.
Sandra nahm die Brosche und stürzte zu Joschi in die Küche. „Wie kommst du zu dieser hier?“ Sie hielt Joschi die Brosche auf der offenen Handfläche entgegen.
„Was meinst du damit?“ fragte Joschi erstaunt.
„Es ist Gesines Brosche!“
„Sie gehört meiner Mutter, die hat lauter so Zeug“, sagte Joschi. „Sie hat sie von Röttgers. Schließlich arbeitet meine Mutter dort.“
„Dann hat Gesine sie bei Röttgers geklaut? Oder...“ Wieder flackerte die alte Eifersucht in Sandra auf. „War Gesine mal hier?“
Joschi lachte ärgerlich. „Jeden Tag.“
„Ich frag ja nur“, sagte Sandra kleinlaut. „Also, bei Röttgers!“
„Sieht so aus. Die kaufen jedes Stück dutzendweise ein“, sagte Joschi. „Was schließt du daraus?“
„Daß sie unecht ist. Daß Gesine sich wegen solchem Mist hat erpressen lassen. Die ist ja bescheuert.“
„Nicht deshalb“, widersprach Joschi, „sondern wegen des Diebstahls
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