Sandra die Detektivin in Jeans
denken, die ihr vielleicht aus Gesines Verhalten entstehen. Sie sollte sich lieber um ihre Tochter kümmern als um ihre Karriere. Vielleicht ist das überhaupt die Ursache von Gesines Schwierigkeiten.“
„Ich habe auch einen Beruf. Du kannst es einer Frau nicht verdenken, wenn sie sich um ihre Ausbildung und um ihr Weiterkommen sorgt“, hielt Marlene Faber ihm vor.
„Aber du hast uns darüber nie vernachlässigt“, sagte Rainer.
„Schön, das von dir zu hören.“ Marlene Faber lächelte.
„Die Polizei ist doch nicht so bescheuert, die Sache vorzeitig auszuposaunen“, ereiferte sich Sandra. „He, vielleicht bluffen Bollerheys nur, weil die Polizei sie darum gebeten hat, die Erpressung vorläufig geheimzuhalten?“
Frau Faber schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich kenne die alte Frau Bollerhey. Mir hätte sie das anvertraut. Sie klang absolut ehrlich und besorgt. Die Maßnahme ihrer Schwiegertochter schien ihr nicht zu behagen.“
„Ich habe geahnt, daß es so kommt“, sagte Sandra.
„Die Polizei könnte ihre Ermittlungen in dieser Richtung auch gar nicht geheimhalten. Sie müßte Nachforschungen anstellen und Gesines Mitschüler verhören“, meinte Rainer.
Er steckte sein Pausenbrot ein. „Ich muß los. Tschau, Mutti! Sandra!“
„Nimm eine Jacke mit. Es sieht nach Regen aus“, sagte Marlene Faber.
Sie blickte Sandra an. „Schade, daß du dich mit Gesine nicht verstanden hast. Das arme Ding. Sie tut mir leid.“
„Gibst du jetzt mir die Schuld an ihrem Verschwinden? Was kann ich dafür, daß sie klaut!“ rief Sandra empört.
Ihre Mutter lenkte ein. „Natürlich kannst du nichts dafür. Ich meinte ja nur, daß es für Gesine vielleicht gut gewesen wäre, wenn sie eine Freundin gehabt hätte.“
Sandra steckte beleidigt ihr Pausenbrot in die Schulmappe. „Tschüs, und entschuldige, daß ich dich aufgeweckt habe“, sagte sie und lief hinaus.
Joschi wartete bereits vor ihrer Haustür.
„Hast du es in der Zeitung gelesen?“ fragte Sandra.
„Was denn?“ Joschi las am Morgen keine Zeitung. Er stand erst in der letzten Minute auf und hatte dann genug damit zu tun, rechtzeitig für die Schule fertig zu werden.
„Gesine steht drin. Aber kein Wort von der Erpressung oder von ihren Briefen. Nur, daß sie verschwunden ist. Bollerheys haben es der Polizei verschwiegen. Habe ich dir nicht gesagt, daß es so kommt?“ sagte Sandra, während sie raschen Schrittes zur Schule gingen.
„Wollen wir es der Polizei melden?“
„Bollerheys sind dagegen. Sie haben meine Mutter noch einmal beschworen, nur ja den Mund zu halten. Es soll niemand erfahren, daß Gesine vermutlich geklaut hat und damit erpreßt worden ist.“
„Irre! Dann forscht die Polizei also gar nicht nach den Erpressern?“
„Woher denn, wenn sie nichts davon weiß.“
„Wie wäre es mit einem anonymen Anruf?“ schlug Joschi vor.
„Erst müssen wir mehr wissen. Ich habe mir das überlegt. Zeig mir das Mädchen. Ich versuche herauszubringen, ob sie etwas mit der Erpressung zu tun hat. Vielleicht hat sie Gesine nur zufällig getroffen. Es wäre gemein von uns, sie der Polizei zu melden, wenn sie unschuldig ist.“
„Aber wir könnten
Sandra wußte, was Joschi einwenden wollte, und fiel ihm ins Wort. „Das hat Zeit! Komm jetzt! Beeil dich! Vielleicht können wir sie noch vor der Schule abfangen.“
Im Schulhof wimmelte es bereits von Schülern und Lehrern.
Joschi lief suchend durch die Gruppen. Sandra hielt sich in einigem Abstand hinter ihm.
Es war ihr selbst unklar, weshalb sie es vermied, von dem Mädchen mit Joschi zusammen gesehen zu werden. Doch instinktiv fand sie es besser, wenn das Mädchen glaubte, Sandra sei allein. Erpresser nahmen es eher mit jemandem auf, den sie schutzlos glaubten. An ein Freundespaar wagten sie sich kaum heran.
Plötzlich blieb Joschi stehen, drehte sich nach Sandra um und nickte.
Sandra legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und winkte ihm mit einer Kopfbewegung, zu ihr zu kommen. Sie stand halb von einer Gruppe verdeckt.
Joschi kam zu ihr zurück.
„Sie stellt eben ihr Fahrrad ab. Die Dicke in dem verwaschenen Parka. Ich meine, das müßte sie sein. Ich erkenne ihr Fahrrad. Das vordere Schutzblech ist rot, das hintere blau.“
Sandra blickte zum Fahrradabstellplatz.
Das Mädchen, das Joschi meinte, sah aus wie jede andere Schülerin: eilig, rotwangig vom schnellen Pedaletreten und mit dem üblichen abgehetzten „Fast-wieder-zu-spät-Ausdruck“ im Gesicht.
„Geh ein
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