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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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schon befürchtete, die Pistole nicht mehr betätigen zu können. Da sah ich meinen Bruder und Mary um eine Wegbiegung reiten. Sie lachten gerade über irgendeinen Scherz und warfen einander liebevolle Blicke zu.
    Ich trat unter den Bäumen hervor, zielte auf Marys Herz und drückte ab. Sie schrie nicht einmal auf. Sie erstarrte einfach in ihrem Sattel und stürzte dann zu Boden. Robert schrie ihren Namen, sprang vom Pferd und eilte an ihre Seite. Er hob sie in die Arme, wiegte sie und flüsterte unausgesetzt ihren Namen. Er schaute sich nicht einmal um und sah mich deshalb auch nicht herankommen, bis ich direkt neben ihm stand. Da hob er den Kopf und sagte mit erbärmlicher Stimme: »George, man hat Mary umgebracht.’ Ich erwiderte: ‚Ja, ich habe Mary erschossen.’ Als ihm die Erkenntnis dämmerte, hob ich die zweite Pistole -seine zweite Pistole! – und erschoss ihn ebenfalls.“
    Voller Genugtuung seufzte er auf. „Die Erinnerung an diesen Augenblick habe ich jahrelang genossen. Trotzdem bedauerte ich, dass ich nicht bei meinem ursprünglichen Plan geblieben bin.“
    Er zuckte die Schultern. „Als sich meine Wut abgekühlt hatte, wurde mir klar, dass ich mich bis ins Einzelne an diesen Plan hätte halten können. Nachdem ich Mary geehelicht hätte, hätte ich nur für einen Sturz vom Pferd oder auf der Treppe zu sorgen brauchen, um dadurch entweder eine Fehlgeburt oder den Tod von Mutter und Kind auszulösen. Jede dieser Möglichkeiten würde das Problem aufs Hübscheste gelöst haben, und Radcliffes Vermögen hätte ich tatsächlich sehr gut brauchen können.“
    „Ein einziges Vermögen war Ihnen nicht genug?“ fragte Charlie angewidert.
    „Wie ich schon sagte, das Leben in London kostet ungemein viel Geld. Außerdem liebe ich das Glücksspiel, wie Sie sicherlich schon dank der Geschichte mit Roberts Pistole erraten haben. Wenn ich gewinne, gewinne ich große Summen, doch wenn ich verliere …“ Er zuckte die Schultern. „Ich bin ein wenig knapp bei Kasse. Die Gläubiger stoßen recht unangenehme Drohungen aus. Deshalb war ich ja so glücklich, als ich hörte, Radcliffe habe Sie geheiratet.“
    Charlie vermochte ihm nicht ganz zu folgen. Was hatte ihre Eheschließung mit seinem Glücksspiel zu tun? Es sei denn …
    „Ich erkannte nämlich, dass Gott mir eine zweite Chance gewährte.“
    „Mit diesem Irrsinn hat Gott nichts zu tun!“
    Norwich schaute sie so ernsthaft an, dass er beinahe vernünftig wirkte. „Sie irren sich, meine Liebe. Englands Könige sind direkte Nachfahren Christi. In unseren Adern fließt sein Blut. Gott hat größtes Interesse an meinen Taten. ‚Dieu et mon droit.’“
    Falls sie zuvor seine geistige Gesundheit angezweifelt hatte, so brauchte sie das jetzt nicht länger zu tun: Dieser Mann war eindeutig verrückt.
    „Norwich, Sie glauben doch nicht allen Ernstes, Gott möchte, dass Sie uns erpressen?“
    „Erpressen?“ Das schien ihn zu verblüffen. „Ich beabsichtige doch nicht mehr, Sie zu erpressen.“
    Jetzt war Charlie wirklich verwirrt. „Der Brief … die Forderung, dass Radcliffe Sie hier treffen möge …“
    „Schrieb ich ihm etwa, er solle irgendwelche Wertgegenstände oder Geld mitbringen?“
    „Nein“, musste sie zugeben. „Was aber wollten Sie …“
    „Ihn töten will ich selbstverständlich.“ Als sie bei diesen Worten erbleichte, lächelte er. „Sie sind mit Radcliffe verheiratet. Andere Verwandte hat er nicht. Wenn er stirbt, erben Sie. Dann werde ich Sie ehelichen, und alles wird mir gehören.“
    Er schien außerordentlich zufrieden mit sich selbst zu sein. Wäre Radcliffe daheim gewesen, hätte er die Nachrieht gelesen und die Verabredung eingehalten, dann wäre er womöglich getötet worden. In diesem Fall hätte sie sich vielleicht von diesem gut aussehenden, liebenswürdigen Mann, der nun vor ihr stand, bezaubern lassen, ihn geheiratet und nie erfahren, dass er der Mörder ihres Gemahls war.
    „Falls es Ihnen irgendwie gelingen sollte, meinen Gatten umzubringen, dann glauben Sie doch wohl nicht wirklich, ich wäre willens, Sie zu heiraten!“
    Er blickte finster drein. „Das ist leider ein Problem, das Sie selbst schufen, als Sie heute hierher kamen. Sie sollten von alledem nichts erfahren. Bedauerlicherweise haben Sie meine Planung durcheinander gebracht. In gewisser Weise ist dies beinahe eine Wiederholung des Tages, an welchem Mary und Robert starben.“
    Charlie spürte, wie die Angst sie beschlich – die Angst um ihr
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