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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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„Und wie verlief deine Anprobe?“
    Charlie verzog die Lippen. „Jedenfalls nicht so gut wie die meines Bruders, sehe ich. Madame Decalle kam gleich, nachdem Sie gegangen waren, und wurde erst fertig, kurz bevor Sie zurückkehrten. Mein ganzer Tag bestand nur daraus, gestochen und herumgeschubst zu werden.“
    „Ach, du liebe Güte! Das klingt ja schrecklich.“ Radcliffe hörte sich eher belustigt als mitfühlend an.
    Dies ärgerte Charles’ Schwester offenbar. Sie lächelte süß, neigte den Kopf zur Seite und fragte unschuldig: „Sagten Sie nicht etwas von einer Entschuldigung?“
    Radcliffes Erheiterung legte sich sofort. „Ah ja.“ Er seufzte. „Gestern als ich ohne anzuklopfen in das Zimmer platzte, während du …“
    Da er zögerte weiterzusprechen, zog sie eine Augenbraue hoch, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie errötete, als sie an ihre Nacktheit zu diesem Zeitpunkt dachte.
    „Nun, ich fürchte, es war ungehörig von mir, nicht vorher anzuklopfen. Ich wusste ja nicht, dass du und dein Bruder die Zimmer getauscht hattet, und ich … Nun, es war jedenfalls höchst ungehörig von mir. Es tut mir sehr Leid, dass ich dich in einem solchen Zustand …“
    „Schon gut“, unterbrach sie ihn endlich und stellte ihre Teetasse auf den Tisch. Seine Entschuldigung war ihr ebenso peinlich wie der ganze Vorgang. Sie erhob sich, um den Tisch zu umrunden, der zwischen ihnen stand, weil sie möglichst rasch aus der Bibliothek gelangen wollte. Als Gentleman stand Radcliffe sofort auf, und als sie mit der Schuhspitze in der Eile unten an einem Tischbein hängen blieb und stolperte, sprang er schnell nach vorn und zog sie an seine Brust.
    Sie errötete noch tiefer und kam sich reichlich töricht vor. Rasch richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und schaute zu ihm hoch. Der Atem stockte ihr, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Seine Augen spiegelten blankes Begehren, sein Blick glitt über ihre Brüste, die vom Korsett und dem Gewand darüber zusammengepresst wurden wie zwei reife Melonen, die im nächsten Moment aus dem Obstkorb kullern würden.
    Charlie musste schlucken, als ein Prickeln sie überlief. Sofort wollte sie einen Schritt rückwärts tun, stieß jedoch gegen die Seite des Sessels, den sie eben verlassen hatte, und wäre beinahe aufs Neue gestrauchelt. Wieder fasste Radcliffe sie am Arm, um sie zu stützen, und zog sie unwillkürlich sanft vorwärts, bis seine Lippen ihre berührten.

8. KAPITEL
     
    Als sie Radcliffes Lippen auf ihren fühlte, hielt Charlie ganz still – zuerst nur aus Überraschung, dann aus Neugier. Sie hatte ihr ganzes Leben auf dem Lande verbracht, und Beth war ihre einzige Freundin und Spielkameradin gewesen. Abgesehen von ihrem Vater und dem Onkel, war Radcliffe der erste Mann, mit dem sie und Beth längere Zeit zusammen gewesen waren. Er schien ein durchaus anständiger Kerl zu sein. Seriös. Meisterhaft. Vertrauenswürdig. Und sie hatte sich schon immer gefragt, wie es wohl wäre, einen Mann zu küssen. Mit wem sonst sollte sie es dann einmal ausprobieren, wenn nicht mit ihm?
    Gerade bekam sie Geschmack an der Sache, als Radcliffe plötzlich die Regeln dieses Spiels änderte. Im einen Moment noch spürte sie seinen Mund auf ihrem, im nächsten fühlte sie seine Zunge zwischen ihren Lippen. Als sie den Mund zum Protest öffnete, änderte sich der Kuss vollends. Aus der süßen, warmen Glut loderte ein Feuer hoch, denn seine Zunge drang in ihren Mund ein, und dieser Kuss drohte Charlie zu verzehren.
    Das gefiel ihr. Sehr sogar. Nicht im Entferntesten dachte sie daran, ihn aufzuhalten. Im Gegenteil – sie wollte, dass sie ihm noch näher käme. Als er die Arme um sie legte, fasste sie ihn bei d^n Schultern, drückte sich an ihn und öffnete bereitwilligst die Lippen. Es war wunderbar. Sie wünschte, dieser Kuss würde niemals enden. Doch da hörte sie ihn den Namen „Beth“ an ihrem Mund flüstern.
    Es war, als hätte jemand gleichzeitig die Vordertür und die zur Bibliothek geöffnet, wodurch ein eiskalter Windzug in den Raum und über ihren Rücken strömte. Radcliffe küsste nicht wirklich sie, er küsste Beth! Verworrene Gefühle stürzten auf sie ein: Enttäuschung, Eifersucht, Verärgerung. Hatte er die wirkliche Beth schon einmal geküsst? So wie jetzt? Charlie erstarrte in seinen Armen, wollte schon zurückweichen, doch er zog sich selbst zurück, weil er ein Geräusch von der Tür her gehört hatte.
    „Ja, Stokes?“
    Charlie errötete vor Verlegenheit.

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