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Sanssouci

Sanssouci

Titel: Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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erinnerte sich nicht an Heikes Kleidung. Arnold: Und ihre Haare? Was hat sie für Haare, wie sind sie geschnitten? Alexej antwortete, sie habe blonde Haare, sehr lang. Arnold: Sie trägt ein schwarzes Oberteil, schulterfrei, und einen schwarzen Rock, kaum bis zu den Knien. Hier, bis dahin, verstehen Sie? Und Flipflops. Jeder trägt heute Flipflops, ich nicht, sehen Sie, ich nicht! Arnold trug völlig ausgetretene Sandalen, die er im selben Augenblick auszog und,von plötzlicher Wut gepackt, in einen Garten schleuderte. Ich hasse diese Flipflops, rief er. Sonst ist sie im Juli immer barfuß gelaufen. Alexej schaute ihn fragend an. Nach einer Weile bekam der Junge wieder einen friedlicheren Gesichtsausdruck. Waren Sie einmal in Potsdam, fragte er. Was sind Sie überhaupt, sind Sie ganzer Russe oder halb und halb oder so ein Aussiedler oder was? Max hat viel von Ihnen erzählt, aber es ist mir nie ganz klargeworden, was Sie eigentlich für einer sind. Alexej: Warum redest du so? Was ich für einer bin , das ist eine herablassende Wendung. Warum sagst du das? Übrigens war ich noch nie in Potsdam. Ich kenne nicht viele Städte in Deutschland. Arnold wechselte nun plötzlich zum Du. Ich finde dich lustig, sagte er. Als ich vorhin in diese Scheißkneipe reinging, dachte ich, mal gucken, ob dieser Mönch Alexej da ist und man ihn auf Anhieb erkennen kann. Und du bist ja wirklich ein total echter Mönch! Ziehst du diese Kappe nie ab? Alexej verneinte. Übrigens sei er das heute schon mehrfach gefragt worden. Arnold wurde nachdenklich und schaute eine Weile vor sich hin. Dann: Weißt du, warum sie es fragen? Warum alle nach deiner Kappe fragen? Weil du dich von ihnen unterscheidest. Allein durch deine Kleidung. Weil dein Mönchsein für sie ausdrückt, daß du dich für etwas Besseres hältst. Du machst dich arm und unterwirfst dich Regeln, eigentlich das Gegenteil von Hochmut, aber gerade das ertragen sie nicht. Sie wollen nämlich, daß alles gleich ist. Sie können nicht ertragen, wenn sich jemand von ihnen unterscheidet. Letzten Endes wollen sie alles, was anders ist, ausmerzen …
    Alexej schaute den Jungen an. Er wußte nicht, ob das Phrasen waren, die der Junge irgendwo aufgeschnappt hatte, oder ob Arnold sich das alles selbst ausdachte. Alexej sagte, in der Selbsterniedrigung liege eine große Gefahr, vielleicht die größte. Sie ist von der Selbstüberhebung nur ganz schwer zu unterscheiden. Aber es ist nicht ein und dasselbe. Ja, rief Arnold, ja, es ist nicht ein und dasselbe, aber sie glauben es einem ja nicht. Sie glauben es einem nicht! Er stampfte mit den nackten Füßen auf die Straße. Alexej entgegnete, man solle vielleicht nicht so sehr darauf achten, was andere über einen dächten. Auch darin liege eine Gefahr. Arnold, wieder ruhiger: Ja, ich weiß. Du bist echt ein kurioser Pfaffe. Du paßt zu Max. Er hat dich regelrecht geliebt. Es hat ihn nur gestört, daß man mit dir nicht trinken kann. Du bist zu asketisch für ihn gewesen. Alexej mußte nun unwillkürlich lachen. Dieser Arnold hatte Max Hornung wirklich gut gekannt. Wo gehst du hin? fragte er den Jungen. Sollen wir ein Stück zusammen gehen? Und wohin ist denn deine Schwester eben verschwunden? Er: Wo meine Schwester ist, ist egal. Ich habe auch nicht viel Zeit. Wir treffen hier gleich einen Freund. Am Abend, sehen wir uns diesen Abend, oder gehst du gleich wieder in dein Kloster? Wo ist denn dein Kloster? Ich weiß gar nicht, wie man sich so ein Kloster vorzustellen hat. Alexej sagte, sein Kloster sei in München. Er fahre heute zu seiner Mutter, die in der Nähe von Frankfurt wohne, und werde morgen nach München zurückreisen. Am Abend werde auch sein Bruder bei der Mutter sein, er habe ihn seit des Vaters Tod nicht gesehen. Arnold: Wann ist denn dein Vatergestorben? Sein Vater, antwortete Alexej, sei vor sieben Monaten gestorben, im Dezember, zwei Tage vor Weihnachten nach hiesiger Rechnung. Arnold: War er alt? Er war nicht jung, sagte Alexej, er war vierundfünfzig und sehr krank. Alexej fragte nun, was denn sein, Arnolds, Vater mache, und seine Mutter? Ob sie gemeinsam in Potsdam lebten? Arnold wirkte plötzlich angewidert und sagte, er habe wirklich keine Zeit jetzt, er müsse nach Heike schauen. Sie sei dahinten in der Straße, er habe sie viel zu lange warten lassen. Sie seien auch gar nicht mit einem Freund verabredet, das habe er bloß erfunden. Alexej ging nicht weiter darauf ein, sondern gab Arnold seine Telefonnummer. Irgendwie fühlte

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