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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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einförmige dunkle Grau, wohin er auch blickte: Bäume, die er mehr ahnte als sah in dem alles erstickenden Weiß des Schneesturms. Über ihm war ein unheilvolles Brausen zwischen den brütenden Tannen, und den Frosthauch, der vom Boden ausging, spürte er schon im Knochenmark seiner Beine. Sie waren weit weg von jeder Unterkunft, hatten sich im Schneesturm verfahren und überdies ihre Zugtiere verloren. Er hatte nicht umsonst sein ganzes Leben im Nordland verbracht. Er wußte sehr genau, in welcher Gefahr sie nun steckten.
    »Claus!« rief Anya mit vor Angst schriller Stimme. »Komm zurück! Ich kann dich nicht mehr sehen . . .«
    »Gleich, Anya«, rief er mit gepreßter Stimme, während er mit beiden Händen Donners Kopf und Hals massierte, um ihn von seiner Lähmung zu befreien. »Komm, Junge«, redete er beschwörend auf das Ren ein, »steh auf. Versuch es wenigstens. Kommt, ihr Guten . . .« Doch Donners Kopf fiel nur kraftlos in den Schnee zurück, als er ihn wieder losließ, während Blitz neben ihm noch tiefer in das lockere Weiß hineinrutschte.
    »Claus!« rief Anya.
    Claus rannte zum Schlitten zurück und kämpfte gegen den Schneesturm an, alarmiert von dem Klang ihrer Stimme. Er setzte sich neben sie, legte die Arme um ihre Schulter und zog sie an seine Brust, um sie zu wärmen und zu beruhigen. Doch während sie noch den Kopf hob, um seinem Blick zu begegnen, schien eine unwiderstehliche Schläfrigkeit sie zu befallen. Ihre Augen wurden trüb, und sie lag ohnmächtig in seinen Armen.
    »Oh, mein Gott! Anya . . .«, keuchte Claus. Er zog sie noch fester an seine Brust, rieb ihre Arme und versuchte verzweifelt, sie zu wärmen, obwohl es ihm unbegreiflich war, daß eine so kräftige Frau und zwei so wetterharte Rentiere so rasch der Kälte erliegen konnten.
    Doch während er sich noch wunderte, berührte ihn selbst diese schleichende Trägheit mit eisigem Finger. Er schüttelte den Kopf in dem Bemühen, die Augen offenzuhalten. Das durfte ihm doch nicht passieren, sagte er sich — nicht am Weihnachtsabend, ehe er sein letztes Spielzeug abgeliefert hatte . . .
    Dann fiel Claus in seinen Sitz zurück, während ihm die Lider schwer wurden und er seine geliebte Frau noch im Arm hielt. Erbarmungslos fielen Wind und Schnee über sie her und deckten sie zu, bis sie eins wurden mit dieser weißen Unendlichkeit . . .
    Donner erwachte schnaubend und hob den Kopf, um sich von dieser klebrigen Last zu befreien, die ihn bedeckte. Er öffnete vorsichtig erst das eine, dann das andre Auge und blinzelte. Wie hatte er nur einschlafen können, wo er doch eben noch den Schlitten gezogen hatte, wie er sich erinnerte? Und was hatte ihn nun geweckt, wo doch kein Wind mehr zu hören war und kein rieselnder Schnee? Er sah sich erschrocken um und stellte die Ohren auf: Der Wind, der Sturm, der Schnee waren verschwunden — und mit ihnen der Wald. Die Luft war still und klar und erstaunlich kalt. Donner sprang auf die Beine. Er stand auf einer gefrorenen Ebene, auf der kein einziger Baum wuchs, unter einem Himmel mit unglaublich hellen Sternen.
    Donner senkte den Kopf und stupste seinen noch reglosen Gefährten mit der Nase. Langsam öffnete Blitz seine schweren Lider und schüttelte die Fesseln dieses geheimnisvollen Schlafes ab, der ihn so unvermittelt zu Boden geworfen hatte. Und dann, als er sich in einer so fremdartigen Umgebung wiederfand, sprang er ebenfalls hellwach und erschrocken auf die Beine.
    Beruhigt, daß seine Sinne ihn nicht trogen, blickte Donner nun über die Schulter auf seinen Meister und seine Meisterin. Sie waren wie er vom Schlaf überwältigt worden und saßen zusammengesunken im Schlitten. Mit einem lauten Schnauben versuchte Donner, auf sich aufmerksam zu machen.
    Claus erwachte bei diesem Geräusch und blinzelte nicht weniger verwundert wie seine Tiere, als er seine neue Umgebung wahrnahm. Und als sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, nahmen sie noch etwas Unglaublicheres wahr als die Weite und die Sterne, und er betrachtete alles staunend. Sacht rüttelte er an Anyas Schulter, bis auch sie die Augen aufschlug und schlaftrunken den Kopf schüttelte. »Anya«, flüsterte Claus. Anya blickte in die Richtung, in die er deutete, und ihre Augen wurden so groß wie die seinen.
    Der Nordstern hing direkt über ihnen — so hell, wie sie ihn noch nie gesehen hatten. Er blinkte wie ein Leuchtfeuer, und seine Strahlen deuteten wie ein Finger auf die Ebene, die sich vor ihnen ausbreitete und wo nun

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