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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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leuchteten.
    »Gute Nacht, zusammen«, sagte ich noch, dann hatte Mr George mich aus dem Raum geführt. Außer dem kleinen Robert hatte mir sowieso niemand geantwortet.
    »Okay, ich will es nicht so spannend machen«, sagte Xemerius. »Leslie und Raphael hatten viel Spaß heute Nachmittag - anders als du, wie es aussieht. Na, wie auch immer, den beiden ist es gelungen, die Koordinaten ganz genau zu bestimmen. Und jetzt darfst du dreimal raten, wo sie sich befinden.«
    »Hier in London?«, fragte ich.
    »Bingo!«, rief Xemerius.
    »Wie bitte?«, fragte Mr George.
    »Nichts«, sagte ich. »Entschuldigen Sie bitte, Mr George.«
    Mr George seufzte. »Ich hoffe, dein Gespräch mit dem Grafen von Saint Germain ist gut verlaufen.«
    »Oh ja«, sagte ich bitter. »Es war in jeder Hinsicht sehr aufschlussreich.«
    »Hallo! Ich bin auch noch da«, rief Xemerius und ich spürte seine feuchte Aura, als er sich wie ein Äffchen um meinen Hals klammerte. »Und ich habe wirklich, wirklich interessante Neuigkeiten. Also: Das Versteck, das wir suchen, liegt hier in London. Und es kommt noch besser: Es liegt nämlich in Mayfair. Noch genauer: im Bourdon Place. Und noch genauer: Bourdon Place Nummer 81! Na, was sagst du?«
    Bei mir zu Hause? Die Koordinaten bezeichneten einen Platz in unserem eigenen Haus? Was um Himmels willen würde mein Großvater dort versteckt haben? Vielleicht ein weiteres Buch? Eins mit Aufzeichnungen, die uns endlich weiterhelfen konnten?
    »Bis hierhin haben das Hundemädchen und der Franzose ja gute Arbeit geleistet«, sagte Xemerius. »Zugegeben, von diesem Koordinatenzeugs hatte ich keine Ahnung. Aber jetzt -jetzt komme ich ins Spiel! Denn nur der einzigartige, wunderbare und überaus kluge Xemerius kann seinen Kopf in sämtliche Mauern stecken und sehen, was sich dahinter oder dazwischen verbirgt. Heute Nacht gehen wir beide deshalb auf Schatzsuche!«
    »Möchtest du darüber reden?«, fragte Mr George.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das hat Zeit bis morgen«, sagte ich und ich sagte es sowohl zu Mr George als auch zu Xemerius.
    Heute Nacht würde ich nur wach liegen und meinem gebrochenen Herzen hinterherweinen. Ich wollte in Selbstmitleid und schwülstigen Metaphern baden. Und vielleicht würde ich dazu Bon Jovi und
Hallelujah
hören. Jeder braucht schließlich seinen eigenen Soundtrack für so einen Fall.
     

Epilog
    London, 29. September 1782
     
    Er landete mit dem Rücken gegen die Mauer, legte die Hand an den Degengriff und sah sich um. Der Wirtschaftshof war menschenleer, wie Lord Alastair es versprochen hatte. Wäscheleinen waren von Wand zu Wand gespannt, die weißen Laken, die über ihnen hingen, bewegten sich sacht im Wind.
    Paul blickte hinauf zu den Fenstern, in denen sich die Nachmittagssonne spiegelte. Auf einer Fensterbank lag eine Katze und beobachtete ihn spöttisch, eine Pfote baumelte lässig über die Kante. Sie erinnerte ihn an Lucy.
    Er nahm die Hand vom Degengriff und schüttelte die Spitzenbesätze an seinen Handgelenken glatt. Diese Rokoko-Klamotten sahen in seinen Augen alle gleich aus, alberne Kniebundhosen, komische Jacken mit langen, unpraktischen Schößen, dazu überall Stickereien und Spitze - grauenhaft. Er hatte das Kostüm und die Perücke anziehen wollen, die sie sich für die Besuche im Jahr 1745 hatten anfertigen lassen, aber Lucy und Lady Tilney hatten darauf bestanden, ein komplett neues Outfit schneidern zu lassen. Sie behaupteten, jeder würde ihn anstarren, wenn er im Jahr 1782 in Klamotten aus dem Jahr 1745 herumlaufen würde, und seine Argumente, von wegen, er würde sich doch nur kurz an einem abgeschiedenen Ort mit Lord Alastair treffen, um die Papiere auszutauschen, hatten sie einfach nicht gelten lassen. Er fasste mit der Hand zwischen Jacke und Hemd, wo die zusammengefalteten Kopien in einem braunen Umschlag lagen. »Sehr schön - Ihr seid pünktlich.«
    Die kühle Stimme ließ ihn herumfahren. Lord Alastair trat aus dem Schatten des Torbogens hervor, wie immer elegant gekleidet, wenn auch äußerst bunt und mit übertrieben viel Schmuck behängt und besteckt, der in der Sonne funkelte. Er wirkte wie ein Fremdkörper zwischen den einfachen Bettlaken. Selbst der Griff des Degens schien aus purem Gold zu sein und war mit Edelsteinen verziert, was der Waffe ein harmloses und beinahe lächerliches Aussehen verlieh.
    Paul warf einen schnellen Blick durch den Torbogen, wo sich neben der Straße grüner Rasen bis hinunter zur Themse erstreckte. Das

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