Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
übel. Das Flaue Gefühl in der Magengrube wich einem Würgereiz, der jeden Moment explodierte. Ich riss die Augen auf! Noch immer hielt ich die Luft an, drohte zu ersticken, als ich in zwei wasserblaue Augen blickte, die mich in eine Art hypnotischen Bann zogen. Ich wurde zusehend ruhiger. Fiel in eine Art Trancezustand und meine Muskeln entspannten sich. Mein Atmen setzte wieder ein und mein Herzschlag kam zur Ruhe. Seine Eckzähne waren verschwunden. Vor mir blieb der Anblick an das markante und wunderschöne Gesicht des jungen Mannes, der mir am Morgen noch so höflich begegnet war. Dieses blaue Meer in seiner Iris war zurückgekehrt und ich fiel ohne Vorwarnung in diesen warmen See und ertrank. Blitzartig presste er plötzlich seine Lippen auf die meinigen. Im Bruchteil einer Sekunde, mit unglaublicher Geschwindigkeit, ließ er sofort wieder von mir ab und ich erblickte ihn zwei Meter von mir entfernt. Wie ein Windstoß hatte er sich von einer Stelle zur anderen teleportiert. Dieses Mal waren es seine Augen, die mich entsetzt anstarrten.
„Sarah,“ keuchte er.
In seiner Stimme lag dieses Mal eine Nuance Unsicherheit und Entsetzen. Mein Puls schlug wie wild. Was war das für ein Spiel?
Verdammter Scheißkerl!
Meine Hände zu Fäusten geballt, rang ich nach Luft und wich einige Schritte zurück. Mit seltsam verklärtem Blick sah er mich an. Von einem Moment auf den anderen, veränderte sich komplett seine Mimik in die lässige Überheblichkeit, die er vorher an den Tag gelegt hatte.
„Sarah, tztztz.. welch böse Titulierung für einen so alten Mann wie mich.“
Ich hauchte in die Dunkelheit, mit einem schwachen Flüstern: „Komm mir nie wieder so nahe.“
Ich wischte mit dem Ärmel betont über meine Lippen und spuckte deutlich hörbar auf den Waldboden. Dann fügte ich hinzu: „Was willst du von mir?“
„Ich hätte dich nicht gebissen, ich wollte dir damit zeigen, dass ich es könnte, wenn ich denn wollte. Aber ich kann mich so gerade noch beherrschen.“
Sein folgendes Grinsen und die Belustigung, die sich nun in seinem Gesicht widerspiegelte, verhieß nichts Gutes. Wie ein Chamäleon wechselte er von einer Maske zur nächsten. Ein wenig gefasster, doch zögerlich fragte ich: „Was willst du von mir, komm endlich zur Sache.“
„Dich Sarah, ich brauche dich.“
Seine Stimme war in jenem Augenblick wieder sanft und ruhig, sie schien die vorherige Eskalation verblassen zu lassen und hinterließ in mir ein Gefühl unbeschreiblicher Wärme. Was geschah hier mit mir? Ich verlor in seiner Gegenwart die Kontrolle meiner Gedanken und meiner Emotionen. Das war nicht ich. Da war nicht Sarah. Er nahm Besitz von mir, wie eine Seuche hatte er mich infiziert und diese schien sich nun über meinen ganzen Körper auszubreiten. Mit dem Rest klarer Gedanken, versuchte ich gegen seine Manipulation anzukämpfen und schritt langsam auf ihn zu.
„Lionel, ich kann mich beherrschen, aber weißt du was? Ich will es gar nicht.“
Wutentbrannt holte ich aus und schlug ihn mit der Faust mitten ins Gesicht. Schmerz zog sogleich durch jeden einzelnen meiner Handknochen. Ich hätte genauso gut gegen eine Wand boxen können, der Effekt wäre derselbe gewesen.
Ist der Typ aus Stahl?
Lionel begann laut zu lachen.
„War das schon alles?“
Ich drückte die Faust fester zusammen, um den Schmerz nicht mehr zu spüren, der sich bereits durch all meine Handknochen zog und ärgerte mich über seine maßlose Arroganz. Er machte lässig einen Schritt auf mich zu. Sein Blick geradewegs aus auf meine Augen gerichtet, stand er mir so nah, dass kaum ein Haar dazwischen gepasst hätte. Die Maske veränderte sich zu einem bedrohlichen Gesichtsausdruck.
„Sei froh, dass die Zeiten sich geändert haben, sonst hätte ich dich jetzt getötet,“ zischte er durch die Zähne.
Dann tu es doch endlich.
Sollte es ein Leben nach dem Tod geben, dann weiß ich zumindest, dass ich nicht schizophren bin.
„Können wir das geschäftliche jetzt regeln?“ fragte er mit einem höflichen, warmen, sanften und so verführerischen Ton in der Stimme, dass ich perplex und sprachlos nur noch nickte. Der Vampir in ihm schien sich in Nichts aufgelöst zu haben. Von einer Sekunde auf die andere, war er wieder der Magier mit dem lieblichen Blick und dem warmen, fast schon zärtlichen Gesichtsausdruck.
Eines ist klar, ich hasse dich.
Lionel seufzte. „Ja ich weiß.“
Dann machte er plötzlich einen Schritt zurück und marschierte den geteerten
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