Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Waldweg Richtung Parkplatz entlang.
„Hey, rief ich ihm noch nach. „Wo willst du denn jetzt plötzlich hin?“
In meinem Kopf baute sich in Windeseile ein unvermeidlicher Schmerz auf und ich presste die Hände auf meine Schläfen. Eine Stimme ertönte in meinem Geist und ich zuckte zusammen.
Höre ich jetzt schon Stimmen? Scheiße!!!
~Hass bringt uns jetzt nicht weiter, mir ist es gleich, was du von mir hältst~
„Mein Gott, rief ich ihm hinterher, hör auf damit, es tut weh.“
Wieder vernahm ich seine Stimme.
~Nur wenn du dich wehrst~
Ich stand immer noch angewurzelt in der dunklen Allee und starrte ihm nach. Fast tänzelnd und mit grandioser Eleganz bewegte er seinen schlanken Körper durch die Nacht.
~Nun komm schon, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit~
Ein kurzer, kleiner, aber nicht allzu schmerzlicher Stich in meiner linken Kopfhälfte und er schien verschwunden zu sein. Ohne nachzudenken und zu antworten stolperte ich hinter ihm her und holte ihn mehr schlecht als recht schließlich ein. Als er sich mir zuwandte und dieses siegessichere Grinsen auf seinen Lippen lag, überkam mich automatisch eine unbändige Wut und ich musste mich innerlich mit gewaltiger Anstrengung zusammenreißen, dass ich nicht einen neuen Versuch startete, ihn anzugreifen. Mir war klar, dass ich den Kürzeren ziehen würde, keine Frage, aber diese Wut und Machtlosigkeit in mir drängten mich in die Offensive. Weckte das unbändige Gefühl, mich verteidigen zu müssen und koste es mein Leben.
Ich weiß nicht wie, aber ich werde dich eines Tages töten, du bist eine Gefahr für die ganze Menschheit.
In diesem Moment schallte sein Lachen in die Stille der hereinbrechenden Nacht. Er blickte kurz zu mir nach hinten und rief mit eisiger Stimme: „Oh, Sarah, jetzt habe ich aber Angst.“
„Ich weiß nicht, wie du das anstellst, aber bleib gefälligst aus meinen Gedanken. du verdammter Mistkerl.“
Er blieb abrupt stehen. Ohne seine Geschwindigkeit mit dem bloßen Auge erfassen zu können, stand er im Bruchteil einer viertel Sekunde ganz dicht vor mir. Es war mir ein Rätsel welche Fähigkeiten in diesem Wesen schlummerten und woher sie kamen. Seine starren Blicke ruhten auf meinem Mund. Dann zischte er durch die Zähne: „Verdammter Mistkerl? Eindeutig ja! Ich bin verdammt! Aber Mistkerl, das kannst du nicht beurteilen. Du hast ja keine Ahnung, wer und was ich bin.“
Doch, du bist mein Hirngespinst und irgendwann werde ich dich mit therapeutischer Hilfe auch wieder los. Und wenn ich eine Kiste Psychopharmaka in mich hinein zwingen muss.
Er tippte mit seinem fast schon filigranen Finger an meine Stirn.
„Wach auf, kleine Sarah, alles was du hier erlebst, ist Realität. Du kannst nicht mehr aussteigen. Du kannst davor flüchten, aber es wird dich einholen, wo immer du bist, wo immer du dich versteckst. Du bist mitten im Spiel und es gibt keinen Weg für dich hinaus.“
Doch, in einer Gummizelle, wenn ich dort einmal drin bin, komme ich so schnell nicht wieder raus.
„Du begreifst es einfach nicht,“ er schüttelte den Kopf, wandte sich mit diesen Worte ab, ging den Weg weiter und rief: „Komm einfach mit, wir haben keine Zeit für deine Paranoia.“
„Wohin?“ rief ich ihm nach und blieb trotzig wie ein kleines Kind, die Hände in die Hüften gestemmt, stehen. Er wandte sich ein letztes Mal um: „Ich zeige dir die Antworten auf all deine Fragen.“
Ich dachte über seine Worte nach. Wägte ab, ob ich ihm wirklich folgen sollte. Wenn ich hier und jetzt doch unter Paranoia litt, dann war es auch nicht weiter tragisch, ihm zu folgen. Dann war es nicht im Geringsten gefährlich. Wenn ich ihm allerdings glauben konnte und er existierte nicht nur in meiner Fantasie, dann musste ich heraus finden, was er von mir wollte. Und natürlich wer und vor allem was ich jetzt war. Also gab es nur ein klares `Ja`.
Wir erreichten alsbald die kleinen Parkbuchten am Niehler Hafen. Lionel ging auf einen alten Mercedes zu und schloss ihn auf. Er nickte mir stumm zu und deutete auf die Beifahrertüre.
Oh Gott, soll ich jetzt wirklich in diesen Wagen steigen?
Doch welche Wahl hatte ich? Ich versuchte in seinem Gesicht zu lesen, doch es war starr. Regungslos und ernst. Mir blieb keine andere Wahl, als mich zusammenzureißen und mich in diesen Wagen zu setzen. Der Innenraum war gepflegt, jedoch stieß mir ein seltsamer Geruch von Rost in die Nase. Die Polster waren penibel sauber und das Armaturenbrett auf Hochglanz poliert. Während
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