Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
anfangs glaubt man das alles ja irgendwie nicht, aber jetzt, wo er so nah war….. hier am Tisch…… ich fasse es einfach nicht. Wird er mich jetzt umbringen?“
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, ich denke nicht, er wollte dir nur Angst machen… denke ich….“
„Ha,“ konterte sie: „Du denkst also nur. und wenn du falsch denkst?“
Ihre Stimme wurde lauter und ging in ein unangenehmes Quietschen über.
„Nein, das wird er sich nicht wagen. Er hätte es ja dann schon jetzt tun können.“
Ich musste Mary irgendwie beruhigen, auch wenn ich mir selbst nicht sicher war. Obwohl ich ein wenig Vorsprung mit allem hatte, ganze 24 Stunden. Trotzdem fühlte ich mich genauso wie sie. Wir beschlossen zu zahlen und Mary heimzufahren. Anfangs wollte sie mich gar nicht heim fahren lassen, doch ich wollte Martin nicht schon wieder enttäuschen. Sie nahm mich zum Abschied vor ihrer Haustüre in den Arm: „Pass auf dich auf, du weist ja wo ich bin, und wenn ich dir helfen kann, dann sag es mir bitte.“
Ich nickte dankend und machte mich schnellstens auf den Heimweg. Martin und ich trafen fast zeitgleich zuhause ein. Er schimpfte über die Baustelle und über eine falsch erhaltene Lieferung Baumaterial. Im gleichen Moment fragte er beiläufig, wie mein Tag gewesen wäre. Ich nickte kurz und folgte ihm in die Küche. Dann machte er die Mikrowelle an, wärmte sich ein Stück Lasagne aus dem Gefrierschrank auf, schlang es in Windeseile hinunter und legte sich in die Badewanne. Mittlerweile beobachtete ich das Geschehen aus einer anderen Perspektive. Mir fiel bewusster auf, dass unser Alltag täglich gleich ablief. Martin hatte seine eingefahrenen Rituale und ich ebenfalls. Bis dato zumindest. Ich hatte gerade den Küchentisch abgewaschen, als mein Handy summte. Ich blickte aufs Display. Eine neue SMS. Mary fragte nach, ob ich noch vorbei kommen würde. Ich war versucht abzusagen ,aber da Martin mal wieder müde und erschlagen war, hielt mich nicht viel zuhause und ich nickte. Da sich Lionel sicher am Abend noch melden würde, sagte ich Mary zu. Ich klopfte an die Badezimmertüre und trat ein. Martin döste in der Wanne und ich stupste ihn leise an. Er zuckte schlaftrunken auf.
„Oh, bin ich etwa eingeschlafen? Ich bin aber auch müde.“
Ja, so wie jeden Tag.
„Hey, ich fahre mit Mary ins Kino, ist das okay für dich?“
Er nickte kurz, fuhr sich durch die Haare und wünschte mir einen schönen Abend. „Und komm nicht so spät heim, Schatz.“
Ich gab ihm mit den Worten: „Nein, keine Sorge,“ einen Kuss und verdrückte mich.
Kapitel 7
Als ich bei Mary ankam, lief ich noch schnell bei Herrn Musaffa ins Kiosk, um Zigaretten zu holen. Herr Musaffa war ein bärtiger Mann mittleren Alters. Seine langen, grauen Haare trug er als Zopf mit einem Gummiband zusammengebunden und seine Statur wirkte eher kräftig und sportlich. Seine grünblauen Augen passten irgendwie nicht zu seinem Namen. Die meisten Menschen die aus dem Orient hier in unserer Stadt lebten, hatten dunkelbraune Augen. Vor etwa einem Jahr hatte Herr Mussaffa direkt bei Mary um die Ecke ein gemütliches Steh-Kaffee eröffnet. Er sprach noch nicht so gut Deutsch, bemühte sich jedoch, stets dazuzulernen. Ich konnte nicht viel über ihn sagen, aber er war mir als ein sehr freundlicher und offener Mensch begegnet. In dem kleinen Kaffee ging es manchmal zu wie auf einem orientalischen Basar. Der Laden brummte. Zu meinem Erstaunen trafen sich dort gerade in den Abendstunden viele Menschen und belegten die Stehtische. Herr Mussaffa bot zusätzlich all die Dinge an, die jedes übliche Kiosk auch in den Regalen liegen hatte. Vom Kuchen bis Chips und Süßigkeiten. Mir fielen die bunten viereckigen Kisten an diesem Abend besonders ins Auge. Weingummi und Lakritz, ich wusste, Mary liebte dieses Klebezeug. Herr Mussaffa lächelte wie immer spitzbübisch und nuschelte durch seine kleinen, weißen Zähne, die ein unüberhörbares Lispeln hervorriefen: „Frau Tsarah, eine wundertsönen guten Abend. tziehst du wieder aus, wie Blume in Morgen, wenn Tsonne kommt auftsehen. Bist du eine Rotse unter die Dorne.“
„Äh…ja…“ manchmal brauchte ich einen Augenblick, um zu verstehen, was der gute Mann meinte.
„Vielen Dank Herr Mussaffa, mischen sie mir doch bitte für fünf Euro eine Tüte Lakritz und Weingummi.“
Er griff nach der Bonbonzange und begann einzeln die weichen, blauen Schlümpfe in eine Papiertüte zu packen. „Tsind jetzte ….äh…….drei
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