Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Euro und die funfunddreitsig Cent. Bin isch gleisch….. ä…. fertisch.“ Wieder zeigte er sein freundliches, breites Lächeln und reichte mir nach geschlagenen drei Minuten stolz die gefüllte Tüte mit der klebrigen Zuckermasse über die Theke. Ich bezahlte und verabschiedete mich freundlich.
„Dankeschön, Herr Mussaffa, ich wünsche ihnen einen schönen Abend.“
Ich nickte ihm noch einmal zu und packte mein Portemonnaie in die Jackentasche. Herr Mussaffa verabschiedete sich wie üblich überschwänglich freundlich und gestikulierte wild mit den Armen.
„Frau Tsarah, vielen Dank und kommen sie mich wieder bald ehren, dann isch gebe ihnen eine Kaffee mit Kuh.“
„Ja sicher,“ lächelte ich. „Besorgen sie schon mal eine große Tasse.“
Sein bleiches Gesicht stutzte: „Eine große Tatse?“
Ich grinste: „Für die Kuh, Herr Musaffa. Für die Kuh.“
„Wassss für eine Kuh, Frau Tsarah?“
Er schien nicht recht zu verstehen, was ich damit gemeint hatte, und ich winkte ab. Sein irritierter Blick wirkte plötzlich unbeholfen und auf seine Weise sogar fast schon niedlich.
„Es heißt Milch, die Kuh gibt Milch. Also Kaffee mit Milch.“
Seine Augen hellten sich auf. „Oh ich vertstehe. Die Milch ist in der Kuh. Ha ha ha,“ er lachte laut und fuhr sich mit der Hand über seinen Bauch.
„Ich bin ein dummer Mentsch.“
„Nein,“ erwiderte ich kopfschüttelnd. „Sie machen das schon sehr gut.“
Ein Kichern drang aus seiner Kehle und er lispelte: „In hundert Jahren hab isch dann auch dass dutsche Sprache gelernt.“ Plötzlich stutzte ich. Hundert Jahre? Das war das Schlagwort, das sogleich einen Alarm in mir auslöste. Durch seinen ungepflegten Dreitagebart war mir nie aufgefallen, wie blass er war. Für den Bruchteil einer Sekunde überkam mich ein schauerliches Gefühl. Was hatte Lionel gesagt? Es gibt immer noch Vampire? Wenn auch vereinzelt? Der südländische Akzent und das unbeholfene Spielen mit der deutschen Sprache wies für mich jedoch nicht auf einen uralten Vampir hin. Denn dann hätte er schließlich genug Zeit gehabt unsere Sprache zu lernen.
Diese Gedanken müssen endlich aufhören.
Er hatte es sicherlich nur bildlich gemeint. Ich drehte mich abrupt um und verließ schnellen Schrittes den Laden.
Als ich Marys Wohnung betrat, lümmelte sie sich auf ihrem Sofa und grinste über beide Ohren. Sie freute sich riesig über die Tüte Gemischtes und machte sich genüsslich darüber her.
„Sag mal, dieser Lionel wollte sich doch bei dir melden? Hat er das schon?“
Ich nickte und zugleich verneinte ich.
„Ja, wollte er, aber ich habe nichts mehr von ihm gehört.“
Mary lugte durch ihre kleinen Brillengläser und grinste: „Ist ja schon ne abgefahrene Sache. Also warten wir mal einfach ab, was jetzt passiert. Ich bin so was von neugierig. Das kannste gar nicht glauben.“
„Nicht WIR Mary, ICH! Du wirst dich schön daraus halten.“
Doch, ich glaubte ihr, dass sie mehr als neugierig war. Manchmal war Mary wie ein Kind und glaubte, sie sei unsterblich. Ich wich dem Thema aus und sagte besonnen: „Lass uns bitte nicht ständig davon reden. Ich bin einfach fix und fertig.“
Sie schob sich fleißig ein Weingummi nach dem anderen in Mund und schmatzte: „Okay, aber ich bin dabei. Egal, was du machst.“
„Nein!“
„Doch!“
Neeehe.“
„Schaun wir dann mal.“
Sie schaltete den Fernseher ein. Auf RTL lief eine Komödie, doch irgendwie konnten wir dem Abendprogramm nichts abgewinnen. Wir warteten auf etwas, von dem wir nicht wussten, was es genau war. Zwischendurch ließ Mary ein stöhnendes `PUH` von sich, und ich erwiderte das ganze mit einem einfach `JA…JA`.
Ein lautes Klopfen an der Balkontüre ließ uns zusammen schrecken. Mary zog die Füße aufs Sofa und schrie: „ Da…da ist jemand…ach du Scheiße, da ist jemand auf dem Balkon.“
Ich sprang auf und riss die Vorhänge beiseite. Lionel stand breitbeinig vor der Glastür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er grinste mich an, als wäre es das normalste auf der Welt, andere Leute Balkone zu nutzen und deutete mit dem Kopf schließlich auf die verschlossene Türe.
Scheiße, wie ist der denn hier raufgekommen?
Ich drehte den Griff nach unten und bemerkte, dass meine Hände leicht zitterten.
„Was tust du hier? Und wie hast du das gemacht?“
Er verbeugte sich freundlich und trat ein. „Nicht der Rede wert. Ein paar kleine angenehme Nebenwirkungen, wenn man sich der Verwandlung
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