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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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unterzieht.“
    Mary piepste aufgeregt: „Bist du so was wie Spiderman?“
    Er lief auf sie zu und ließ sich ohne zu fragen in den gegenüberstehenden Sessel sinken. Lionel blickte uns beide an und zog bestätigend die Augenbrauen hoch. Dann beugte er sich leicht zu Mary und mit tiefer und ruhiger Stimme antwortete er: „Das liegt an meinem leichten Gewicht. Wenn ich dein Sirup ähnliches, süßes Blut in mich aufnehmen würde und du auch einer Verwandlung unterzogen werden würdest, dann könntest du wie ich mal eben an einer Häuserwand hinauf klettern. Aber in deinem Zustand würdest du natürlich wie ein Kartoffelsack nach dem ersten Meter wieder auf den Boden plumpsen.“
    „Lionel, “ ermahnte ich ihn. Langsam wuchs eine unbändige Wut in mir.
    „ Lass es sein.“
    „Keine Sorge, ich habe schon getrunken, “ brachte er zu seiner Verteidigung heraus. Wirklich beruhigend hörte es sich für mich jedoch nicht an. Fast schon theatralisch holte er eine Zigarette aus einem silbernen Etui und ließ ein Zippo aufschnippen. Genüsslich zog er den Qualm ein. Er grinste über das ganze Gesicht. Seine blauen Augen strahlten regelrecht vor Überheblichkeit. Mary war perplex und hatte für den Augenblick die Sprache verloren.
    „Normale Menschen klingeln übrigens an der Türe. Ist dir die Etikette im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen? Verhalte dich wenigstens wie ein Mensch, du bist hier schließlich Gast.“
    „Nein, junges Fräulein, wenn es darauf ankommt, sei dir gewiss, beherrsche ich sie nach allen Regeln der Kunst.“
    Er blies den Rauch seiner Zigarette in kleinen, runden Kringeln durch das Zimmer. Wir betrachteten ihn wie einen Artisten im Zirkus. Dieser Mann war aber auch animalisch.
    „Wieso kann er ungefragt in meine Wohnung? Muss ich ihn nicht einladen?“ Mary hatte ihre Sprache wiedergefunden, wenn sie auch dünn und zaghaft klang.
    „Ein Ammenmärchen, ihr guckt zu viel Fernsehen.“ Er lächelte.
    „Sarah, kommen wir zur Sache. Da deine Freundin Bescheid weiß, kann ich ja offen sprechen. Wir müssen ins Klösterchen. Pater Aurelius erwartet uns bereits. Dort wirst du dich einem kleinen Ritual unterziehen. Dann werden wir genau wissen, ob du wirklich das Amulett bist.“
    Ich stutzte: „ Moment mal, was für ein Ritual? An mir wird überhaupt nichts durchgeführt. Was ist das denn schon wieder für ein…..“
    Lionel ließ mich nicht ausreden.
    „Er wird dich lediglich auf eine kleine Geistreise schicken, wenn du durch die Zeit reisen kannst, und wenn du im Geiste fähig bist, dieses Ritual zu bestehen, dann bist du das Amulett. Er kann dir dann den Pfad in die Vergangenheit zeigen. Es ist Zeit, dass du die Herkunft deiner Wurzeln kennenlernst. Und dass du erfährst, wer du bist.“
    Ich schüttelte wild mit dem Kopf.

Oh nein, niemand führt hier irgendwas an mir durch.
    „Überstehen? Sagtest du überstehen? Vergiss es, ich werde nirgends mit dir hin gehen. Du spinnst ja.“
    Einen Augenblick lang erfüllte eine angespannte und drückende, jedoch auch mysteriöse Ruhe den Raum. Lionel stand langsam und geschmeidig auf, schritt zu mir und kniete sich vor mich auf den Boden. Er verhielt sich wie ein volltrunkener Macho der gerade einem Kitschroman entschlüpft war. Die Atmosphäre in dem kleinen Raum schien sich zu verändern. Eine merkwürdige Melancholie legte seine Flügel unbemerkt um mich und hüllte mich in fatale Sicherheit.
    „Sarah, “ raspelte Lionel mit zuckersüßer Stimme.
    „Sarah, ich würde dich nie in Gefahr bringen, aber wenn du die Pforten geschlossen halten willst, dann musst du mit mir kommen und lernen was zu tun ist. Wenn ich dir meine und somit deine Welt zeige, dann offenbare ich mich dir. Ich schenk dir unendliches Vertrauen. Ich könnte und würde dir nie Schaden zufügen. Vertrau mir.“
    In diesem Moment glaubte ich ihm aufs Wort. Seine Stimme drang in meinen Geist und alles fühlte sich richtig und gut an. Pures Vertrauen stellte sich bei mir ein, verdammt, aber warum? Irgendetwas trieb mich dazu. Das war doch nicht ich? Skeptikerin war schließlich mein zweiter Vorname. Wie konnte ich jetzt dieses sichere Gefühl in seiner Nähe empfinden? Eine seltsame Schwingung lag im Raum. Eine Art unsichtbare Energie flimmerte um mich herum und berührte mich auf unvorstellbar sanfte Weise. Ein Mantel aus Lüge legte sich um mich und wiegte mich in Vertrautheit und Sicherheit. Die Lösung war zum Greifen nahe und ich klammerte mich an meinen Verstand, versuchte

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