Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
so gut es ging, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Ich sah in seine wasserblauen Augen, da kam auch schon der Geistesblitz. Das war es also. Er benutzte irgendwelche dämonischen Kräfte. Er musste mich auf irgendeine Weise beeinflussen. Schließlich war er ein Vampir. Irgendwie hatte er meine Gefühle unter Kontrolle. Er gaukelte mir mein eigenes Gefühl vor. Hatte er die Macht dazu? Aus seiner Kehle drang plötzlich ein lautes und befreiendes Lachen.
„Was für kindliche Gedanken du doch hast, ich verfüge sicherlich über einige nützliche Fähigkeiten, aber alles wird auch mir nicht zuteil. Ich kann deine Gefühle nicht beeinflussen. Nicht mit irgendeiner Magie. Aber ich habe noch ganz andere Fähigkeiten. Du bist gut, Sarah. Sehr gut sogar. Du lässt dich nicht so schnell beeinflussen. Es ist reine Manipulation durch die Erhebung und Senkung meiner Stimme. Jede Betonung an der richtigen Stelle, löst bei euch Menschen eine Art Rausch aus. Aber das ist keine Magie. Jeder Psychiater könnte auf diese Weise seine Patienten benebeln. Und das tun sie ja auch ständig.“
Ein Seufzen drang aus meiner Kehle. Er legte gegen meinen Willen seine Hand auf mein Knie und ich betrachtete sie mit Argusaugen.
„Sarah, ich meine es ernst. Wir müssen endlich sicher sein, dass du das Amulett bist. Denn wenn du wirklich das Amulett bist, dann wirst du deines Lebens nicht mehr sicher sein. Ich kann dich nur eindringlich bitten, nicht dumm zu sein. Lass uns herausfinden, wer und was du bist.“
Nicht ganz überzeugt und mit absoluter Ungewissheit, was ich in diesem Moment tat, antwortete ich:
„Gut, wenn es dann sein muss. Lass es uns aber schnell hinter uns bringen.“
Er nickte, und erhob sich sofort aus seinem Sessel. Dann blickte er zu Mary rüber und zwinkerte provokativ mit dem rechten Auge.
„Willst du unsterblich werden?“
Bevor ich los wettern konnte, musste der Altvampir meine Gedanken bereits erfasst haben, denn er riss beide Arme hoch und blickte mich mit einem unschuldigen Lächeln an: „ Hey, das war ein Scherz. Ich habe das so lange nicht mehr zu einem Menschen gesagt. Ich wollte es nur noch einmal aussprechen.“
Mary hüpfte plötzlich, wie von einer Tarantel gestochen, vom Sofa. Was immer sie in diesem Moment dazu veranlasst hatte, sie flippte völlig aus. Ihre Stimme wurde laut und bestimmt, und die Zornesröte brannte in ihrem Gesicht. Sie brüllte, er solle sich zum Teufel scheren, und nie wieder ihr Haus betreten. Ich zerrte ihn schnellstens aus der Wohnung, riss dabei an seiner Jacke, als Lionel noch einmal laut rief: „Süße kleine Mary, beim Teufel war ich lang nicht mehr, und dein Haus kann ich betreten wann ich will. Was willst du denn schon dagegen tun?“
Ich zischte warnend durch die Zähne: „Halt endlich deine Klappe.“
Wutentbrannt schubste ich ihn aus der Wohnung und presste ihn dabei mit so viel Schwung durch das Treppenhaus, dass er die Balance verlor. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Und ich auch nicht. Woher auch immer ich diese Kraft hatte, ich musste wirklich geladen sein. Er stolperte die ersten Stufen hinunter, fing sich jedoch behände wieder, drehte sich rücklings um und war in Sekundenschnelle ganz nah bei mir. Sein kalter, erfrischender Atem berührte mein Gesicht. In seinen Pupillen schimmerten goldene Farbpartikel. Mit tiefer, grollender Stimme und starrem Gesicht blickte er mich an.
„Mädchen, du raubst mir den letzten Nerv. Du weckst den Dämon in mir, den ich so lange schon unterdrücke. Mehr als mich beherrschen kann ich nicht. Tu das nie wieder. Ich will dir wirklich nicht weh tun.“
Seine Stimme wurde dunkler und er knurrte: „ Obwohl…..selbst das stimmt nicht, nein! Es wäre geheuchelt, nichts würde ich lieber als tun, als dich auszusaugen und achtlos liegen zu lassen. Aber mein Selbsterhaltungstrieb hält mich noch davon ab. Ich betone, NOCH! Also Menschlein, reiß dich zusammen.“
Im ersten Augenblick zuckte ich innerlich zurück, doch irgendetwas in meinem Inneren drängte mich wieder zurück an die Front. Die Angst vor ihm wich stetig. Ständig war sie im Wechsel. Mit dem Bewusstsein, dass er schließlich etwas von mir wollte und mir zur Zeit eh nichts antun würde, ignorierte ich seine Drohungen. Stattdessen bauten sich beständig neue Fragen in meinem Gehirn auf. Wovon ernährte er sich eigentlich? Schweineblut? Rattenblut? Ich schüttelte mich bei der Vorstellung, wie er gebeugt über einem Schwein hing und seine
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