Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
ich mir das nicht eingebildet habe, dann scheint sich auch mein Körper zu verändern. Etwas passiert mit mir und Lionel wird wohl der Auslöser zu sein. Oder das plötzliche Erscheinen meines Vaters.“
Mary nickte kurz, sie brauchte eine Weile, um das alles zu verstehen. Dann grinste sie und prustete: „Gehen wir jetzt auf Vampirjagd? Ich meine so wie Buffy?“
„Mary, jetzt hör aber mal auf. Das ist nicht witzig.“
Schuldbewusst schenkte mir meine beste Freundin einen unschuldigen Hundeblick und schlug die Augen unter ihrer kleinen Brille theatralisch auf.
„Klaro, ich will es mal so ausdrücken. Wenn diese Vampire, die es ja gibt, wie du sagst, eine Art Weltherrschaft erlangen wollen, dann würden sie uns ja alle auffressen wollen…ähm..ich meine Austrinken….“
Sie gluckste kurz und fuhr mit einem krampfhaft unterdrücktem Lächeln fort.
„Aber das wäre doch absoluter Blödsinn, denn wenn sie alle Lebewesen mit der Zeit vernichten, und keine Menschen mehr da wären, dann würden sie ja irgendwie gar nicht mehr existieren können. Welche Quelle sollten sie dann noch anzapfen? Also wo sollte der Sinn darin liegen?“
Sie verdreht die Augen und blickte mich ein wenig fassungslos an. Ich rieb mir durchs Gesicht und versuchte die Anspannung zu lösen.
Das konnte jetzt nicht wirklich wahr sein.
Ich blickte ihr tief in die Augen. Ich kannte sie seit meiner Kindheit. Sie würde diesen speziellen `halt die Klappe-Blick sofort deuten können. Als sie mein ernstes Gesicht sah, veränderte sich wohl merklich ihr Gesichtsausdruck und schlug um in Besorgnis. Sie flüsterte: „Du meinst das alles ernst? Das ist wirklich alles passiert?“
Ich nickte. Eine kurze Weile war bedrückende Stille zwischen uns. Ich konnte Marys Gehirn qualmen sehen.
„Ja, da ist es. Und wenn ich nicht verrückt sein sollte, dann kommt so einiges auf mich zu und ich habe wirklich keine Ahnung, was das sein wird.“
„Sarah, nehmen wir mal an, was du da erzählst, entspricht der vollen Wahrheit und ich bezweifele es jetzt mal einfach nicht, denn was ist schon normal auf dieser Welt, dann ziehst du das Ding aber nicht allein durch. Ich bin auf jeden Fall dabei!“
Ich winkte sofort ab. „Du wirst dich schön da raushalten, ich werde dich nicht in Gefahr bringen. Du hast ja keine Ahnung wie dieser Lionel drauf ist.“
Mary war sichtlich unzufrieden, nahm meine Worte aber erst einmal hin.
„Okay, Schluss damit, lass uns in die Stadt fahren. Einfach frische Luft tanken und ne Latte trinken gehen. Das bringt dich erst mal auf andere Gedanken.“
Keine Stunde später schlenderten wir über die Schildergasse, eine der Haupteinkaufspassagen in Köln. Mary blickte sich immer wieder um und zeigte mit ihren kleinen, wurstähnlichen Fingern auf etliche Passanten.
„Meinst du das ist einer? Oder ist die da vorne ist ein Vampir? Sag doch mal, woran erkennen wir die denn?“ Sie gluckste erneut und man sah ihr deutlich an, dass sie mir immer noch kein Wort glaubte.
„Mary, hör mit dem Mist auf. Es gibt angeblich nicht mehr viele. Also wird hier nicht jeder untot sein. Meine Güte.“
„Ach ne, guck dir doch mal die Visage von dem Kerl an, absolut markant und ganz blass ist er um die Nase…“
„Maaaary,“ kreischte ich. „Jetzt hör endlich auf.“
Mir war nicht wohl bei ihrem Gefasel. Denn wenn ich bis dato alles richtig verstanden hatte, war genau das möglich, was sie in ihrem naiven Leichtsinn von sich gab. Überall könnte uns ein Wesen aus der Unterwelt begegnen und wir würden es nicht mal merken. Sie erkannten uns, wir jedoch sie nicht. Das waren keine guten Aussichten. Eine fremde Spezies der es möglich war, uns auszulöschen.
Na Mahlzeit.
Wir betraten das Brasil, ein kleines, unscheinbares Café und schlängelten uns an der Kellnerin vorbei, um den Tisch gleich hinten in der linken Ecke am Fenster zu ergattern. Wir bestellten einen Latte Macchiato und Mary bat um ein großes Stück Sahnebaiser. Ich versuchte währenddessen über lapidares Zeug zu plaudern, doch irgendwie fiel weder mir noch Mary etwas Gescheites ein. Wir sahen uns beide immer wieder fragend an und schüttelten die Köpfe.
Ein „Ach du meine Güte, “ platzte plötzlich aus mir heraus.
Was willst du denn hier? Wie konntest du mich finden?
Lionel spazierte seelenruhig an der gläsernen Front des Brasils vorbei, blickte kurz durch die Scheibe, schenkte mir einen wie immer versteinerten Blick und bewegte sich auf die Eingangstüre
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