Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
unterhalten.«
Er sah mich forschend an. »Ist alles okay? Du wirkst ein bisschen, wie soll ich sagen? Eigenartig ?«
»Ich bin die Königin der Eigenartigen.«
Er musterte mich skeptisch. »Du trägst aber schon noch deine Kette, oder? Dir ist nicht etwa danach, jemanden zu beißen?«
»Ich behalte meine Reißzähne bei mir. Versprochen.«
Zögernd folgte er meiner Bitte und setzte sich neben mich. Ich suchte in seinem hübschen Gesicht nach einem deutlichen Hinweis, dass er ein Lügner und Betrüger war. Ein Mistkerl, dem ich mehr als jedem anderen auf der Welt vertraut hatte und der unsere Freundschaft verraten hatte.
Er verschränkte die Hände und lächelte angespannt. »Also … was ist los?«
»Du willst mir nicht zufällig etwas erzählen, oder?«
»Was meinst du?«
»Etwas Wichtiges, das sich auf deine Stimmung auswirkt und dich Getränke über unschuldigen Frauen auskippen lässt?«
Er stieß die Luft aus und erschauderte. »Ja. Aber ich darf nicht darüber sprechen.«
»Ach ja?« Ich legte meinen Kopf auf eine Seite. »Warum?
Ist es eine Überraschung? Mein Geburtstag ist doch erst im Oktober.«
Seine Unterlippe bebte. »Hör zu, ich weiß, dass ich mich seltsam verhalte. Aber du … du musst mir vertrauen. Stell mir bitte keine Fragen.«
»Dir vertrauen?«
Er nickte. »Manchmal muss man ein Geheimnis für sich behalten. Ansonsten könnte jemand zu Schaden kommen.«
Das war nicht ganz die Reaktion, die ich erwartet hatte. »Wovon sprichst du?«
Er packte meinen Arm. »Ich liebe dich, Sarah. Natürlich auf eine vollkommen asexuelle Art. Aber ich will, dass du das weißt, was immer auch geschieht. Und ich liebe Amy. Und ich liebe Barry … obwohl nicht annähernd so, wie ich dich und Amy liebe.« Er blickte zu dem Sessel neben uns. »Oh, hi, Thierry. Dich liebe ich auch.«
»Hallo, George«, erwiderte Thierry.
Wenn er Thierry die ganze Zeit nicht bemerkt hatte, musste George wirklich ziemlich in Gedanken gewesen sein.
Er runzelte noch stärker die Stirn, und er sah mich an. »Was macht der hier? Ich dachte, ihr hättet euch getrennt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das war gelogen. Wir sind immer noch zusammen, das weiß nur niemand.«
George hielt sich die Ohren zu und riss die Augen auf. »Bitte erzähl mir so etwas nicht! Bitte!«
»Warum nicht?« Ich blickte zu Thierry. »Das ist doch hervorragender Klatsch, oder?«
Thierry nickte. »Das stimmt.«
»Das ist ja gerade das Problem!« George stand vom Sofa auf, ging zum Fenster, spähte durch die Vorhänge auf die Straße, fuhr zu uns herum und rang dramatisch die Hände. »Okay …, ich kann nicht glauben, dass ich das tue, aber ich muss . Ich habe ein so großes Geheimnis, dass es mich wortwörtlich umbringt.«
Thierry beugte sich etwas vor. »Meinst du das Geheimnis, dass Gideon Chase noch am Leben ist und du sein Informant bist?«
Ich beobachtete angespannt Georges Reaktion. Er reagierte nicht sofort.
»Das weißt du?«, stieß er mit erstickter Stimme hervor.
Ich nickte. »Wir wissen es beide.«
Anstatt augenblicklich aus dem Haus zu fliehen oder sich mit einem Wortschwall zu rechtfertigen, seufzte er erleichtert auf. »Gott sei Dank, du weißt es! Ich bin jeden Tag ein bisschen gestorben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das ist, ein so unglaublich großes Geheimnis für sich zu behalten!«
»Eigentlich …«, hob ich an, aber George eilte zur Couch und umarmte mich so fest, dass mir die Luft wegblieb. Er küsste mich überschwänglich auf die Wange.
Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Ganz und gar nicht.
George umarmte den sehr reservierten Thierry und ließ sich im Schneidersitz auf den Boden fallen. »Gideon hat mich erpresst. Er hat gedroht, dich umzubringen, wenn ich ihn nicht über jeden deiner Schritte informiere, Sarah.«
Obwohl ich es mir schon fast gedacht hatte, brachte
mich sein Geständnis dennoch aus der Fassung. George war Gideons Spion. Deshalb wusste er immer, wo ich war und mit wem.
Aber, warte einen Moment…
»Er hat gesagt, er würde mich umbringen ?«, fragte ich überrascht.
»Ja! Er hat auch gedroht, Amy umzubringen. Ich schwöre, dass ich ihm nie geholfen hätte, wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte. Aber ich musste doch meine Mädchen schützen.« Er zögerte. »Und mich natürlich.«
Thierry stand auf und setzte sich neben mich. Er nahm meine Hand. »Du hast Gideon also täglich berichtet, wo sich Sarah aufhält und was sie tut?«
George nickte. »Ich habe ihm so
Weitere Kostenlose Bücher