Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Titel: Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon André Kledtke
Vom Netzwerk:
schmunzelte er, nachdem Benalir alle Aspekte seines Traums geschildert hatte, an die er sich noch zu erinnern imstande war.
    „Mir gefallen keine Träume, in denen das Meer vorkommt“, sagte der junge Schmied herausfordernd, so als ob er seinen Vater dazu bringen wolle, laut aufzulachen; gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass seine Aussage womöglich ein wenig naiv klang – immerhin hatte er das Meer in seinen fünfzehn Lebensjahren bisher nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Doch Galdor blickte verständnisvoll. „Deine Ansicht überrascht mich nicht. Ich für meinen Teil fürchte den Ozean sogar. Auf dem Meer ist man hilflos und den Witterungen ausgesetzt, nicht mehr als ein Spielball der Naturgewalten. Außerdem, falls man den Legenden der alten Seebären Glauben schenken darf, beherbergen die Meere Saranias mystische, grausige Seeungeheuer. Dagegen sind unsere Waldtrolle harmlose Spielgenossen.“
    Benalir lachte erleichtert auf und verspürte das wunderbare Gefühl, dass Galdor ihn respektierte und ernst nahm. Was er seinem Vater auch anvertraute, dieser nahm es sich zu Herzen und verspottete ihn nicht. Nahezu immer war er für ihn da gewesen und Galdor war darüber hinaus derjenige, der Benalir die moralischen Werte vermittelt hatte, auf die es seiner Meinung nach im Leben ankam: Ehrlichkeit, Barmherzigkeit und Gläubigkeit.
    Jene drei Tugenden stellten laut ihm die bedeutsamsten dar und das hatte er seinem Sohn wieder und wieder eingeschärft.
    Bei genauerem Überlegen kam der Junge zu dem Schluss, dass er sie im Großen und Ganzen beherzigt hatt e. Er log nicht, wenn es sich vermeiden ließ und brachte allen Geschöpfen, denen er begegnete, die Achtung entgegen, die sie verdienten. In diesem Punkt ähnelte er seinem Vater, von dem er auch den Glauben an Haka , den allmächtigen Gott der Krieger und Handwerker, übernommen hatte.
    Es gab eine Vielzahl Götter im Glauben der Saran´schen Bevölkerung, denen man an vielerlei Orten – beispielsweise Tempeln oder Schreinen – huldigte. Benalir hatte es sich im Laufe der Zeit angewöhnt, einmal täglich zu seinem Schutzgott zu beten. In diesem Moment musste sein Geist frei sein, damit er sich in vollen Zügen auf seine Dankesworte konzentrieren konnte. Für ihn verkörperte ein Leben ohne Glauben etwas Armseliges, ja, geradezu etwas Verwirktes. Er hingegen fürchtete die Wirrungen des menschlichen Daseins nicht, weil er stets davon überzeugt war, eine schützende Hand über sich zu haben. Für ihn bedeutete das Leben Arbeit, um irgendwann nach seinem Tod in die Hallen der Götter aufgenommen zu werden.
     
    Nach gut einer Stunde konnten Galdor und Benalir erkennen, dass die Bäume vor ihnen sich nach und nach lichteten. Der Geruch von Harz drang Benalir in die Nase. Er ließ seinen Blick umherschweifen und bemerkte eine kleine, aus morschem Holz bestehende Hütte am Rand des Weges. Ein ehemaliger Sicherheitsposten, wie er einst von seinem Vater erfahren hatte.
    Vor Jahren hatten sich noch mehrere jener Hütten am Rand der Straße befunden, die mit ausgebildeten Soldaten der größeren Städte besetzt worden waren. Allerdings hatten derartige Einrichtungen auch ihren Unterhalt gefordert, sodass man irgendwann beschlossen hatte, ihren Betrieb einzustellen und somit Kosten wie auch Männer einzusparen. Dies war nach allgemeiner Auffassung nicht zuletzt einer der Gründe, warum sich im Verlauf der Jahre immer mehr geheimnisvolle Geschöpfe im Wald eingenistet hatten.
    „Wir werden bald da sein “, sagte Galdor und riss Benalir damit aus dessen dösigem Halbschlaf.
    Nun versch wanden die Bäume um sie herum nach und nach und wichen einer samtgrünen Ebene, die durch das Zusammenspiel von Schneeresten und vereinzelten Gräsern einen bleibenden Eindruck hinterließ; ein Zeichen unberührter Natur.
    Unsagbare Erleichterung machte sich in Benalir breit . Sie befanden sich wieder auf offenen Pfaden.
     
    Während Galdor den Pferdekarren die Straße entlang lenkte, die nun einen leichten Hang hinabführte, erfasste Benalir in einiger Entfernung die ersten Silhouetten eines Dorfes: Agalam.
    „ Scheint, als träfen wir genau zur richtigen Zeit ein.“ Er warf einen vielsagenden Blick in Richtung Himmel, wo sich  düstere Gewitterwolken immer mehr zusammenzogen.
    „Bei Regen auf einem Fuhrwerk sitzen, ich denke, da ziehe ich einen Krug Bier im Dorf vor. Was meinst du, Vater?“
    Galdor brummte und strich sich gedankenverloren über das stopplige Kinn.

Weitere Kostenlose Bücher