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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wandte mich an Bill. »Was meinst du dazu?«
    Der Reporter hatte sich auf einen Grabstein gehockt. Es ging ihm nicht gut. Er sah ziemlich blaß aus. Der Schlag gegen den Kopf wirkte auch jetzt noch nach.
    Er konnte nur froh sein, sich keine Gehirnerschütterung eingefangen zu haben.
    »Ich habe im Moment keine Meinung, wenn ich ehrlich sein will. Zwar war ich nahe dran, aber nicht zu nahe. Wenn die vier Kinder noch in irgendeiner Art existieren, dann haben sie es gut verstanden, sich zurückzuziehen. Was haben sie auch zu verlieren? Nichts. Wir wollen sie haben. Sie können warten. Auch so lange, bis wir hier entnervt aufgegeben haben. Oder was meint ihr?«
    »Bill hat recht«, sagte Suko. »Im Moment sind wir nicht eben in einer guten Lage.«
    »Dann muß uns was einfallen.«
    »Gut gesagt, John. Weißt du schon, was?« Ich schaute Bill an. An meinem Blick merkte er, daß es tatsächlich in mir arbeitete.
    »He, John, was ist?«
    »Es ist so einfach. Wenn sie nicht von selbst hier erscheinen, werden wir sie locken müssen.«
    »Einverstanden. Und wie willst du das anstellen?«
    »Durch mein Kreuz.«
    Mit dieser Antwort hatten beide nicht gerechnet. Dementsprechend erstaunt schauten sie mich an. Bill schüttelte leicht den Kopf und fragte: »Willst du dein Kreuz nehmen, es in die Höhe halten und rufen: hier bin ich!«
    »Das nicht, aber das Kreuz werde ich nehmen.« Ich enthielt mich einer weiteren Erklärung und zog meinen Talisman hervor. Die Kette strich über den Kopf, dann lag das Kreuz auf meiner Hand.
    Bill und Suko kamen näher. »Spürst du was?« flüsterte der Reporter. »Eine Erwärmung oder so?«
    »Noch nicht.«
    »Dann kannst du es auch vergessen.«
    »Das werde ich nicht, Bill. Ich will sie locken, und ich weiß schon, wie ich das mache. Sollten sie den Friedhof hier infiziert haben, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als zu reagieren.«
    Suko hatte mitgedacht und sagte mit leiser Stimme: »Du willst es aktivieren.«
    »Genau das habe ich vor.«
    Plötzlich war auch Bill begeistert. »Das ist die Idee, John!«
    Ich wartete noch. »Oder hat einer von euch einen besseren Vorschlag?«
    Der war nicht zu hören. Nur Harry Doyle meldete sich. Er hatte den höchsten Punkt des Friedhofs erreicht und stand auf einem kleinen Hügel. Er probierte seine Kamera aus, hatte das Auge auf uns gerichtet und fotografierte. Zweimal traf uns der Blitz, dann lachte Doyle. »Super, sie funktioniert.«
    Wir kümmerten uns nicht um ihn.
    Ich suchte bereits nach einem Platz, der mir geeignet erschien. Ich wollte die Mitte des Friedhofs erreichen. Von diesem Zentrum aus mußte die Kraft des Kreuzes wirken.
    Immer wieder streifte ich mit dem Daumen über das geweihte Silber hinweg, weil ich herausfinden wollte, ob es sich erwärmte. Davon war nichts zu spüren. Es blieb normal kalt oder warm, wie immer man es auch sehen mochte.
    Eine Stelle gefiel mir besonders. Sie lag etwas erhöht und war auch recht flach, so daß mein Talisman nicht nach unten rutschen konnte. Suko und Bill hielten sich zurück, und Doyle schaute von seinem etwas entfernt liegenden Platz zu.
    Ich setzte die Hoffnungen auf mein Kreuz. Es mußte aktiviert werden und seine suchende Kraft ausschicken. Ich wollte, wenn alles klappte, den Friedhof in Felder aufteilen. Das Kreuz würde überall dort seine Energien ausbreiten, wo es auf gegensätzliche Kräfte traf. Das jedenfalls glaubte ich zu wissen.
    Vor meinen Füßen malte sich das Kreuz ab. Seine Umrisse waren sehr gut zu sehen, weil das Gras an dieser Stelle nicht zu hoch wuchs. Das matte Silber auf der dunklen Erde. Es erschien wie ein Zischen der großen Hoffnung. Ich atmete noch einmal tief ein und konzentrierte mich auf das Sprechen der Aktivierungsformel. Jeder Buchstabe war wichtig.
    Ich hob den Arm, damit Bill und Suko Bescheid wußten. Dann sprach ich die Worte aus.
    »Terra pestem teneto – salus hic maneto!«
    Es klappte!
    Es ging nicht urplötzlich ab, aber die Veränderung kam. Langsam und dennoch gewaltig. Es fing mit einem sanften Strahlen des Kreuzes an, ausgehend von den Außenseiten, wo die vier Buchstaben der Erzengel eingraviert worden waren.
    Lange, zittrige und helle Linien bewegten sich über den Boden des Friedhofs hinweg. Es gab für sie kein Hindernis. Die Strahlen kletterten über die kleinen Hügel hinweg, drangen in die Mulden ein oder zeichneten Striche auf die Grabsteine. Im ersten Augenblick hätte man an dünne Lichtstrahlen irgendwelcher Taschenlampen denken können.

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