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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Tochter von Heinrichs VIII. spanischer Königin, fernhalten. Der Hauptdrahtzieher war jedoch noch durchtriebener: Der Herzog von Northumberland, Reichsverweser, als König Eduard noch ein Junge war, wollte seine Macht nicht aufgeben. Die junge Lady Jane, noch ein Mädchen, würde als Marionette fungieren; dessen versicherte er sich, indem er sie überstürzt mit seinem Sohn verheiratete. Er wurde überraschend durch eine noch listigere Persönlichkeit unterstützt: König Heinrich von Frankreich. Heinrich hatte weder Interesse am Protestantismus noch an Northumberland oder Lady Jane Grey; aber sein eigener Sohn war mit der jungen Maria, Königin von Schottland, verheiratet, einer anderen Kusine des englischen Tudor-Hauses, und je mehr Eduards noch lebende Schwestern geschwächt werden konnten, desto größer waren die Chancen, daß die Königin von Schottland eines Tages auch den englischen Thron erben und seine Familie zu Herrschern über Frankreich, Schottland und England machen würde.
    Des Reichsverwesers Sohn hatte nicht nur Königin Jane geheiratet, Pembroke hatte auch seinen eigenen Sohn mit Lady Janes Schwester Catherine verheiratet. An dem Ehrgeiz des neuen Grafen war nicht zu zweifeln.
    Das Spiel, Lady Jane zu krönen, mißlang auf der ganzen Linie. Maria Tudor war nicht umsonst Tochter Heinrichs VIII. und spanische Prinzessin. Sie scharte eine große Anhängerschaft um sich. Sie versprach religiöse Toleranz. Sie gab sich – es war ein Trick, den sie von ihrem Vater hatte – nahezu leutselig. Vor allem war sie, trotz Cranmers Annullierung der Ehe ihrer Mutter, was ihre Feinde ihr vorwarfen, die rechtmäßige Erbin der Krone, und ganz England wußte es. Sie kam nach London. Die Herzen flogen ihr zu. Der Kronrat schickte den Herzog von Northumberland in die Konfrontation mit ihr – und sobald er weg war, wechselte er hinterrücks die Seiten. Nicht rascher als Lord Pembroke von Wilton, der jetzt öffentlich schwor, er würde sie mit seinem Schwert bis zum Tode verteidigen. So endete die Herrschaft der ungekrönten Königin Jane. Das unglückliche Mädchen kam ins Gefängnis, Northumberland wurde enthauptet, und Pembrokes Sohn vollzog die Ehe mit ihrer Schwester klugerweise nicht.
    Edward Shockley stand vor seiner Frau, bereit, aufzugeben. Es hatte drei Monate gedauert, und ob er wollte oder nicht, er mußte sie dafür bewundern. Für ihn waren es schmerzhafte Monate gewesen, denn es war nicht leicht, ihr Mißtrauen zu ertragen.
    Nach der Szene im April hatte er drei Tage lang ihre verweinten Augen gesehen. Er ging ihr aus dem Weg, teils schämte er sich, teils ärgerte er sich, daß er sich ihrethalben schuldig fühlte. Sie versuchte nicht mehr, dem Kind päpstliche Doktrinen beizubringen – er war sicher, daß sie ihm gehorchte. Aber sie war verletzt, und das konnte nicht ungeschehen gemacht werden.
    Die kleine Celia blickte ihn fortan furchtsam an. Sie verstand nicht, was vorgefallen war, aber sie spürte, daß ihr Vater ihre Mutter verletzt hatte; und sie meinte auch, obwohl niemals etwas ausgesprochen wurde, daß ihr Vater irgendein schreckliches Verbrechen begangen hätte. Wenn er in ihre Nähe kam, weiteten sich ihre blassen Augen, wie die ihrer Mutter, und sie schreckte vor ihm zurück.
    Einen Monat lang hatte sich Katherine ihm nachts entzogen, bis er eines Abends zornig seine ehelichen Rechte verlangte. Aber ihre leidende Miene, fast märtyrerhaft, irritierte ihn so, daß er fluchend von ihr abließ.
    Alle paar Tage bat sie flehentlich: »Öffne dein Herz, Edward. Zumindest als Kind mußt du doch ein Katholik gewesen sein. Bist du sicher, daß es jetzt als Mann nicht dein geistiger Hochmut ist, der dich von der Autorität der katholischen Kirche entfernt?«
    Autorität! Er wußte genau, was sie wollte. Es war die alte Forderung der römischen Kirche: Gib zu, daß du nichts bist, unterwirf dich. Das wollte er nicht. Außerdem war es nach jahrelangem Lügen eine Erleichterung, ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Nach weiteren sechs Wochen ging eine Änderung vor sich. Katherine erledigte ihre täglichen Arbeiten ruhig. Sie hieß ihn sogar im Bett willkommen. Sie versuchte ihm in allem zu gefallen. Und nur einmal in der Woche, sonntags, setzte sie sich neben ihn und bat ihn, sich zu besinnen.
    »Nicht mir zuliebe«, erklärte sie ernst, »aber um deine Seele zu retten.« Und jetzt war er bereit einzulenken. Thomas Forest hatte ihn überredet. Am Tag zuvor hatten sie die ganze Frage erörtert. Die

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