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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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knarrenden Böden, summte vor sich hin, begann zu singen, und obwohl Nellie ihn am Arm nahm und versuchte, ihn durch Küssen zu beschwichtigen, war alles umsonst.
    Sie öffnete rasch ihr Kleid und entblößte ihre wundervollen Brüste. »Komm«, bat sie.
    Es ließ sich offenbar gut an. Sein breites Gesicht brach in einem zufriedenen Lächeln auf; er nahm die Brüste in seine großen warmen Hände. Sie hatte nicht geahnt, wie stark der Flame war; erst jetzt spürte sie, daß sie völlig in seiner Gewalt war, aber er wollte ihr nicht weh tun. Er war nur glücklich. Er setzte sich aufs Bett und nahm sie wie ein Kind auf seinen Schoß, zog sie langsam aus und tastete jeden Zentimeter ihrer blassen Haut wohlgefällig ab. Dabei summte er vor sich hin. Seltsam, sie fühlte sich wieder wie ein Kind, von der Kraft des Mannes eigenartig umsorgt.
    Als sie schließlich nackt war, setzte er sie ganz langsam aufs Bett und legte seine Kleider ab. Dann hob er sie wieder hoch und begann sie zu lieben.
    Zuerst war er sanft, und die bedächtige Zärtlichkeit seiner überraschend sensiblen Hände war ihr nicht unangenehm. Aber dann begann er zu keuchen. Mit Zunge und Händen wollte er jeden Teil von ihr besitzen, sie erobern, fühlen, drücken. Sein Gesicht lief rot an, die Augen traten hervor.
    Er wurde immer wilder, hob sie hoch, wirbelte sie im Zimmer umher, schrie vor lauter Lust. Sie war ihm völlig ausgeliefert, wollte ihm die Hand auf den Mund legen. Er aber fiel mit ihr aufs Bett und drang gierig in sie ein.
    Ihre Augen wurden weit. Er war gigantisch. Sie konnte nur hoffen, daß das massive Bett seinen stürmischen Liebesattacken standhalten würde.
    Das ging so über eine Stunde. Manchmal trug er sie im Triumph im Zimmer umher; dann stürzten sie zu Boden, und das ganze Haus bebte. Ihre Versuche, ihn zu beruhigen, waren vergeblich. Er sang und röhrte wie ein Hirsch. Er sprang mit ihr um, als wäre sie eine Puppe. Er ist kein Mann, er ist ein Stier, dachte sie. Es war teils erregend, teils komisch. Als sie merkte, daß nichts den Flamen stoppen konnte, ergab sie sich ihm vorbehaltlos.
    Gegen Morgengrauen verließ der Kaufmann zufrieden ihre Wohnung. Bald danach – Nellie schlief noch – trafen sich ihre Nachbarn, von Abigail Mason aufgefordert und, gegen seinen Willen, von Peter mit beschämten Gesicht angeführt, um zu besprechen, was zu unternehmen sei.
    Um acht Uhr begaben sich Peter Mason und seine Frau zum Haus des Bezirksrats, und Peter verlangte widerstrebend, daß die schamlose Hure, deren Umtriebe in der Nacht das ganze Haus erschüttert und die Nachbarn alarmiert hätten, vor den Gerichtsbüttel des Bischofs und die Richter gebracht würde.
    »Wißt ihr, was das bedeutet?« fragte der Stadtrat. »Ja«, antwortete Abigail unerschrocken. »Sie wird ausgepeitscht werden.«
    Drei Jahre hatte sie versucht, ihren Mann zu seiner Pflicht zu überreden; sie hätte die Sache selbst in die Hand nehmen können, aber das wäre weniger zufriedenstellend gewesen. Sie wollte, daß Peter wie ein gottesfürchtiger Mann handelte, und sie wollte es ihm nicht abnehmen. Und endlich, am Tag zuvor, hatte er nach der Zerstörung des Prunkfensters versprochen, etwas zu unternehmen. Falls er es sich noch anders überlegt hätte, besiegelte das unerhörte Spektakel des Flamen, das im ganzen Haus und auf der Straße zu hören war, die Sache. »Es ist Gottes Gebot, daß die Hure bestraft wird«, ermahnte sie ihn. »Und es ist deine Pflicht deiner Frau gegenüber, dieses verdrehte Frauenzimmer aus unserem Haus zu weisen.« Peter nickte traurig. Gegen Mittag sprach der Stadtrat mit dem Büttel.
    Zur gleichen Zeit besuchte Piers Godfrey seinen Freund Edward Shockley und bat: »Kannst du Nellie retten?«
    Edward Shockley kannte Piers seit seiner Kindheit; der Zimmermann hatte oft kleine Arbeiten im Haus der Shockleys ausgeführt und der Familie einen schönen Eichentisch gezimmert. »Ich werde tun, was ich kann«, versprach er. Aber er war nicht allzu optimistisch. Die Strafen für Sittlichkeitsverstöße aller Art waren hart. Die Friedensrichter jener Körperschaft lokalpatriotischer Gentlemen, die jetzt mehr und mehr die örtlichen Routinerechtsfälle und die Verwaltung übernahmen, die in der Vergangenheit von Sheriff und Grafschaftsrittern geregelt worden waren, hatten das Recht, Landstreicher in ihre Gemeinden zurückzuschicken, Ruhestörer an den Pranger zu stellen und sogar gewöhnlichen Leuten zu untersagen, nicht genehmigten Spielen zu

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