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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Geschwindigkeit vorbei, daß sie sich an die Seite drängen mußten, um sie vorbeizulassen. Aus der Kutsche hörte Shockley Fluchkaskaden, die offenbar gegen das Haus gerichtet waren. Mit großem Gelärme und Gespritze ratterte das ungewöhnliche Gefährt davon.
    »Was war denn das?« fragte Shockley verblüfft. Forest grinste. »Das war Lord Stourton«, antwortete er. Dem Namen nach kannte Shockley ihn natürlich. Jeder hatte von den alten Lords von Stourton gehört, die seit Jahrhunderten über Teile West-Wiltshires herrschten. »Was macht er hier?«
    »Er hat Lord Pembroke seinen Haß bekundet«, antwortete Forest.
    »Warum?«
    »Wer weiß? Nur ein Dummkopf macht sich Pembroke zum Feind. Aber Stourton macht sich alle zum Feind.«
    Das neue Geschäft war so vielschichtig, daß Forest Shockley eines Tages vorschlug: »Wir brauchen noch jemanden, der die Weber täglich überwacht.«
    Shockley stimmte dem bereitwillig zu, und beide wollten nach dem geeigneten Mann suchen.
    Zu Shockleys Überraschung sagte Katherine, zwei Wochen nachdem er ihr davon erzählt hatte, lächelnd zu ihm: »Ich glaube, ich habe den richtigen Mann für euch.«
    »Wer ist es?«
    »Mein Bruder John.«
    Der Vorschlag leuchtete ein. Der Junge war erst neunzehn, hatte aber sein ganzes Leben im Umkreis des väterlichen Geschäfts verbracht, und es gab kaum etwas über die Tuchherstellung, was er nicht wußte. Er wollte gerne für Shockley arbeiten, denn in der letzten Zeit hatte es zwischen ihm und seinem Vater häufig Spannungen gegeben. Er war ein angenehmer junger Mann mit offenem Gesicht und leicht rötlichem Haar. Seine blassen Augen wirkten auf den ersten Blick eher einfältig, doch stellte es sich bald heraus, daß ihm in der Werkstatt, wo er jedes Detail des Spinn- und Webvorgangs gelassen, aber genauestens überblickte, nichts entging. Er sprach wenig, selbst mit seiner Schwester.
    Forest war mit ihm einverstanden. John zog in die Unterkunft in der Culver Street, die zuvor Nellie Godfrey bewohnt hatte. Abigail war oft in dem Haus in Fisherton. Sie hatte eine junge Amme für das Baby gefunden, aber alle anderen Pflichten – die Instandhaltung des Cottage und die Verpflegung der Familie des Robert Mason – oblagen ihr. Peter ging oft die Meile von der Culver Street nach Fisherton, um mit ihnen zu essen, bevor er in seine Werkstatt in der Culver Street zurückkehrte, und Shockley ahnte, daß der einfache Mann froh war, nicht unterwegs nach Genf zu sein.
    Für Abigail Mason wurden die zwei Jahre nach Königin Marias Thronbesteigung zunehmend schwieriger. Die katholischen Vorschriften waren schwer zu ertragen. Sie unterließ es, in die Messe zu gehen. Das hätte sie mit der Obrigkeit in Konflikt bringen können; aber da sie bekanntermaßen für zwei Haushalte sorgte und niemand genau wußte, ob sie gerade in Fisherton oder in Salisbury war, konnte ihre Abwesenheit großzügig übersehen werden. Sie arbeitete ununterbrochen. Die dunklen Ringe unter ihren Augen vertieften sich, so daß sie manchmal hager und hohläugig aussah.
    Im Frühling 1554 bemerkte Abigail Mason in ihrem eigenen Verhalten eine leichte Veränderung – sie gab sich selbst die Schuld daran. Es ging um Peter.
    Es war nicht leicht, seine Gleichgültigkeit gegenüber ihren großen Problemen zu ertragen; nicht daß er Böses wollte – im Gegenteil, er wollte ihr immer eine Freude machen, brachte Geschenke für Roberts Kinder, empfing sie manchmal mit einen kleinen Blumenstrauß, wenn sie abends müde heimkam. Doch sie sah seinem liebevollen, etwas dümmlichen Lächeln immer an, daß ihre innere Not ihn nicht erschütterte. Meistens sprach Abigail nicht darüber, aber manchmal, wenn sie mit ihrem Mann allein war und erfuhr, daß wieder ein neuer Altar in einer Kirche in Wiltshire errichtet oder eine Trauerfeier in der Stadt abgehalten wurde, brach es aus ihr hervor: »Wie kannst du lächeln, Peter Mason, wenn so etwas geschieht? Wie lange sollen wir den römischen Antichristen noch erdulden – oder willst du tatenlos zusehen?« Dann ließ Peter seinen Kopf hängen. Verschiedentlich nahm er Shockley beiseite und fragte ihn um Rat.
    »Eines Tages wird sie in die Öffentlichkeit gehen«, sagte er zu dem Kaufmann. »Ich fürchte es, und ich habe Angst um sie, Master Shockley.« Auch Edward Shockley war darüber beunruhigt; er fürchtete ebenfalls, daß Abigails resolute Natur sie in Konflikt mit Bischof Capon bringen könnte, was Folgen haben würde.
    Seltsam, obwohl Robert

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