Sascha - Das Ende der Unschuld
immer wieder in den Sessel zurückfallen als sei sein Körper aus Gummi.
„Was ist? Kommst du?“
Guidos neue Flamme stand jetzt hinter ihm und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich einen anderen Partner suchen würde, sollte Guido ihn auch nur noch eine Minute links liegen lassen.
„Wo ist mein Whisky?“, murmelte Sascha in diesem Moment kaum verständlich und ein wenig Leben schien in seinen Körper zurückzukommen, während er sich nach seinem Glas umschaute.
„Da steht er, du Alki. Dann sauf dich doch besinnungslos. Du machst ja sowieso, was du willst.“
Guido war nicht gewillt, sich die Sylvesternacht verderben zu lassen, deshalb mischte er sich mit seiner Eroberung wieder unter die anderen Gäste. So bekam weder er noch einer der anderen mit, dass Sascha irgendwann in den nächsten Stunden aufstand und mit einer Flasche Whisky die Wohnung verließ.
✵
Claus erfuhr, dass Sascha keinen Dienst hatte und zu dieser Zeit bereits bei einer Feier sein würde. Er fragte nach der Adresse des Gastes, bei dem die Party steigen sollte und machte sich auf den Weg dorthin.
Er wollte einfach nicht bis zum nächsten Morgen warten, um Sascha endlich wiederzusehen. Er hatte schlicht keine Geduld mehr. Und so ließ ihn kurz nach Mitternacht jemand in die Wohnung und er stand mitten in einem Getümmel von Leuten, die er nicht kannte.
„Entschuldigung, können Sie mir sagen, ob Sascha hier ist?“, fragte er jemanden, der auf dem schnellsten Weg an ihm vorbei zur Toilette wollte.
„Der Kellner? Ja, der ist hier irgendwo. Zuletzt habe ich ihn mit Guido gesehen. T’schuldigung.“
Claus sah sich um, konnte Sascha jedoch nicht finden. Deshalb fragte er jetzt nach Guido. Dieser wurde im angrenzenden Schlafzimmer gefunden und war nicht mehr vollständig angezogen, als Claus ihn nach Sascha fragte.
„Ich weiß nicht, wo er ist. Gerade hat er noch da hinten in der Ecke gesessen und getrunken. Was willst du denn von ihm?“
„Mein Name ist Claus David, ich glaube, wir haben telefoniert.“
„Claus der Irre?“, entfuhr es Guido. Dann besann er sich und versuchte, die Worte ein bisschen abzuschwächen.
„Ich, eh ... es tut mir Leid, das wollte ich nicht sagen. Du bist der Studierte aus Marienburg, richtig? Der, dem ich Saschas Adresse gegeben habe.“
„Ja, aber ehe Sie hier eine Panik auslösen – wie ich schon sagte, bin ich wieder gesund.“
„Das hat Jack the Ripper sicherlich auch von sich behauptet“, murmelte Guido vor sich hin und bahnte sich einen Weg, um Sascha zu suchen. Nach zehn Minuten kam er ohne Ergebnis zurück zu Claus, der immer noch in Hut, Mantel und Schal abwartend neben der Haustür stand.
„Tut mir Leid, er ist nicht mehr hier. Hat sich wohl nach Hause begeben, nachdem kein Tropfen mehr durch seine Kehle passte. Soll ich ihm etwas ausrichten? Ich sehe ihn morgen im Lokal. Das heißt, wenn er bis dahin nüchtern ist.“
„Nein danke. Morgen wird es mir selbst möglich sein, ihn zu erreichen. Bitte sagen Sie ihm nichts, ich will ihn überraschen.“
Dann machte er sich wieder auf den Weg. Er hatte sich damit abgefunden, heute Nacht noch einmal allein zu bleiben. Dabei redete er sich ein, dass es nach so langer Zeit nicht mehr auf ein paar Stunden ankommen würde.
Trotzdem trieb ihn seine innere Erregung und die Ungeduld vor Saschas Wohnung. Er klingelte mehrmals, aber es rührte sich nichts. Etwa eine Stunde wartete er in der klirrenden Kälte und hoffte, sein Freund würde heimkommen. Dann jedoch zwang die Witterung ihn dazu, nach Hause zu fahren.
✵
Als Claus am Neujahrstag gegen siebzehn Uhr in das Lokal kam, traf er Sascha noch immer nicht an. Dafür schienen alle ziemlich aufgewühlt zu sein und nur ein Gesprächsthema zu haben, das sie in Zweiergrüppchen miteinander besprachen. Claus kam nicht dahinter, was es war. Er beschloss, zu warten und bestellte sich einen Kaffee. Als der gebracht wurde, fragte er nach Sascha.
„Ja, wissen Sie das denn noch nicht? Alle reden davon. Vor zwei Stunden war die Polizei hier. Sie haben irgendwo in der Stadt einen Toten gefunden. Er ist erfroren. War wohl zu betrunken, um nach Hause zu finden. Hatte keine Papiere, aber die Beschreibung passt auf Sascha und er hatte eine Visitenkarte von uns dabei. Sie haben Guido mitgenommen, er soll die Leiche identifizieren und wenn ...“
Der Rest war für Claus nur noch ein unbedeutendes Gemurmel. In seinem Kopf schien absolute Leere zu herrschen. Er wagte nicht, zu denken, weil er
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