Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

sich als Erste. »Das war deine Mutter«, sagte sie. »Du wolltest mich die ganze Zeit deiner Mutter vorstellen?« Nun fiel ihr ein, dass Emmas Geruch auch an der Plastiktüte gewesen war. Die Bache hatte sich also an dem Stück Papier und der getrockneten bitteren Pflanze zu schaffen gemacht.
    Lunke nickte und scharrte verlegen im Boden. »Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht – wir Schwarze glauben an die alten Werte: Familie, Treue, Freundschaft und …« Er zögerte. »… Liebe.«
    Liebe – das Wort hallte in ihrem Kopf nach, und es klang wie Musik, als würden Töne auf dem Wind dahingleiten.
    Wollte Lunke ihr etwa sagen, dass er sie liebte?
    Er schob sich näher an sie heran. »Ich habe … Ich wollte …«, stammelte er.
    »Ja – was wolltest du?« Ihre Nackenhaare richteten sich auf, und in ihrem Bauch setzte wieder dieses aufregende Kribbeln ein.
    »Ich wollte dich etwas fragen.« Er rempelte sie leicht an und grinste wieder. »Ich wollte dich fragen, ob du mit mir schwimmen gehst, und dann suhlen wir uns im Schlamm, und hinterher fliegen wir ein wenig … Ich habe noch ein paar von den kostbaren Pflanzen in Sicherheit gebracht, bevor die Menschen sie abgeholt haben.«
    Er biss sie in den Nacken, und im nächsten Moment rannte er los. Seine Hufe donnerten über den Waldboden, dass es sich anhörte, als würde eine Rotte wilder Schwarzer davonlaufen.
    »Warte auf mich!«, rief Kim ihm nach.
    Er war verrückt geworden, aber irgendwie, gegen jedes Gebot, das Che jemals erlassen könnte, und gegen die Stimme in ihrem Kopf, die vielleicht ihrer Mutter Paula gehörte, konnte sie sich vorstellen, mit Lunke noch ganz andere Dinge zu tun, als nur zu schwimmen und sich im Schlamm zu suhlen.

Sämtliche Handlungen, Tiere und Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Schweinereien wären rein zufällig.
     
     
    1. Auflage
    Copyright © der Originalausgabe 2010 by Limes Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
    Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Literarische Agentur Thomas Schlück, Garbsen.
    Umschlaggestaltung: bürosüd, München
Motiv: © AKG Images, Berlin; Matthias Koeppel, Schweine im Gegenlicht, 1992 © VG Bild-Kunst, Bonn 2009
    eISBN : 978-3-641-04227-1
     
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