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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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wäre, dann legten sie sich stumm in ihre übliche Ecke. Nur Che grunzte vor sich hin: »Wollen sie uns jetzt auch noch das Futter nehmen, das uns zusteht? Und frisches Stroh brauchen wir auch, verdammt!«
     
    Während sie langsam einschlief, nahm Kim sich vor, das Wort nicht zu vergessen, das Munk zu ihr gesagt hatte. Ja, dieses Wort musste sie unbedingt im Kopf behalten – es war wichtig, vielleicht die Lösung. Immer wieder flüsterte sie es vor sich hin, bis Brunst ihr im Halbschlaf einen Hieb versetzte, und da war das Wort auf einmal weg, und sie sah Lunke vor sich, der sie unverschämt angrinste und versuchte, an ihren Hinterläufen zu riechen.
    Kim schreckte auf, weil der Mond ihr in die Augen schien. Das silberne Licht fiel durch die kaputte Scheibe herein. Genau wie in der letzten Nacht, als Munk zu uns gekommen ist, dachte sie und rappelte sich auf, um sich auf die andere Seite zu drehen. Plötzlich entdeckte sie die Gestalt am Gatter. Sie erschrak, aber dann sah sie, dass es Dörthe war, und eine ungeheuere Erleichterung durchlief sie wie ein wohliger Schauer. Dörthe war zurück, sie saß auf einem Pfahl und starrte zu ihnen herab, nein, sie blickte genau auf die Stelle, wo der tote Munk gelegen hatte.
    Kim erhob sich und näherte sich Dörthe, bemüht, kein Geräusch zu verursachen.
    Dörthe rauchte eine Zigarette, die im Dunkeln aufglomm und wieder dunkler wurde, und dann griff sie mit einer schnellen Bewegung neben sich, und aus einem kleinen Apparat ertönte leise Musik – ein oder zwei Geigen spielten.
    Kim blieb auf der Stelle stehen und wagte nicht mehr weiterzugehen. Musik hörte sie selten, und es nahm ihr beinahe den Atem. Es war ein besonderer Moment, so im Mondlicht zu stehen und ganz umhüllt von Tönen zu sein.
    »Hallo, kluge Kim«, sagte Dörthe in die Musik hinein, als sie die Augen auf Kim richtete. »Die Goldberg-Variationen von Bach als Kammerkonzert. Das hat Robert zuletzt beim Malen gehört.« Mit einer schnellen Bewegung schaltete sie das Gerät aus und lachte, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. »Da sitze ich und rede mit einem Schwein«, sagte sie leise vor sich hin.
    Kim hätte am liebsten genickt. Ja, und? Was sollte daran so schlimm sein? Außerdem war es gar nicht das erste Mal. Dörthe hatte ihr schon oft Dinge erzählt. Sie überlegte, sich nach vorne zu beugen und sich an Dörthes Bein zu reiben, wie sie das einmal mit einer gewissen Eifersucht bei einer streunenden Katze gesehen hatte.
    »Weißt du, dass ich ihn geliebt habe, Kim?«, sprach Dörthe weiter und zog an ihrer Zigarette. »Irgendwie – na, es war zuletzt alles sehr kompliziert. Ich bin dreißig, und er war fast sechzig, er ist berühmt, und ich … Was bin ich?«
    »Ja, was sind Sie denn?«, fragte eine dunkle Stimme von der Tür her.
    Dörthe schnellte herum, und Kim versuchte durch die Holzplanken zu spähen, obgleich sie schon an der Stimme erkannt hatte, wer da gekommen war. Kommissar Ebersbach schaltete zum Glück nicht die Neonröhren, sondern die kleine Lampe an, die neben der Tür hing, und kam watschelnd näher. Er trug noch dieselbe Hose und roch nach Rauch und Bier.
    »Ach, Sie sind es«, sagte Dörthe offenbar erleichtert. »Sie haben mich erschreckt. Was wollen Sie denn noch? Ich habe doch schon alles im Präsidium gesagt.«
    Ebersbach trat neben sie. Sein Gesicht wirkte ganz fahl, und er hatte dicke Tränensäcke unter den Augen.
    Er frisst uns, dachte Kim, er frisst Schweine, jeden Tag. Man kann es riechen und sieht es ihm an.
    »Wieso hatte Munk Schweine?«, fragte Ebersbach und blickte teilnahmslos über Kim hinweg zu den anderen, die eng aneinander geschmiegt in einer Ecke lagen und schliefen. »Ist er Tierfreund oder Vegetarier? Ich habe noch nie gehört, dass einer sich Schweine hält, so wie andere Pferde oder Hunde.«
    »Es war meine Idee«, sagte Dörthe und inhalierte wieder. »Ich bin bei meinem Großvater aufgewachsen – er war Metzger, und ich habe es gehasst, wie sie die toten Schweine herumgetragen haben und wie es da roch, wie nach süßem Leichengift, so ist es mir als Mädchen jedenfalls immer vorgekommen. Ich hatte Alpträume und habe mich jeden Tag schuldig gefühlt, dass ich diese armen Kreaturen nicht retten konnte.«
    Ebersbach grunzte kurz auf. Das ist offenbar auch sein Zeichen des Protests, dachte Kim. Unauffällig versuchte sie sich in eine dunkle Ecke zurückzuziehen und aus dem verräterischen Mondlicht zu verschwinden.
    »Das Schwein dahinten ist Doktor

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