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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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geradezu besessen von ihr zu sein.«
    »Man muß zwischen Sex und Liebe trennen.«
    »Ja, das sagt Bernhard auch. Ich vermute, sie trennen sehr zwischen diesen beiden Dingen. Haben Sie überhaupt jemals miteinander geschlafen? Haben Sie deswegen keine Kinder?«
    Zum ersten Mal schien Helena wirklich getroffen zu sein. Sie war kreideweiß, und Yvonne sah, wie ihre Kiefermuskeln sich anspannten.
    »Entschuldigung. Das geht mich nichts an«, sagte sie rasch. »Ich war unverschämt. Entschuldigung. Aber Sie irren sich, wenn Sie glauben, daß Karina nur ›eine praktische Lösung des Problems‹ war oder wie Sie sich vorhin ausgedrückt haben. Sie hat ihm viel mehr bedeutet. Er hat sie geliebt. Nein, falsch: Er liebt sie.«
    Helena schaute sie überlegen und verächtlich an und sagte dann selbstsicher:
    »Wie in aller Welt kommen Sie denn darauf? Bernhard liebt mich.«
    »Sie tragen ein Medaillon mit einem Foto von ihm.«
    Yvonne zeigte auf Helenas Brust. »Bernhard hat auch ein Foto, das er immer bei sich trägt. Aber nicht von Ihnen, Helena. Er hat ein Foto von Karina in seiner Jackentasche.«
    Helenas blaue Augen wurden dunkel wie das Meer, wenn eine Wolke vorbeizieht.
    »Das kann nicht sein«, sagte sie hart. »Er hat alle Fotos von Karina verbrannt. Wir haben es zusammen gemacht. Im Spülbecken. Auch die Negative.«
    »Aber ein Foto hat er aufgehoben. Und damit es keinen Schaden nimmt, hat er es eingeschweißt. Kein Wunder, wenn es sein letztes ist.«
    »Sie lügen«, sagte Helena gepreßt.
    »Wirklich? Dann stecken Sie beim nächsten Hafturlaub mal Ihre Hand in die Tasche seines Sakkos. Linke Innentasche. Am Herzen.«
    Helena schwieg. Unwillkürlich hatte sie die Hand auf die Brust gelegt und durch den Stoff der Joggingjacke nach dem Medaillon getastet. Schließlich sagte sie mit schwacher, fast unterwürfiger Stimme:
    »Warum sind Sie eigentlich gekommen? Was wollen Sie?«
    »Ich will, daß Sie bei Ihrem nächsten Hafturlaub mit Bernhard sprechen und ihm sagen, daß er ein Geständnis ablegen und seine Strafe antreten soll. Wenn Sie ihn bitten, dann tut er es. Das hat er selbst gesagt. Er braucht seine Strafe. Und er wird es schaffen. Aber er macht nichts, wenn Sie es ihm nicht sagen. Er funktioniert offenbar nur so.«
    »Und wenn er sich weigert?«
    »Dann ist er ein Schwein, und Sie sollten ihn verlassen. Sich scheiden lassen und den Hafturlaub woanders verbringen.«
    Ohne zu antworten, stellte Helena die Thermoskanne auf ihren Platz über dem langen Bücherregal an der Wand. Sie warf die Pappbecher in den Papierkorb und legte die Plastikhalter in einen Korb neben der Thermoskanne. Sie schaute auf die Uhr, drehte sich zu Yvonne um und sagte beinahe freundlich:
    »Ich fürchte, Ihre Besuchszeit ist gleich um.«
    »Ich würde gerne noch eines wissen, bevor ich gehe. Warum haben Sie der Polizei gesagt, daß der Mord geplant war? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätten gesagt, Sie haben die beiden im Sommerhäuschen überrascht und die Frau im Affekt getötet? Daß Sie so geschockt waren, daß Sie Ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatten? Dann wäre es Totschlag gewesen und Sie hätten eine geringere Strafe bekommen.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Helena nachdenklich. »Ich hatte ja nicht lange Zeit, mir etwas auszudenken. Aber ich wollte nicht, daß Bernhard etwas damit zu tun hat, er sollte nicht unter Verdacht stehen. Ich wollte die einzige Verdächtige sein. Lügen ist schwierig. Man hat die besten Chancen, wenn man so nah wie möglich bei der Wahrheit bleibt. Im Auto habe ich versucht, zu überlegen, wie ich es gemacht hätte, wenn ich die Frau ermordet hätte. Und ich hätte niemals die Kontrolle verloren und jemanden im Affekt getötet. Da bin ich sicher. Wenn ich Bernhards Geliebte getötet hätte, dann genau so, wie ich es der Polizei erzählt habe: ich hätte ein paar Wochen gewartet, mich mit ihr an einem einsamen Ort verabredet, sie zum Essen eingeladen, damit sie keinen Verdacht schöpft. So hätte ich es gemacht, so wäre es für mich psychologisch richtig gewesen. Und dann kann man auch leichter lügen. Wenn ich gewußt hätte, daß ich deswegen eine erheblich längere Strafe bekomme, hätte ich mir vielleicht etwas anderes ausgedacht. Aber ich hatte, wie gesagt, nur sehr wenig Zeit zum Nachdenken, und mir war nur wichtig, daß man mir glaubt.«
    Sie hörten Schritte und das Rasseln von Schlüsseln im Flur.
    »Werden Sie tun, was ich gesagt habe?« fragte Yvonne.
    »Ich werde darüber

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