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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Haut, sogar noch intensiver, als ob der Stoff sich durch seine Berührungen aufladen und sie verstärken würde.
    Mit einem Gefühl, daß es falsch war – total falsch, aber sehr lustvoll und angenehm und vielleicht unausweichlich –, sank sie dicht neben ihm aufs Sofa und ließ ihn das Kleid hochschieben, ihren Slip herunterziehen und sie lieben, langsam und wimmernd, schniefend wie ein Kind.
    Dabei behielt er die ganze Zeit die geschlossene Tür und das Fenster mit den zugezogenen Vorhängen im Blick, er drehte immer wieder schnell den Kopf, reflexartig wie ein Vogel. Und Yvonne bemerkte, daß sie das gleiche machte.
    Als sie geduscht hatte und in Bernhards weinrotem Bademantel in der Küche stand und die Kaffeetassen spülte, durchlief ein Schaudern des Unbehagens ihren Körper.
    »Das muß ein Ende haben«, redete sie sich selbst ein. »Schluß mit dieser Erniedrigung.«
    Sie öffnete das Küchenfenster, wie um einen muffigen Geruch hinauszulassen. Fliederduft erreichte sie, ein warmer Wind trug ihn von einem entfernten Garten zu ihr, und sie machte einen tiefen, befreiten Atemzug.
    »Alles hat ein Ende«, sagte sie laut, so wie sie es ihrem Publikum immer beibrachte.
    Im gleichen Augenblick sah sie, wie sich drüben am Steingarten etwas bewegte. Der Sonnenschein, der jetzt abendlich rot und golden war, zeichnete Schattenmuster aus dem Blattwerk des Bambus, und in diesem Muster sah sie, daß sich dort ein größerer Schatten hin und her bewegte und dann stillstand.
    Vorsichtig zog sie sich vom Fenster zurück und versuchte, klar zu denken. Sie würde den Fehler nicht noch einmal machen und den Besucher verscheuchen.
    Sie spülte fertig, wischte die Spüle ab und ging noch einmal am Fenster vorbei. Der Schatten war noch da.
    In aller Ruhe suchte sie in den Schubladen nach etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Die effektivste Waffe nahm sie nicht – sie war nicht aufs Töten aus –, blieb jedoch an einem kleinen Obst- und Gemüsemesser hängen, wenn man es überraschend und schnell einsetzte, konnte man sich damit verteidigen, ohne allzusehr zu verletzen.
    Immer noch im Bademantel und mit dem kleinen Obstmesser in der geräumigen Tasche schlich sie durch die Tür zur Straße. Auf bloßen Füßen bewegte sie sich am Rand des Gartens entlang und dann in den Wald hinein. Sie machte einen Bogen um den verwilderten Gemüsegarten und ging dann hinüber zu dem bemoosten Felsen, von wo aus sie ungesehen den Steingarten beobachten konnte.
    Der Anblick erstaunte sie mehr, als daß er sie ängstigte.
    Hinter den Bambusbüschen hockte ein Mann in einem schlabbrigen T-Shirt und militärgrünen Hosen. Er richtete sein Fernglas auf das Fenster, aus dem sie sich gerade noch herausgelehnt und die Düfte des Sommers eingeatmet hatte. Neben ihm stand ein offener Rucksack, der Inhalt lag daneben: eine Thermosflasche, ein Becher, ein Buch und ein Schlafsack. Das Ganze sah aus wie ein gemütliches Picknick. Und der Mann selbst, schmal und gelenkig, mit wuscheligen rötlichen Haaren und völlig konzentriert auf sein Beobachten, glich einem Biologen bei der Feldforschung.
    »Heute schon seltene Arten gesehen«, fragte Yvonne mit ruhiger und fester Stimme.
    Das Fernglas fiel ihm aus der Hand und baumelte ihm nun um den Hals. Sekundenschnell war der Mann auf den Füßen und drehte sich zu Yvonne um. Er starrte sie an, und ihr wurde bewußt, daß sie merkwürdig aussah, wie sie barfuß und im Bademantel am Waldrand stand. Wenn er gewußt hätte, daß ihre Finger in der Tasche den Griff eines Obstmessers drückten, hätte er sie vielleicht noch merkwürdiger gefunden. Dann ging sein Erstaunen in Erkennen über.
    »Die Frau des Hauses«, konstatierte er zufrieden, als wäre sie ein besonders seltenes Exemplar, das er endlich bestimmt hatte. »Schöner Bademantel.«
    »Ich wollte wissen, was hier draußen vorgeht. Deswegen bin ich im Bademantel rausgelaufen«, sagte Yvonne entschuldigend.
    »Aber er steht Ihnen.«
    Das stimmte. Das Weinrot paßte gut zu ihren braunen Haaren mit den roten Strähnchen, und da Bernhard und sie gleich groß waren, paßte er ihr wie angegossen.
    »Er hat genau so einen, ja? Oder ist es seiner?«
    Sie konnte sich denken, wen er meinte, aber bevor sie eine passende Antwort gefunden hatte, fuhr er fort:
    »Es gibt hier in der Nähe einen Mann, der hat immer einen Bademantel an, Tag und Nacht. Das geniert ihn überhaupt nicht. Er knotet ihn nicht mal zu.«
    »Der Typ im Akeleiweg?«
    »Ich weiß nicht wie die

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