Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
waren.
„Entschuldige.“ Nun drehte er sich zu ihr um.
„Du musst dich nicht entschuldigen, also was ist es?“
Kurz überlegte sie. „Am See heute Morgen ist etwas Seltsames geschehen, als ich mit den Kindern schwimmen war. Da war ein Mann, ein Magier.“ Sie suchte nach Worten.
„Und? Du wirst mir doch nicht erzählen, dass dich die Anwesenheit eines Mannes so aus der Fassung bringt?“ Verlegen scharrte sie mit der Fußspitze im weißen Kies.
„Nun, nein, ja, ich meine, es war nicht er, es waren seine Augen.“ Sie blickte ihn direkt an und etwas kindlich Verträumtes lag in ihren Zügen.
„Ich habe so etwas noch nie gesehen, es war unglaublich. Als ob man in der Sonne ertrinkt. So alt, so … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich habe ihn noch nie gesehen. Und sein Aufzug.
Er trug fast den gleichen Mantel wie der des Kreisführers, wie deiner.“
Arthol fing plötzlich an zu husten. Besorgt fasste sie ihn beim Arm. „Was ist?“
Er winkte ab und doch musste er einige Male Luft holen, ehe das Husten nachließ.
„Wie sah er aus?“ Irritiert schaute sie ihm in die Augen.
„Wer?“
„Der Mantel!“
Sie verstand den energischen Unterton in seiner Stimme nicht.
„Er war, nun ja, wenn ich mich recht entsinne, wie der deine: weiß, etwas anders geschnitten und die Stickereien nicht goldfarben, sondern mehr wie, hm, wie…“ Sie überlegte.
„Fast unscheinbar?“ Sie nickte. „Was hat er getan?“ Seine Stimme klang nun ernst und Ineana war verwirrt.
„Ich weiß nicht, was du meinst? Er hat nichts getan, außer mich vom Felsen zu schubsen.“
Eine Zeit lang schwieg er und betrachtete ihr Gesicht, als wollte er sicher gehen, dass sie ihn nicht belog. Endlich schien Arthol sich deutlich zu entspannen. „Wirklich nichts?“
Heftig schüttelte Ineana den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Er ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und wir sind zusammen ins Wasser gefallen. Dann tauchte ein zweiter Mann auf. Mein Sohn hat ihm aus dem Wasser geholfen und kurz darauf ist er wieder verschwunden.“
„Hat er was gesagt?“
„Hm, nein, ich meine nicht, doch warte, ja, als mein Sohn ihm helfen wollte hat er zu ihm recht unfreundlich etwas gesagt, non sa, si … er hat einen seltsamen Dialekt, den ich kaum verstehen konnte.“ Arthol lächelte und unterbrach sie. „Gut.“
Damit wandte er sich um und schritt den Weg zurück zum Gebäude. Ineana zögerte kurz. Was sollte das? Endlich lief sie ihm nach.
„Mir scheint du weißt wer er war, willst du es mir nicht sagen?“
Sie konnte sehen, wie er grinste, und sie kurz von der Seite betrachtete, mit einem Blick, den sie nicht ganz einzuschätzen wusste. Zielstrebig ging er in die alten Bibliotheken und zog die Rollleiter ein Stück zur Seite, bis er hinaufstieg und aus einem der obersten Regale ein Buch holte. Es war in rotes Leder gebunden, mit feinen Goldfäden umspannt.
Dann schritt er wieder zur Tür, schaute kurz hinaus und drückte sie ins Schloss, ehe er den Schlüssel umdrehte. In der Mitte des Raumes legte er fast ehrfürchtig das Buch auf einen der Tische. Ineana trat neben ihn. Als er den Einband aufschlug, erkannte sie, dass es schon sehr, sehr alt sein musste, denn die Seiten waren stark vergilbt und wirkten brüchig. Sie versuchte die Schrift zu entziffern, doch entweder sie war schon zu sehr verblasst, dass es ihr nicht möglich war sie zu lesen, oder die Buchstaben zogen sich in einer Art, dass sie nicht verstand, was dort stand.
„So?“ Auf einer Seite konnte sie schwach eine Zeichnung erkennen. Sollte wohl einen Magier darstellen, doch war er nur grob skizziert.
Viel Wert jedoch war auf die Kleidung gelegt worden. Ein weit fallender Mantel mit hochstehendem Kragen und Verzierungen, die von den Schultern bis zum Brustbein ein V ergaben. Ornamente als Verschlüsse und wie schon im oberen Bereich endeten die Säume mit feinsten Stickereien.
Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete sie eingehend. Endlich nickte sie langsam und richtete sich wieder auf.
„Ja, so in etwa.“ Als würde er die Seite streicheln berührte die flache Hand von Arthol das Papier, ehe er den Band wieder schloss.
„Und sonst hat er oder der andere wirklich nichts gemacht?“
„Nein Arthol, haben sie nicht, könntest du mir nun erklären, was dein seltsames Benehmen soll?“
Der Magier lächelte. „Ich denke, Ineana, dir ist eine große Ehre zuteil geworden.“ Damit legte er die Hände übereinander und verbeugte sich leicht vor ihr,
Weitere Kostenlose Bücher