Savoir-vivre mit Hindernissen
wird mir klar, was Martin meinte.«
»Was meinte Martin denn? Los spuck es aus. Was hat er über mich erzählt.«
»Dass du dir nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und er zuvor noch nie einer so selbstbewussten und halsstarrigen Frau, wie dir begegnet ist.«
»Und was ist falsch daran?«
»Männer wie Martin spielen gern den Beschützer. Da ist er seinem Vater sehr ähnlich. Nur du brauchst keinen Beschützer. Das ist euer Problem. Ich habe mich deshalb vom Vater meiner Kinder getrennt. Ich hoffe inständig, ihr findet euren Mittelweg. Es wäre zu schade, wenn es zwischen euch nicht klappt. Denn soweit ich es beurteilen kann, klappt der Rest doch wunderbar.«
»Er nennt mich halsstarrig?«
»Bockig, eigensinnig, stur und unbeschreiblich liebenswert.« Ja, das klingt nach ihm. Und was kann ich über ihn sagen? Rechthaberisch, borniert, snobistisch, treulos und unbeschreiblich liebenswert.
Ich lasse Jackson bei Linde und besteige den Flieger in Marseille. Zwei Tage sollten genügen, um meine Angelegenheiten in Hamburg zu klären. Dafür muss mein Hundebaby keine lange Autofahrt auf sich nehmen. Ich bin braun gebrannt und sehe erholt aus, wie meine Mitarbeiter feststellen. Sie sind überrascht mich zu sehen. Wieso? Noch wohne ich hier. Noch! Herr Svensson von der Sparkasse, bittet mich den aktuellen Grundbuchauszug zum Gespräch mitzubringen. Mist. Darin stehen Martin und ich als gemeinsame Eigentümer der beiden Doppelhaushälften. Ich werde also seine Einwilligung brauchen, um meine Hälfte beleihen zu können.
»Vergiss es, Darling«, lacht er mich am Abend aus und fordert mich auf, endlich zur Vernunft zu kommen. »Komm her zu mir«, haucht er und ich könnte mich ohrfeigen, weil ich ihm verraten habe, dass dieser Satz wie ein Codewort auf mich wirkt.
»Wenn du das sagst, bin ich willenlos, Martin. Dann kann ich dir nicht widerstehen«, hatte ich ihm vor langer Zeit in einem innigen Moment gebeichtet. Das war einmal! Heute kann und werde ich der Versuchung standhalten.
»Du willst mir Steine in den Weg legen? Wie armselig, Seibert. Das ist mein Haus. Ich habe es gefunden. Ich habe den günstigen Preis ausgehandelt und ich habe monatelang Zeit und Kraft in die Fertigstellung investiert. Ich werde es kaufen und als einzige Besitzerin im Grundbuch stehen. Ich dachte zwar, es wäre unser gemeinsamer Wunsch, dort zu leben. Aber so wie es sich jetzt darstellt, liegt dir deutlich weniger daran als mir. Ich brauche keinen Mann, der mir meine Wünsche finanziert. Bisher habe ich meine Träume immer selbst bezahlt. Und daran wirst du mit deiner Mörderkohle nichts ändern. Dein Geld hat mich noch nie interessiert. Dass du das allerdings anders siehst, zeigt mir, dass du mich überhaupt nicht kennst. Du hast nicht die Spur einer Ahnung von mir.«
»Lotte!«
»Lotte geht jetzt schlafen. Allein!«
Svensson druckst. Ohne weitere Sicherheiten, will er meinem Antrag nicht zustimmen.
»Ich habe einen garantierten Produktionsauftrag. Meine Einkünfte sind demzufolge gesichert. Es spricht auch nichts dagegen, dass Sie Ihre Forderungen im französischen Grundbuch eintragen lassen. Also, wo ist das Problem?«
Das Problem ist, dass Svensson sich nicht mit Auslandsimmobilien auskennt. Dann mach dich schlau, du Paddel! Ich will dieses Haus kaufen und du wirst mir das Geld leihen.
»Dann bringen Sie mir bitte den Vorvertrag und ich werde es mit meinen Kollegen aus der Fachabteilung prüfen. Wären Sie denn bereit, uns die künftigen Gewinne aus ihrem Kaufhausauftrag abzutreten? Mit dieser Voraussetzung hätte ich deutlich bessere Karten bei der Kreditbewertung.«
Von mir aus bringe ich dir auch eine Urinprobe vorbei. Hauptsache es klappt und zwar zügig. Ich habe nicht vor, den Sommer in Hamburg zu verbringen. So schnell wie nur möglich will ich wieder abreisen.
»Ich habe das Geld«, lüge ich Martin dreist ins Gesicht. »Also lass uns den Kaufvertrag unterzeichnen.«
Wie ich es angestellt habe, binnen so kurzer Zeit diese hohe Summe zu beschaffen, ohne das Haus zu beleihen, will er wissen.
»Ich habe eine Abtretungserklärung auf meine künftigen Gewinne unterzeichnet. Mehr war nicht nötig. Wie du siehst, ist Lady Marmelade solvent und auf deine Kröten nicht angewiesen. Also was? Wann kann ich unterschreiben?«
»Ich verkaufe dir das Haus nicht. Heirate mich endlich und ich schenke es dir.«
»Bevor ich dich heirate, kaufe ich mir
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