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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Kapitel 1
     
    Viertel vor drei am Morgen.
    Sie war heute schon wieder zu spät dran und Frau Bunke hatte ihr gestern bereits klipp und klar gesagt: Noch eine Verspätung bei der Arbeit und sie konnte sich eine neue Putzstelle suchen. Julia schnappte sich schnell die hellblaue Kittelschürze mit dem Namensaufdruck der Reinigungsfirma, dann nahm sie noch einen Schluck Kaffee und überlegte, welche Ausrede sie der Bunke heute auftischen sollte. Manchmal waren zweieinhalb Stunden Schlaf pro Nacht einfach zu wenig. Gestern hatte sie ihr etwas von einer Straßenbahnpanne erzählt, aber das hatte sie schon kaum geschluckt.
    Oh Gott, nur noch bis September, dann würde alles einfacher werden. Heute würde sie es zur Abwechslung mal mit der Mitleidsmasche versuchen. Vielleicht schlug hinter Frau Bunkes Sklaventreiberbrust ja doch ein Herz, ein kleines wenigstens. Julia stäubte sich hastig etwas Babypuder ins Gesicht, damit sie blass aussah. Sie würde behaupten, dass sie die ganze Nacht gebrochen hätte, vielleicht half es ja.
    Bei Männern hatte es Julia viel einfacher. Die glotzten auf ihren Busen und brachten für alles Verständnis auf. Aber die Bunke war eine une rbittliche Zuchtmeisterin. Sie ließ keine Schwächen durchgehen. Der kleinste Patzer, und man war weg vom Fenster. Ungelerntes Personal, das putzen konnte, gab es schließlich wie Sand am Meer. Aber gut bezahlte Putzstellen wie die bei Expiron gab es nur wenige. Julia malte sich mit dem Kajalstift noch dunkle Ränder unter ihre Augen, verschmierte die Farbe ein wenig und fand, dass sie jetzt wirklich grauenvoll aussah. Obwohl sie nach der vergangenen Woche nicht besonders nachzuhelfen brauchte, was die dunklen Augenringe anging.
    Diese Woche war die Hölle gewesen. Sie hatte zwei Klausuren geschrieben. Eine in Zivilprozessrecht und die andere in besonderem Verwaltungsrecht, und abends hatte sie noch jeweils drei Stunden bei Vittorio gekellnert. Ganz zu schweigen von Benni, der zurzeit jede Nacht in ihr Bett kroch und sie mit seinem unruhigen Schlaf wachhielt. Aber nach dieser Woche war sie ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen.
    Juristisches Staatsexamen, Anwältin, Abrechnung!
    Das war alles, was zählte.
    Sie warf noch mal einen Blick auf Benni, der quer in ihrem Bett lag und alle Gliedmaßen von sich streckte, als wäre er erschossen worden, und dann rannte sie los. Wenn sie die U-Bahn nahm, schaffte sie es vielleicht noch rechtzeitig.
    Sie hasste die U-Bahn morgens um diese Zeit. Entweder der U-Bahnhof war völlig leer und gespenstisch oder es lungerten seltsame Gestalten herum. B etrunkene oder Verrückte, die Leute anpöbelten und manchmal auch ein Messer zückten, nur zum Spaß, nur um anderen Angst einzujagen. Je nachdem, wie sie gerade drauf waren.
    Sie stopfte ihr langes, dunkles Haar unter die hässliche gelbe Wollmütze, zog zwei Pullis an und darüber noch die dick wattierte Jacke und schon sah sie aus, als würde sie siebzig Kilo wiegen. Das war gut so, sie wollte nicht auffallen oder hübsch aussehen – nicht in der U-Bahn um diese Zeit. Es reichte ihr schon, wenn sie im Restaurant dauernd angemacht wurde. Jeder Kerl über vierzehn und unter neunzig meinte, weil sie hübsch und heiß und jung war, hätte er ein Recht darauf, sie dämlich anzuquatschen.
    Aber auf einem verlassenen U-Bahnhof angemacht zu werden, das war für sie der Horror. Das war ihr einmal vor zwei Jahren passiert. Zwei betrunkene Touristen hatten sie belästigt. Sie waren ganz alleine auf dem Bahnsteig gewesen. Kein Mensch weit und breit und sie hatten Julia gepackt und sich aufgedrängt und dachten auch noch, es würde ihr gefallen. Sie wollten Julia mit in ihr Hotelzimmer nehmen, hatten versucht, sie mit sich zu zerren und hätten es vielleicht auch geschafft, wenn nicht zufällig ein Mann gekommen wäre.
    Der war der reinste Muskelberg gewesen, aber ein netter Muskelberg. Er war Türst eher in irgendeiner Disko und wusste anscheinend ganz genau, wie man solche Typen handhaben musste. Sie suchten schnell das Weite und der Türsteher war dann bei ihr geblieben, bis die U-Bahn gekommen und sie eingestiegen war. Er hatte ihr die Adresse von einem Sportstudio gegeben, in dem Kampfsport trainiert wurde. Seither ging sie da regelmäßig hin, aber ihre Angst vor einsamen U-Bahnhöfen hatte sie trotzdem nicht verloren.
    An diesem kalten Februarmorgen war der U-Bahnhof völlig leer und in der Bahn lag nur ein einsamer Penner, der vermutlich die Nacht im Warmen verbringen wollte

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