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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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wir zunächst nicht bemerkt hatten, führte man gleich die Tiere herbei, die unser Gepäck tragen sollten. Einem der Knechte befahl Herr Rocco, einen Krug Wein zu bringen. Er wolle den kurzen Aufenthalt nutzen, sagte er, um den edlen Herrn Vetter seines Nachbarn und dessen Beichtvater (damit war ich gemeint) mit einem köstlichen, selbst gezogenen Tropfen zu begrüßen.
    In der Nähe der Quelle wollten wir uns auf ein paar moosbewachsene Steine setzen. Da hörten wir hinter uns eine Stimme.
    „Wehe!“
    Ein hagerer, blasser Kerl mit einem winzigen Vogelkopf hatte den Ruf ausgestoßen. Die schwarzen Augen weit aufgerissen, die krallenartigen Hände beschwörend vorgestreckt, kam er rasch näher. Sein dunkler, ziemlich schäbiger Mantel, den er wie eine römische Toga angelegt und gefaltet hatte, hüllte ihn fast vollständig ein.
    „Wehe!“, rief er noch einmal. „Meidet den Ort, hinweg von hier! Schlimmes Geschick erfüllte sich! Blut floss dem bärenkühnen Jäger vom Haupt und färbte den Quell!“
    Er wies mit ausgestrecktem Arm nach dem Stein, auf dem Odo sich gerade niederlassen wollte. Mein Amtsgefährte blieb unschlüssig stehen, halb betroffen, halb belustigt.
    Herr Rocco dagegen war ungehalten.
    „Was willst du, Drog? Wer hat dir befohlen, hierher zu kommen?“, herrschte er den Hageren an. „Warum störst du uns?“
    „Sind nicht heute die Nonen des September?“
    „Ach, schweig! Ich hoffe, meine Herren,“ wandte sich Rocco wieder an uns, „dass Euch dieses Gespenst nicht erschreckt hat. Es ist Drogdulf, der Bruder meiner Gemahlin. Ein ganz unnützer Mensch und ein bisschen verrückt. Er kann nichts außer lesen, schreiben und schönreden. Er hat einen Ringelschwanz im Maul statt einer Zunge. Ich nehme ihn nur mit, damit er mir den Ehevertrag vorliest. Um sicher zu gehen, dass alles drinsteht.“
    „Bittersalzige Tränen werden auf dieser Hochzeit fließen, wenn Ihr verweilt!“, verkündete der seltsame Haruspex.
    „Hör auf, dich vor diesen Herren wichtig zu machen!“, donnerte Herr Rocco. „Du verfluchter Schmarotzer hast nur den Wein gerochen. Aber heute bekommst du nichts mehr, du hast schon dein Teil. Morgen gibt es genug zu saufen, da wirst du auf deine Kosten kommen. Jetzt aber fort mit dir, verschwinde!“
    Der Gescholtene verzog die Falten seines Gesichts zu einer tragischen Grimasse, wagte jedoch keine Widerrede, sondern krümmte den Buckel und wich zurück.
    Da sagte ich: „Wartet! Was meintet Ihr mit dem ‚Blut des Jägers‘? Und mit den Nonen des September? Das ist ja tatsächlich der heutige Tag.“
    „Heute ist es genau ein Jahr her“, erwiderte Drog, mir seine lebhaften schwarzen Augen zuwendend, „dass das scharf geschliffene Schwert auf den im Schlummer geneigten Schädel hinabfuhr und … ach, ach, was habt Ihr denn da?“
    Er starrte auf meine Hand, die den Gürtel hielt.
    „Den habe ich gefunden, dort in der Felsspalte.“
    „Der Jäger trug ihn!“, stieß Drog mit einer heftigen Geste hervor.
    „Was ist das für eine Geschichte, Freund?“, fragte Odo, der nun ebenfalls aufmerkte. „Hier wurde vor einem Jahr ein Jäger ermordet? Wer war das? Etwa ein Grundherr aus der Umgebung?“
    „Ihr scheint nichts davon zu wissen“, sagte Herr Rocco mit unbehaglicher Miene. „Habt wohl lange nichts von Euren Verwandten gehört.“
    „So ist es. Aber was soll das heißen?“
    „Nun, der Ermordete …“
    „Sprecht! Wer war es?“
    „Es war der junge Herr Gundobad.“
    „Ebrachars Sohn?“, rief Odo.
    „Ja, der älteste Sohn Eures Vetters. Ein prächtiger Kerl, ein Heldenspross. Seine ganze Leidenschaft war die Jagd. In der Tat, es muss an dieser Stelle geschehen sein … ich erinnerte mich nicht gleich daran. Er ruhte sich aus von der Hatz, erfrischte sich … und dann fand man ihn hier. Wahrhaftig, das war ein hässlicher Tod. Ochsen und Schweine sterben angenehmer. Sie hatten ihn fast in zwei Teile gehauen, die Schurken.“
    „So weiß man, wer …“
    „Natürlich Raubgesindel. In dieser gottverlassenen Gegend ist kein Christenmensch sicher. In den Wäldern wimmelt es nur so von Räubern und Mördern. Hinter jedem Strauch lauert einer. Seid froh, dass Ihr uns getroffen habt. Es würde sicherlich übel ausgehen, wenn Ihr hier oben übernachten wolltet.“
    „Es steht also fest, dass es Räuber waren, die Gundobad …“
    „Das steht fest wie diese Feldblöcke hier. Sie nahmen sein Pferd und seine Waffen.“
    „Und warum ließen sie den Gürtel

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