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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ich mir darüber keine Gedanken machen«, sagte Lord Peter.
    Sie trat vor ihm in den Laden – endlich ihre eigene Herrin.
    In den frühen Morgenstunden erblickte Inspektor Sugg, der zufällig über den Parliament Square kam, einen Taxifahrer, der allem Anschein nach dem Denkmal Lord Palmerstons eine leidenschaftliche Standpauke hielt. Entrüstet ob dieses widersinnigen Tuns ging Inspektor Sugg näher, als er bemerkte, daß der Staatsmann seinen Sockel mit einem Herrn im Abendanzug teilte, der sich mit einer Hand in waghalsiger Pose festklammerte und mit der andern eine leere Champagnerflasche vors Auge hielt, mit der er die umliegenden Straßen absuchte.
    »He«, rief der Polizist, »was machen Sie da? Kommen Sie da runter!«
    »Hallo!« rief der vornehme Herr, indem er plötzlich das Gleichgewicht verlor und ziemlich Hals über Kopf seinen Aussichtspunkt verließ. »Ham Sie nich mein Freund gesehen? Komische Sache – gans komisch. Sie wissen doch bestimp, wo er is, wasch? Wenn du nich weiterweischt, immer Polischei fragen. Is mein Freund. Gans vornehmer Mann mit Schylinder. Freddy – guter oller Freddy. Hört immer auf sein Namen – wie liebes Hundchen.« Er rappelte sich auf und strahlte den Beamten an.
    »Aber – wenn das nicht Seine Lordschaft ist«, sagte Inspektor Sugg, der Lord Peter schon bei anderer Gelegenheit kennengelernt hatte. »Sie sollten lieber nach Hause fahren, Mylord. Die Nacht ist kühl. Sie holen sich noch eine Erkältung. Hier ist Ihr Taxi – kommen Sie, steigen Sie ein.«
    »Nein«, sagte Lord Peter. »Nein. Kann isch nich machen. Nich ohne mein Freund. Guter oller Freddy. Freund – nie – verlassen! Lieber oller Schugg. Kann Freddy nich verlassen.« Er wollte mit großer Pose den Fuß aufs Trittbrett des Taxis stellen, verschätzte sich aber in der Distanz, trat schwerfällig in den Rinnstein und bestieg somit unerwartet das Taxi mit dem Kopf voran.
    Mr. Sugg versuchte seine Beine nachzuschieben und die Tür zu schließen, aber Seine Lordschaft durchkreuzte dieses Vorhaben mit unvorhergesehener Behendigkeit und setzte sich entschieden aufs Trittbrett.
    »Nich mein Takschi«, erklärte er feierlich. »Freddys Takschi. Nich recht – mit Takschi von Freund abschuhauen. Komisch. Bin nur um die Ecke gegangen, Freddys Takschi holen – und Freddy is um die Ecke gegangen, mein Takschi holen – für Freund Takschi holen – Freundschaft is wunderschön – mein Sie nich, Schugg? Kann mein Freund nich im Stich lassen. Auscherdem – da is der gute olle Parker.«
    »Mr. Parker?« fragte Inspektor besorgt. »Wo?«
    »Pscht!« machte Seine Lordschaft. »Nich Baby wecken, schön lieb sein. Neschle-Baby – guck mal, wie es neschelt – neschelt es nich süß?«
    Dem Blick Seiner Lordschaft folgend, entdeckte der entsetzte Sugg seinen amtlichen Vorgesetzten friedlich an die andere Seite des Palmerston-Denkmals gekuschelt, ein seliges Lächeln auf dem schlafenden Gesicht. Mit einem Schreckensruf beugte er sich über den Schläfer und schüttelte ihn.
    »Gemeinheit!« rief Lord Peter mit lauter, vorwurfsvoller Stimme. »Armen Kerl stören – armer Polischischt, muß so schwer arbeiten. Steht nie auf, bevor der Wecker klingelt ... Na scho wasch!« fuhr er fort, wie von einer neuen Idee befallen. »Warum hat der Wecker nich geklingelt, Schugg?« Er zeigte mit unsicherem Finger auf den Big Ben. »Die ham vergessen, ihn aufschuschiehen. Schlamperei. Muß isch an die Timesch schreim.«
    Mr. Sugg verlor keine Worte, sondern packte den schlummernden Parker und verfrachtete ihn ins Taxi.
    »Nie – nie – verlassen –« begann Lord Peter und widersetzte sich allen Bemühungen, ihn vom Trittbrett hochzuziehen, als von Whitehall ein zweites Taxi angefahren kam, aus dessen Fenster der Ehrenwerte Freddy Arbuthnot laut krakeelte.
    »Sieh mal, w-wer da ist!« quietschte der Ehrenwerte Freddy. »Der gute, gute, alte Sugg. Jetzt f-fahren wir alle m-miteinander nach Hause.«
    »Das ist mein Takschi«, widersprach Seine Lordschaft würdevoll, indem er darauf zu stolzierte. Die beiden verhedderten sich kurz ineinander, dann flog der Ehrenwerte Freddy in Suggs Arme, während Seine Lordschaft, jetzt die Zufriedenheit selbst, dem neuen Taxifahrer »Nach Hause!« zurief und prompt in einer Ecke des Gefährts einschlief.
    Mr. Sugg kratzte sich am Kopf, nannte Lord Peters Adresse und sah dem abfahrenden Taxi nach. Dann wies er, den Ehrenwerten Freddy immer noch an seiner breiten Brust, den anderen Taxifahrer an, Mr.

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