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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Herzog von Denver ist noch in der Waffenkammer, die anderen Männer sind im Billardzimmer, die Damen haben sich schon zurückgezogen, als Fleming, der Diener, mit der Abendpost aus dem Dorf kommt. Dem Herzog von Denver bringt er einen Brief, in dem etwas sehr Bestürzendes und Unangenehmes steht. Denis Cathcart bringt er ebenfalls einen Brief – einen, den wir nie zu sehen bekommen werden, dessen Inhalt jedoch leicht zu erraten ist.
    Sie haben Mr. Arbuthnots Aussage gehört, daß Cathcart, bevor er den Brief las, guter Dinge und hoffnungsvoll nach oben ging und erwähnte, er gedenke bald den Hochzeitstermin festsetzen zu können. Kurz nach zehn, als der Herzog von Denver zu ihm hinaufging, traf er ihn sehr verändert an. Noch ehe Seine Gnaden auf den Grund seines Besuchs zu sprechen kommen konnte, fuhr Cathcart ihn grob und rüde an, schien mit den Nerven am Ende zu sein und verlangte in Ruhe gelassen zu werden. Meine Lords, ist es angesichts dessen, was wir heute hier vernommen haben – angesichts unseres Wissens, daß Mademoiselle Vonderaa am 15. Oktober mit der Berengaria nach New York übergesetzt ist –, wirklich schwer zu erraten, welche Nachricht Denis Cathcart in der Zwischenzeit erhalten hatte, die seinen Ausblick auf das Leben so völlig veränderte?
    In diesem unglücklichen Augenblick, als Cathcart sich gerade vor die vernichtende Tatsache gestellt sieht, daß seine Geliebte ihn verlassen hat, kommt der Herzog von Denver und erhebt einen furchtbaren Vorwurf gegen ihn. Er konfrontiert Cathcart mit der häßlichen Wahrheit – daß der Mann, der an seinem Tisch gegessen und unter seinem Dach gewohnt hat, der im Begriff steht, seine Schwester zu heiraten, nichts mehr und nichts weniger ist als ein Falschspieler. Und als Cathcart den Vorwurf nicht einmal abstreitet – als er, in höchst unverschämter Weise, wie es aussieht, auch noch erklärt, daß er die edle Dame, mit der er verlobt ist, nicht mehr zu heiraten gedenkt – ist es da zu verwundern, daß der Herzog diesem Hochstapler die Meinung sagt und ihm verbietet, Lady Mary Wimsey jemals wieder anzurühren oder anzusprechen? Ich sage Ihnen, meine Lords, daß ein Mann mit einem Funken Ehrgefühl nicht anders hätte handeln können. Mein Mandant begnügt sich damit, Cathcart zu sagen, daß er am nächsten Tag sein Haus zu verlassen habe; und als Cathcart in seiner Wut ins Unwetter hinausrennt, ruft er ihm nach, er solle zurückkommen, ja er weist sogar den Diener an, die Tür des Wintergartens für Cathcart offen zu lassen. Es ist wahr, daß er Cathcart einen gemeinen Halunken geheißen und gesagt hat, er gehöre aus seinem Regiment ausgestoßen, aber da war er ja im Recht; und als er Cathcart aus dem Fenster nachrief – ›Komm zurück, du Idiot‹, oder sogar, wie ein Zeuge aussagte, ›du verdammter Idiot‹, da hatten seine Worte doch fast schon wieder etwas Versöhnliches. (Heiterkeit.)
    Und nun möchte ich Euren Lordschaften aufzeigen, auf wie ungemein schwachen Füßen die Anklage gegen meinen edlen Mandanten hinsichtlich des Motivs steht. Es wurde angedeutet, der Grund für den Streit zwischen beiden sei nicht der, den der Herzog von Denver in seiner Aussage genannt hat, sondern etwas, das die beiden persönlicher betraf. Für diese Unterstellung wurde nicht die Spur, nicht ein Hauch, nicht der Schatten eines Beweises vorgebracht, abgesehen von der Aussage dieses merkwürdigen Zeugen Pettigrew-Robinson, der einen Groll gegen seinen ganzen Bekanntenkreis zu hegen scheint und eine nichtige Anspielung zu etwas ungeheuer Bedeutendem aufbläht. Eure Lordschaften haben diese Person im Zeugenstand erlebt und können sich selbst ein Urteil darüber bilden, wieviel Gewicht seinen Beobachtungen beizumessen ist. Dagegen haben wir seitens der Verteidigung nachweisen können, daß der vom Herzog behauptete Streitgrund sich sehr wohl auf Tatsachen gründet.
    Cathcart rennt also hinaus in den Garten. Achtlos läuft er im strömenden Regen umher, eine Zukunft vor Augen, die mit einemmal der Liebe, des Reichtums, der Ehre beraubt ist.
    Und inzwischen geht eine Zimmertür auf, und leise Füße schleichen die Treppe hinunter. Wir wissen jetzt, wer das war – Mrs. Pettigrew-Robinson hat das Knarren der Tür nicht verkannt. Es war der Herzog von Denver.
    Das wird zugegeben. Aber von diesem Punkt an sind wir mit der Meinung des verehrten Anklagevertreters uneins. Es wird unterstellt, der Herzog sei bei längerem Nachdenken über diese Geschichte zu dem Schluß

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