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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gekommen, daß Cathcart eine Gefahr für die Gesellschaft darstelle und besser tot sei – oder daß die Beleidigung, die er dem Hause Denver zugefügt habe, nur mit Blut zu tilgen sei. Und man will uns glauben machen, daß der Herzog die Treppe hinunterschleicht, seinen Revolver aus dem Schreibtisch holt und in die Nacht hinausgeht, um Cathcart zu suchen und kaltblütig zu erschießen.
    Meine Lords, habe ich es wirklich nötig, die dieser Unterstellung innewohnende Absurdität aufzuzeigen? Welchen begreiflichen Grund hätte denn der Herzog von Denver haben können, auf so kaltblütige Weise einen Menschen umzubringen, von dem ein einziges Wort ihn für immer befreite? Es wurde Ihnen suggeriert, daß der Herzog die Kränkung beim Nachgrübeln als immer größer empfunden habe – daß sie gigantische Ausmaße angenommen habe. Zu dieser Unterstellung, meine Lords, kann ich nur sagen, daß ein fadenscheinigerer Vorwand, einem Unschuldigen ein Mordmotiv anzuhängen, nie erdacht wurde, nicht einmal vom Erfindungsreichtum eines Advokaten. Ich möchte weder meine Zeit damit vertun noch Sie damit beleidigen, daß ich darauf überhaupt näher eingehe. Wieder wurde angedeutet, der Streitgrund sei nicht der genannte, vielmehr habe der Herzog Grund gehabt, Böses von Cathcarts Hand zu fürchten. Dieser Unterstellung haben wir, wie ich glaube, schon den Boden entzogen; es ist eine völlig aus der Luft gegriffene Annahme, mit deren Hilfe eine Reihe von Umständen erklärt werden soll, die der verehrte Anklagevertreter nicht im Einklang mit den bekannten Tatsachen zu erklären vermocht hat. Allein die Zahl und Vielfalt der von der Anklage herbeigezogenen Motive beweist, daß sie um die Dürftigkeit ihrer Argumentation selbst weiß. Verzweifelt schnappt sie nach jeder nur denkbaren Erklärung, um diesem unsinnigen Vorwurf ein wenig Farbe zu geben.
    Und hier möchte ich nun Ihre Aufmerksamkeit, meine Lords, auf die sehr wichtige Aussage Inspektor Parkers hinsichtlich des Arbeitszimmerfensters lenken. Er hat uns gesagt, daß es von außen geöffnet wurde, indem die Verriegelung mit Hilfe eines Taschenmessers beiseite geschoben wurde. Wenn es der Herzog von Denver gewesen wäre, der um halb zwölf im Arbeitszimmer war, wozu hätte er das Fenster aufbrechen müssen? Er war doch schon im Haus. Wenn wir außerdem sehen, daß Cathcart ein Messer in der Tasche hatte und sich auf der Klinge dieses Messers Kratzer befinden, wie sie vom gewaltsamen Beiseiteschieben einer metallenen Verriegelung stammen könnten, so ist doch daraus klar ersichtlich, daß nicht der Herzog, sondern Cathcart selbst das Fenster von außen geöffnet hat und hineingestiegen ist, um sich die Pistole zu holen, denn er wußte ja nicht, daß die Wintergartentür eigens für ihn offengelassen worden war.
    Aber wir brauchen dieses Indiz nicht einmal zu sehr zu bemühen – wir wissen ja, daß Hauptmann Cathcart zu dieser Zeit im Arbeitszimmer war, denn wir haben hier das Löschblatt gesehen, mit dem er seinen Brief an Simone Vonderaa abgelöscht hat, und Lord Peter Wimsey hat uns berichtet, daß er selbst dieses Löschblatt wenige Tage nach Cathcarts Tod von der Schreibunterlage im Arbeitszimmer gelöst hat.
    Und nun richten Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit auf die Bedeutung eines bestimmten Punktes in der Beweisaufnahme. Der Herzog von Denver hat uns gesagt, daß er den Revolver kurz vor dem schicksalhaften 13. Oktober in der Schreibtischschublade gesehen habe, als er und Cathcart zusammen im Arbeitszimmer waren.«
    Der Großhofmeister: »Einen Augenblick, Sir Impey, das stimmt nicht ganz mit meinen Aufzeichnungen überein.«
    Verteidiger: »Ich bitte Eure Lordschaft um Verzeihung, wenn ich mich irre.«
    Großhofmeister: »Ich lese Ihnen vor, was bei mir steht: ›Ich suchte ein altes Foto von Mary, um es Cathcart zu geben, als ich ihn dort fand.‹ Kein Wort davon, daß Cathcart dabei war.«
    Verteidiger: »Wenn Eure Lordschaft auch noch den nächsten Satz lesen wollten –«
    Großhofmeister: »Gewiß. Der nächste Satz lautet: ›Ich weiß noch, wie ich gesagt habe, daß er schon rostig werde.‹«
    Verteidiger: »Und der nächste?«
    Großhofmeister: »›Wem gegenüber haben Sie diese Bemerkung gemacht?) Antwort: ›Das weiß ich wirklich nicht mehr, aber ich weiß noch genau, daß ich es gesagt habe.‹«
    Verteidiger: »Ich bin Eurer Lordschaft sehr verbunden. Als mein edler Mandant diese Worte sprach, suchte er gerade nach Fotos, die er Cathcart geben wollte. Ich

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