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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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freizusprechen. Sie sind nur Menschen, meine Lords, und mancher unter Ihnen wird darüber gemurrt, mancher gespottet haben, daß Sie in diesem mittelalterlichen Gepränge, in Purpur und Hermelin, hier erscheinen mußten, die dem Geschmack unserer nüchternen Zeit so fremd sind. Sie wissen sehr wohl,
    Es ist der Balsam nicht, der Ball und Zepter
Das Schwert, der Stab, die hohe Herrscherkrone,
Das eingewirkte Kleid mit Gold und Perlen,
Der Titel, strotzend vor dem König her,
Der Thron, auf dem er sitzt, des Pompes Flut,
Die anschlägt an den hohen Strand der Welt ,
    die edlem Blut Würde verleihen kann. Und doch, das Haupt eines der ältesten und edelsten Häuser Englands Tag für Tag hier stehen zu sehen, ausgeschlossen aus Ihrem Kreise, seiner historischen Würden beraubt, gekleidet nur in die Gerechtigkeit seiner Sache – dieser Anblick kann es nicht verfehlt haben, Ihr Mitleid und Ihre Empörung zu erregen.
    Meine Lords, es ist Ihr schönes Privileg, Seiner Gnaden dem Herzog von Denver diese traditionellen Symbole seines hohen Ranges wiederzugeben. Wenn der Sekretär dieses hohen Hauses nun jedem einzelnen von Ihnen die feierliche Frage stellen wird: Befinden Sie Gerald Herzog von Denver, Viscount St. George, schuldig oder nicht schuldig des furchtbaren Verbrechens des Mordes, so kann ein jeder vonIhnen aus voller Überzeugung, auf der auch nicht der Schatten eines Zweifels ruht, die Hand aufs Herz legen und sprechen: ›Nicht schuldig, bei meiner Ehre.‹«

Wer will nach Hause?
    »Betrunken wie ein Lord? Als Klasse gesehen sind sie eigentlich sehr nüchtern.«
Richter Cluer, in der Verhandlung Während der Anklagevertreter sich der undankbaren Aufgabe unterzog, zu verdunkeln, was nicht nur klar war, sondern auch jedermanns Gefühlen entgegenkam, entführte Lord Peter seinen Freund Parker in ein Lyons-Restaurant gegenüber und hörte sich über einer Riesenportion Speck und Ei einen kurzen Bericht über Mrs. Grimethorpes Flucht nach London und einen langen über Lady Marys Kreuzverhör an.
    »Was grinst du die ganze Zeit?« fuhr der Erzähler ihn an.
    »Angeborener Schwachsinn«, sagte Lord Peter. »Der arme Cathcart, kann ich nur sagen. Das war eine Frau! Das heißt, ich nehme an, sie ist es noch. Wieso rede ich von ihr, als ob sie in dem Augenblick gestorben wäre, als ich den Blick von ihr wandte?«
    »Du bist eben ein schrecklicher Egozentriker«, knurrte Parker.
    »Ich weiß. Das war ich schon als Kind. Was mir Sorgen macht ist meine Empfänglichkeit für so was in letzter Zeit. Als Barbara mir weglief –«
    »Davon bist du geheilt«, unterbrach sein Freund ihn roh. »Wenn du's genau wissen willst, das merke ich schon seit einiger Zeit.«
    Lord Peter seufzte schwer. »Deine Aufrichtigkeit in Ehren, Charles«, sagte er, »aber ich wollte, du hättest nicht so eine unfreundliche Art, die Dinge auszudrücken. Außerdem – he, kommen die etwa schon raus?«
    Die Menge auf dem Parliament Square geriet in Bewegung. Menschengruppen lösten sich auf und verteilten sich in dünnen Rinnsalen über die Straße. Ein Flecken Purpur erschien vor dem grauen Gestein von St. Stephen. Plötzlich kam Mr. Murbles' Sekretär zur Tür hereingerannt.
    »Alles in Ordnung, Mylord – Freispruch – einstimmig –, und ob Sie bitte herüberkommen möchten, Mylord?«
    Sie liefen hinaus. Bei Lord Peters Anblick brachen ein paar aufgeregte Umstehende in Jubelrufe aus. Ein heftiger Wind fegte plötzlich über den Platz und blähte die blutroten Roben der herauskommenden Peers. Lord Peter wurde von einem zum andern geschubst, bis er den Mittelpunkt des Gedränges erreichte.
    »Entschuldigen Sie, Euer Gnaden.«
    Es war Bunter. Bunter, wunderbarerweise mit einem Bündel Purpur und Hermelin über den Armen, um den schändlichen blauen Straßenanzug zu verhüllen, dieses Brandmal der Unehre.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen meine untertänigsten Glückwünsche auszusprechen, Euer Gnaden.«
    »Bunter!« rief Lord Peter. »Großer Gott, der Mann ist wahnsinnig geworden! Zum Teufel, Mann, tun Sie das Ding weg«, fügte er hinzu und warf sich einem hochgewachsenen Fotografen mit Kaufhauskrawatte entgegen.
    »Zu spät, Mylord«, antwortete der Missetäter strahlend und schob die Platte ein.
    »Peter«, sagte der Herzog. »Äh – vielen Dank, alter Junge.«
    »Schon gut«, antwortete Seine Lordschaft. »Vergnügliche Reise und so. Du siehst blendend aus. O nein, gib mir jetzt nicht die Hand – da, ich hab's doch gewußt! Da hat dieser Kerl schon

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