SB 122 – Gefangene der SOL
erschienen. Valvul richtete sich eilends auf und trottete Mallagan entgegen. »Ich bin in Gefahr!«, kreischte er. »Olkring macht Jagd auf ...«
Eine Handbewegung des Betschiden ließ Valvul verstummen. »Die Gefahr wird bald vorüber sein«, sagte Mallagan. »Dann werdet ihr erfahren, was es mit dem Eigentlichen Bereich auf sich hat. Du sagst, Olkring macht Jagd auf dich? Weißt du, wo er sich aufhält?«
»Ich vermute es. Der Ort liegt nicht weit von hier entfernt.«
»Führe uns zu ihm!«, bat Surfo Mallagan. »Wir brauchen ihn.«
Der Weg zu Olkrings Quartier war zunächst frei von Hindernissen. Aber als Surfo Mallagan in der Ferne einen Mascinoten materialisieren und sofort wieder verschwinden sah, da wusste er, dass ihnen die Späher des Gegners auf der Spur waren.
Während der nächsten halben Stunde gab es mehrere Zusammenstöße. Olkrings Mascinoten hatten sich bewaffnet. Am gefährlichsten waren die Wurfgeräte, die sie bei sich führten. Mallagan war nicht bereit, das geringste Risiko einzugehen. Er wies die Gefährten an, beim Auftauchen gegnerischer Späher sofort das Feuer mit den Schockern zu eröffnen.
Schließlich wurden die Späher seltener und blieben zuletzt ganz aus. Valvul gab an, sie seien nur noch wenige Minuten von ihrem Ziel entfernt.
Kurze Zeit später erreichten sie Olkrings Unterkunft. Zwischen fremdartigen Maschinen lagen reglose Mascinoten, die Schocktreffer erhalten hatten und sich in unterschiedlichen Phasen der Lähmung befanden. Einige, die sich schon wieder erholt hatten, wollten fliehen, jedenfalls begannen ihre Umrisse zu flimmern, als sie versuchten, die Raumfalte zu schließen.
Mallagan machte ihnen mit wenigen Sätzen deutlich, dass sie nichts zu befürchten hätten. Lag es nun daran, dass sie dem Betschiden tatsächlich glaubten, oder war eher ihr ungläubiges Staunen, dass der Fremde in ihrer Sprache redete, ausschlaggebend – auf jeden Fall verzichteten die Mascinoten auf die Flucht.
»Ich suche Olkring«, sagte Surfo Mallagan. »Wo ist er?«
Niemand wusste es. Sie durchsuchten das ganze Quartier. Olkring war verschwunden.
Von den Höhen des Triumphs stürzte Olkring in die Verzweiflung. Als immer mehr Verwundete entsetzt schreiend in der Unterkunft materialisierten, da wusste der Mascinote, der sich schon als neuer Meister der Gegenwart gesehen hatte, dass ihm der Erfolg versagt bleiben würde. Der Beisitzer Eins mochte einen Groll gegen den Verräter Valvul haben, aber das bedeutete nicht, dass er deshalb nun Olkring seine Gunst zuwandte.
Den Fremden wollte Olkring nicht in die Hände fallen, deshalb gab es für ihn nur noch die Flucht. Das Vorwärtskommen war jedoch mühselig. Er wünschte, er hätte sich beizeiten im Gebrauch der Gliedmaßen geübt. Der abschüssige Gang, durch den er sich bewegte, beschrieb eine starke Krümmung. Olkring hatte sie schon fast überwunden, da stand der Fremde plötzlich vor ihm. Der Eindringling breitete die Arme aus und drehte die Innenflächen seiner fünffingrigen Greifhände nach oben.
»Fürchte dich nicht, Olkring«, erklang es aus einer kleinen Maschine, die der Fremde am Vorderkörper trug. »Ich bin hier, um dir eine freudige Nachricht zu bringen.«
Olkring wandte sich um. Aber hinter ihm standen zwei weitere Fremde, und der Verräter Valvul war bei ihnen.
»Unter Eindringlingen und Verrätern gibt es keine freudigen Nachrichten«, sagte Olkring niedergeschlagen.
»Wir sind keine Eindringlinge. Wir sind gekommen, um euch bei der Lösung eines Problems zu helfen, das binnen kurzer Zeit eure Zivilisation zerstört hätte. Sobald wir Hilfe geleistet haben, ziehen wir uns wieder zurück. Und unseren Freund Valvul hier wirst du nicht mehr lange einen Verräter nennen dürfen – bis du nämlich erfährst, dass er nur zum Wohl der Mascinoten gehandelt hat. Wenn ihr euer Volk retten wollt, müsst ihr zusammenarbeiten.«
Olkring erkannte, dass selbst Valvul überrascht zu sein schien; er selbst war verwirrt. »Ich verstehe nicht, Fremder«, sagte er. »Unsere Zivilisation soll in Gefahr sein? Woher willst du das wissen?«
»Vom Beisitzer Eins. Ich muss euch beide zu ihm bringen. Ihr werdet die Geschichte eures Volkes erfahren und erkennen, wie es zur gegenwärtigen Lage gekommen ist. Ihr werdet verstehen, dass die mascinotische Zivilisation im Begriff ist, an ihrer eigenen Monotonie zu ersticken. Ihr müsst den Zerfall aufhalten und eine neue Blüte herbeiführen.«
»Zum Beisitzer Eins?«, fragte Valvul.
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