Scarpetta Factor - Thriller
Stück entfernt auf der ungeteerten Straße. Alles war bereit, für den Fall, dass die Aktion nicht nach Plan lief.
»Ich wiederhole«, verkündete Lobo und nahm eine Tasche von der Schulter. »Ich möchte dieser Dodie nicht unterstellen, dass sie eine SpoofCard benutzt hat, sondern sage nur, dass man auf Rufnummernerkennung inzwischen scheißen kann.«
»Verschonen Sie mich«, meinte Droiden, während sie ein Ende des Schlauchs in die Öffnung steckte. »Mein Freund ist von einer Spinnerin, gegen die er eine einstweilige Verfügung erwirkt hatte, mit einer SpoofCard belästigt worden. Das Telefon klingelte, und laut Rufnummernerkennung war es seine Mutter.«
»Wie ärgerlich«, erwiderte Marino. Er hatte gar nicht gewusst, dass sie einen Freund hatte.
»Es funktioniert wie bei diesen Anonymisierungsanwendungen, mit denen die Leute ihre IP-Adresse verschleiern oder einen glauben machen wollen, sie seien im Ausland, obwohl sie in der Wohnung nebenan sitzen.« Droiden schob die Patrone in den Schraubverschluss, den sie an dem im Gerät steckenden Ende des Schlauches befestigte. »Sobald Telefone oder Computer im Spiel sind, gibt es keine Sicherheit mehr. Die bösen Jungs können sich unsichtbar machen, nichts ist nachvollziehbar, und wenn man es doch schafft, kann man es nicht beweisen. Niemand muss sich mehr für etwas verantworten.«
Lobo hatte einen Laptop aus seiner Tasche genommen und schaltete ihn ein. Marino fragte sich, warum man hier zwar einen Computer benutzen, aber nicht telefonieren durfte. Doch er verkniff sich die Bemerkung. Er fühlte sich aufgekratzt, als würde er jeden Moment überhitzen.
»Brauche ich keinen Anzug oder so?«, fragte er. »Sind Sie sicher, dass in dem Paket kein Anthrax oder irgendeine Chemikalie ist, von der man Krebs kriegt?«
»Bevor ich das Paket gestern Nacht in den Behälter gelegt habe«, entgegnete Droiden, »habe ich es gründlich mit dem FH-40 auf Radioaktivität sowie mit dem Mikroskop, dem APD -Ultraschallgerät, einer hochfrequenzigen Ionenkammer, einem Gasmonitor und jedem auch nur erdenklichen Apparat untersucht, und zwar wegen der Zielperson.«
Sie meinte Scarpetta.
»Wir haben die Sache ausgesprochen ernst genommen«, fuhr Droiden fort. »Was nicht heißt, dass wir hier normalerweise Schlamperei dulden würden. Doch in diesem Fall haben wir es mit außergewöhnlichen Umständen zu tun. Die Ergebnisse der Tests auf Anthrax, Rizin, Botulismus, SEB-Ekzeme und Pest waren alle negativ. Das Gleiche gilt für Alpha-, Beta-,Gamma- und Neutronenstrahlung. Keine Chemiewaffen, Reizstoffe oder Gifte, die das Nervensystem oder die Haut angreifen. Jedenfalls keine, die wir kennen. Kein Giftgas wie Ammonium, Chlor, Hydrogensulfit oder Schwefeldioxid. Kein Alarm hat angeschlagen. Allerdings sondert der Inhalt des Pakets irgendein Gas ab. Das konnte ich riechen.«
»Vermutlich das Zeug, das in dem röhrchenförmigen Gegenstand ist«, merkte Marino an.
»Jedenfalls stinkt es. Es ist ein fauliger, teerartiger Geruch«, antwortete sie. »Keine Ahnung, was es sein könnte. Unsere Detektoren haben es nicht identifiziert.«
»Zumindest wissen wir, was es nicht ist«, erwiderte Lobo. »Und das ist doch schon einmal beruhigend. Hoffentlich gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Ob es hier kontaminiert worden ist?« Marino dachte an all die verschiedenen Bomben, die auf diesem Platz entschärft wurden. Jahrzehntelang waren Generationen von Bomben und Sprengstoffen hier mit Wasserkanonen beschossen und in die Luft gejagt worden.
»Wie schon gesagt, waren die Untersuchungen ergebnislos«, entgegnete Droiden. »Wir beziehen zudem auch störende Dämpfe ein, die das Resultat verfälschen können. Die Gegenstände, die wir hier entschärfen, gasen alles Mögliche von Benzin bis zu Diesel oder Haushaltsbleiche ab. Allerdings sind die Spuren inzwischen zu schwach, um von einem Gerät aufgefangen zu werden. Letzte Nacht gab es keinen falschen Alarm, obwohl das kalte Wetter nicht eben ideal ist. Den LCD-Anzeigen gefallen die Temperaturen nämlich gar nicht, und wir wollten den Bombenkoffer nicht in ein Gebäude bringen, ohne uns vorher zu vergewissern, womit wir es zu tun haben.«
Sie kippte den PAN-Disruptor, bis er beinahe senkrecht nach oben zeigte, füllte ihn mit Wasser und verschloss das vordere Ende mit einem roten Deckel. Nachdem sie das Stahlrohrwieder in die Waagerechte gebracht und die Schrauben festgezogen hatte, holte sie eine Laser-Zielvorrichtung aus dem Koffer,
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