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0879 - Das Erdmonster

0879 - Das Erdmonster

Titel: 0879 - Das Erdmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Plötzlich bewegte es sich. Es fing an zu tanzen, zuckte nach rechts, dann wieder nach links, wurde in die Höhe gerissen, explodierte plötzlich, und zahlreiche andere Lichter erschienen wie Funken.
    Sie verteilten sich regenartig über dem Gelände, dann sprühten sie noch einmal und sanken dem Erdboden entgegen.
    Kurz bevor sie ihn erreichten, führte eine seltsame Macht sie wieder zusammen, und es entstand abermals die rote Kugel.
    In der Ferne erklangen ungewöhnliche Laute. Sie hörten sich an wie menschliche Schreie, was aber nicht der Fall war. In der Weite des Landes schrieen die Vögel. Sie waren es, die sich plötzlich sammelten, denn sie hatten das Licht als erste gesehen.
    Und sie hatten Angst…
    ***
    Delphi saß auf einem Stein und hatte die Hände gegen ihr Gesicht gepreßt. Sie hatte das Elend nicht gesehen, aber sie wußte, daß es vorhanden war, und deshalb saß sie hier und trauerte. Sie hatte versucht, die Menschen zu warnen, doch man hatte sie ausgelacht.
    Okay, ihr war bestätigt worden, daß es gewisse Vorfälle gegeben hatte, die man als rätselhaft einstufen konnte, aber gleich in Panik zu verfallen, das wollte niemand.
    Und so war Delphi weggeschickt worden wie ein unmündiges Kind. Man hatte sie nicht mal verabschiedet, nur mitleidig angeschaut, weil man sie für nicht ganz zurechnungsfähig hielt.
    Zwar war die junge Frau nicht als Hexe in der Umgebung verschrien, aber man begegnete ihr schon mit Skepsis, denn sie war so etwas wie eine Naturfrau. Sie lebte nicht in einer der kleinen Städte oder Dörfer, sondern fernab jeglicher Zivilisation, war mit ihren Schafen allein, traute sich nur unter die Menschen, wenn sie etwas brauchte oder verkaufen wollte, doch das war selten genug. Es gab Leute, die ihre Kräfte sehr wohl zu schätzen wußten. Denn Delphi gehörte zu den Personen, die »Heilende Hände« hatten. Sie stillte Schmerzen, sie sorgte dafür, daß Wunden nicht mehr brannten, sie heilte Tiere und auch Menschen, so daß es zahlreiche Personen gab, die ihr eigentlich hätten dankbar sein müssen. Sie trugen es nicht nach außen, es war mehr eine stille Dankbarkeit, und Delphi verstand die Leute.
    Von den Unglücken wollten sie nicht reden. Das war schlecht für den Tourismus, auf den Schottland letztendlich angewiesen war. Wenn sich die Unglücksfälle herumsprachen, auch im Ausland, dann würden die Menschen kaum mehr kommen, um durch die Landschaft zu trecken. Das gefiel der Tourismus-Branche natürlich nicht, und auch die einheimischen Kaufleute würden weniger verdienen. Deshalb ignorierten sie die Vorgänge, und das war nicht gut.
    Delphi wußte es besser. Sie sprach von einem Beginn. Von einem Anfang vom Ende. Sie wußte, daß sich die Erde auflehnen würde, die zu lange gequält worden war.
    Aber hätte sie das auch anderen sagen können? Mit Menschen reden, die genügend Einfluß hatten, um gewisse Dinge zu verändern?
    Nein, sicherlich nicht. Man würde ihr nicht glauben. Man würde sie eher auslachen.
    Delphi unterbrach ihre Gedanken und schüttelte den Kopf. Erst dann ließ sie die Hände sinken, um in die Ferne zu schauen. Sie erlebte eine klare Nacht, die einen wunderschönen Herbsttag abgelöst hatte. Der Himmel wirkte wie blankgeputzt, er war von unzähligen Sternen bedeckt, und die Luft roch einfach wunderbar. Die Wälder und Seen atmeten aus, sie schickten ihr den Atem des Wassers, der Nadel- und Laubbäume entgegen, und Delphi empfand diesen Geruch wie einen Gruß, der als Balsam ihre Seele streicheln sollte.
    Die Natur war wunderbar, sie war einfach ein Ereignis, auch wenn der Mensch immer wieder daranging, sie zu zerstören. Manchmal fragte sich die Frau, ob er es bewußt tat, und das wiederum wollte ihr nicht in den Kopf. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß so etwas freiwillig getan wurde, die Menschen konnten nicht so dumm sein und das zerstören, von dem sie lebten.
    Nein, das war…
    Sie stöhnte auf.
    Der Stein unter ihr war hart, die Frau merkte es nicht. Sie hatte ein wollenes Tuch um ihre Schultern gewickelt, das sie vor der Kühle schützte. Sie blickte hoch, wo der Mond eine scharf umrissene Gondel bildete, die hochkant gekippt war, sie schaute dann hinab ins Tal. Ihr Platz war gut gewählt.
    Ein weit gezogener Abhang glitt an diesem Ufer des Sees in die Höhe. Hier befand sich die Grenze zwischen den Midlands und den Highlands, wo tief unter der Erde ein breiter Graben seinen Platz hatte, der an einigen Stellen vor Millionen von Jahren so

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