Scarpetta Factor - Thriller
»Bei ein oder zwei Partys vor ein paar Jahren. Als sie noch im Weißen Haus arbeitete. Wie nennt man das noch einmal? Als Pressesprecherin. Ich war damals noch nicht hier beschäftigt. Das war vor meiner Zeit. Aber Sie haben ja gewiss von Mr. Starrs berühmtenAbendeinladungen und Partys gehört. Daher stammen auch all die Fotoalben.« Sie wies auf die Alben auf dem Tisch. »In den Regalen stehen noch viel mehr. Sie umfassen über dreißig Jahre. Haben Sie sich alle angesehen?«, fügte sie hinzu, denn an dem Tag von Bergers und Marinos Besuch war sie nicht im Haus gewesen.
Nur Bobby. Berger hatte lediglich einige der Alben, nicht alle, durchgeblättert und damit aufgehört, nachdem sie auf die Fotos aus dem Jahr 1996 gestoßen war.
»Dass Carley Crispin zum Abendessen eingeladen wurde, ist nicht ungewöhnlich«, fuhr Nastya selbstgefällig fort. »Vermutlich war die Hälfte aller Prominenten auf der Welt schon in diesem Haus. Hannah kannte sie sicher auch oder ist ihr zumindest begegnet. Ich finde es schrecklich, wie still es in letzter Zeit geworden ist. Seit Mr. Starrs Tod, nun, das ist Vergangenheit. Früher gab es hier so viele Feste und Feierlichkeiten mit zahlreichen Gästen. Mr. Fuller lebt eher zurückgezogen und ist die meiste Zeit verreist.«
Es schien die Haushälterin nicht im Geringsten zu stören, dass sie in einer Bibliothek saß, die sie offenbar seit drei Wochen weder aufgeräumt noch geputzt hatte. Ohne ihre Tracht hätte sie genauso gut die Hausherrin sein können. Außerdem war es interessant, dass sie Hannah Starr beim Vornamen nannte und in der Vergangenheitsform über sie sprach, während Bobby für sie Mr. Fuller war. Bobby kam zu spät. Es war bereits zwanzig nach vier, und noch immer fehlte jede Spur von ihm. Berger überlegte, ob er womöglich nicht zu Hause war und beschlossen hatte, das Treffen ausfallen zu lassen. Es war totenstill im Haus. Nicht einmal der Verkehrslärm konnte die Mauern durchdringen. Da der Raum keine Fenster hatte, wirkte er wie ein Mausoleum oder ein Tresor, vielleicht um die seltenen Bücher, die Kunstwerke und die Antiquitäten vor Schäden durch Sonnenlicht oder Feuchtigkeit zu bewahren.
»Es ist entsetzlich, dass sie so über Hannah redet«, ereiferte sich Nastya weiter über Carley Crispin. »Jeden Abend geht das so. Wie kann man jemandem, den man kennt, so etwas antun?«
»Wissen Sie vielleicht, wann Carley zuletzt hier war?«, erkundigte sich Berger und nahm ihr Telefon aus der Tasche. »Keine Ahnung.«
»Sie sagten, dass sie Mr. Fuller belästigt«, kam Bonnell wieder auf ihr ursprüngliches Thema zu sprechen. »Ist sie ihm möglicherweise von Hannah vorgestellt worden?«
»Ich weiß nur, dass sie hier angerufen hat.«
»Woher hat sie die Nummer?«, erkundigte sich Bonnell.
Berger versuchte, Bobby am Mobiltelefon zu erreichen, um herauszufinden, wo er steckte, bekam aber in der Bibliothek keinen Empfang.
»Keinen Schimmer. Ich melde mich nicht mehr am Telefon, weil ich Angst habe, dass es ein Reporter ist. Heutzutage kann man doch alles Mögliche in Erfahrung bringen. Schwer nachzuvollziehen, wie sich jemand die Nummer verschafft hat«, erwiderte Nastya. Dabei wanderte ihr Blick zu einem gewaltigen Gemälde, das ein Segelschiff darstellte. Es sah aus wie ein Bild von Montague Dawson und nahm eine gesamte mit Mahagoni vertäfelte Wand zwischen zwei bis zur Decke reichenden Bücherregalen ein.
»Warum ist Hannah mit dem Taxi gefahren?«, fragte Bonnell. »Wie ist sie sonst in der Stadt herumgekommen, wenn sie zum Abendessen verabredet war?«
»Mit ihrem eigenen Auto.« Nastya fixierte das Gemälde. »Aber wenn sie vorhatte, etwas zu trinken, hat sie den Wagen zu Hause gelassen. Manchmal hat einer ihrer Freunde sie abgeholt, oder sie hat eine Limousine bestellt. Doch wenn man in New York wohnt, fährt man Taxi, ganz gleich, wer man ist. Hin und wieder hat sie es auch getan, wenn sie spät dran war. IhreAutos sind fast alle antik und werden im Alltag nicht benutzt. Haben Sie Mr. Starrs Sammlung gesehen? Hat Mr. Fuller sie Ihnen bei Ihrem letzten Besuch gezeigt?«
Das hatte er nicht, aber Berger antwortete nicht darauf. »Die Garage ist im Keller«, fügte Nastya hinzu.
Als Bobby Fuller Berger und Marino durchs Haus geführt hatte, waren sie nicht in der Garage gewesen. Eine Oldtimersammlung war ihnen damals nicht wichtig erschienen.
»Manchmal wird eines zugeparkt«, ergänzte Nastya.
»Zugeparkt?«, wiederholte Berger.
»Es war der Bentley,
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