Scarpetta Factor - Thriller
weil Mr. Fuller die Autos umgestellt hatte.« Nastya wandte sie wieder dem Seestück zu. »Er ist sehr stolz auf die Autos und verbringt viel Zeit dort unten.«
»Also konnte Hannah nicht mit dem Bentley zu ihrer Abendverabredung fahren, weil er zugeparkt war«, stellte Berger fest.
»Außerdem war schlechtes Wetter. Die meisten dieser Autos eignen sich nicht mehr für den Straßenverkehr. Der Duesenberg, der Bugatti, der Ferrari.« Sie sprach die Herstellernamen falsch aus.
»Kann es sein, dass ich etwas missverstanden habe?«, hakte Berger nach. »Ich dachte, Bobby wäre am fraglichen Abend nicht zu Hause gewesen.«
22
Scarpetta saß allein am Computer im Ausbildungslabor. Lucy und Marino waren vor kurzem gegangen, um sich auf die Suche nach Berger und Benton zu machen.
Sie betrachtete weiter die Bilder, die Geffner ihr schickte, beobachtete die beiden anderen Monitore und musterte die aus mehreren Schichten bestehenden Lacksplitter, einer chromgelb, der andere rennwagenrot, und dazu die Daten, die sich immer mehr dem Ende von Toni Dariens Leben näherten.
»Ich habe die Splitter, die Sie aus Toni Dariens Kopfwunde, insbesondere aus ihrem Haar, sichergestellt haben, mit denen verglichen, die Sie sich gerade anschauen«, hallte Geffners Stimme aus der Freisprechanlage. »Allerdings habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, die Proben auf einen Thermoplast-Objektträger zu legen, weshalb ich Ihnen nur eine grobe, vorläufige Abbildung schicken konnte. Haben Sie die Bilder vor sich?«
»Habe ich.« Scarpetta studierte die Lacksplitter. Gleichzeitig ließ sie die Tabellen, Karten und zahlreichen Graphiken auf sich wirken.
Der BioGraph hatte Tausende von Daten produziert, die Scarpetta jedoch weder anhalten noch zurück- oder vorspulen konnte. Deshalb war sie gezwungen, das Material so zu sichten, wie Lucys Programm es durchsuchte und sortierte, was ihr nicht schnell genug ging. Außerdem war es ziemlich anstrengend für die Augen und reichlich verwirrend. Das Problem lag bei Caligula, da sie nicht über die Betreibersoftware verfügten, die für den ausdrücklichen Zweck entwickelt worden war, das vom BioGraph gesammelte Datenchaos zu ordnen und in einen logischen Zusammenhang zu stellen.
»Der chromgelbe Splitter setzt sich aus einem Lack auf Ölbasis, Acrylmelamin und Alkydharz zusammen, wie man ihn bei älteren Fahrzeugen findet«, erläuterte Geffner. »Der rote Splitter ist viel neuer. Das erkennt man daran, dass die Pigmente organisch sind und nicht aus anorganischen Schwermetallen bestehen.«
Seit siebenundzwanzig Minuten – also von fünfzehn Uhr sechsundzwanzig bis fünfzehn Uhr dreiundfünfzig am vergangenen Dienstag – folgte Scarpetta Toni Darien nun schon durch Hannah Starrs Haus. Während dieser Zeit hatte die Temperatur in der Villa in der Park Avenue zwischen neunzehn und einundzwanzig Grad geschwankt, als Toni verschiedene Räumlichkeiten durchquerte. Sie hatte sich langsam vorwärtsbewegt und war immer wieder stehen geblieben. Dabei hatte ihre Herzfrequenz nie siebenundsechzig Schläge pro Minute überschritten, als sei sie ganz entspannt umhergeschlendert und habe mit jemandem geplaudert. Dann fielen die Temperaturen plötzlich. Sie sackten auf achtzehn, sechzehn, fünfzehn Grad und immer weiter ab, während das Gehtempo mit zehn bis zwanzig Schritten alle fünfzehn Sekunden gleich gemächlich blieb. Also hatte sie sich in einem Teil der Starr-Villa aufgehalten, wo es kühler war.
»Offenbar stammen die Lacksplitter nicht von der Mordwaffe«, meinte Scarpetta zu Geffner. »Außer sie war mit Autolack gestrichen.«
»Wir haben es eher mit einer passiven Übertragung zu tun«, erwiderte Geffner. »Entweder von dem Gegenstand, mit dem sie geschlagen wurde, oder von dem Fahrzeug, mit dem die Leiche möglicherweise transportiert worden ist.«
Vierzehn Grad, dreizehn Grad, zwölf Grad. Es wurde kälter und kälter, als Toni weiterging. Drei Schritte, siebzehn Schritte, Stillstand. Ein Schritt, vier Schritte. Alle fünfzehn Sekunden. Temperatur elf Grad. Es war kühl. An der Art der Fortbewegungänderte sich nichts. Sie ging und blieb stehen. Vielleicht sprach sie mit jemandem oder sah sich etwas an.
»Wenn es sich um eine passive Übertragung handelt, dann nicht von derselben Quelle«, merkte Scarpetta an. »Die gelben Lacksplitter kommen von einem älteren Fahrzeug, die roten von einem viel neueren.«
»Genau. Die Pigmente in den chromgelben Splittern sind anorganisch und enthalten Blei«,
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