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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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möge nicht so sein. Seit Anfang seiner Karriere hatte er ständig mit einem Widerspruch zu kämpfen, über den er nicht sprach und den er sogar sich selbst nur ungern eingestand. Eine Ermittlung brachte nur dann ein Erfolgserlebnis, wenn wirklich Gefahr drohte oder jemand zu Schaden gekommen war. Doch welcher anständige Mensch sehnte sich so etwas herbei?
    »Womit haben wir es zu tun?«, erkundigte sich Lobo bei Droiden.
    Ein Kollege half ihr beim Ausziehen des Schutzanzugs. Abscheu malte sich auf Droidens Gesicht, als sie wieder in ihren Parka schlüpfte und den Reißverschluss zuzog.
    »Etwas, das stinkt. Derselbe ekelhafte Geruch. Es ist kein Scherzartikel, aber ich habe so etwas noch nie gesehen. Oder gerochen, um genau zu sein«, sagte sie zu Lobo und Marino, während ihr Kollege den Anzug wegpackte. »Drei Knopfbatterien vom Typ AG-10, Verstärkerantenne, Knallkörper. Eine Grußkarte, an der eine Art Voodoo-Puppe befestigt ist. Eine Stinkbombe.«
    Der FedEx-Karton war auseinandergerissen worden und hatte sich in einen Haufen aus durchweichten Pappfetzen und Glassplittern verwandelt. Zwischen den Wällen aus schmutzigen Sandsäcken lagen außerdem die Überreste einer weißen Stoffpuppe und etwas, das wie Hundefell aussah. Ein Chip zum Aufnehmen von Stimmen war in tausend Scherben zerbrochen. Daneben befanden sich die zerstörten Knopfbatterien. Als Marino sich näherte, verstand er, wovon Droiden sprach.
    »Es riecht wie eine Mischung aus Asphalt, faulen Eiern und Hundescheiße«, stellte er fest. »Was zum Teufel ist das?«
    »Es muss in dem Glasröhrchen gewesen sein.« Droiden öffnete einen schwarzen Ausrüstungskoffer und holte Asservatenbeutel, eine innen mit Harz bestrichene Aluminiumdose, Gesichtsmasken und Nitrilhandschuhe heraus. »So etwas habe ich noch nie gerochen. So ähnlich wie Petroleum, aber doch keines. Eher Teer, Schwefel und Dung.«
    »Und was sollte das Ding bezwecken?«, fragte Marino.
    »Ich glaube, die Absicht war, dass der Empfänger das Paket öffnet und darin eine Grußkarte mit einer Puppe darauf findet. Wenn man die Karte aufklappt, explodiert sie, und das Glasröhrchen mit der stinkenden Flüssigkeit platzt. Die Energiequelle des Stimmmoduls, also die Batterien, war mit drei handelsüblichen Sprengbomben an einem elektrischen Streichholz verbunden. Das ist ein Zünder, wie ihn professionelle Pyrotechniker benutzen.« Sie wies auf die Überreste der drei Knallfrösche, die an einem dünnen Überbrückungsdraht hingen.
    »Elektrische Streichhölzer reagieren sehr empfindlich auf Strom«, erklärte Lobo Marino. »Ein paar Batterien wie für einen Kassettenrecorder genügen. Allerdings musste derjenige den Schalter und den Aufnahmeregler des Stimmmoduls verändern, damit der Strom aus den Batterien wie geplant eine Explosion auslöst, anstatt eine Aufnahme abzuspielen.«
    »Ein Normalbürger könnte so etwas nicht?«, fragte Marino.
    »Doch, durchaus, solange er nicht verblödet ist und in der Lage, eine Gebrauchsanweisung zu lesen.«
    »Die er aus dem Internet hat.« Marino überlegte laut.
    »Na klar. Man könnte sich mit den Anleitungen dort praktisch eine gottverdammte Atombombe zusammenbasteln«, erwiderte Lobo.
    »Was, wenn Scarpetta das Paket geöffnet hätte?«, wollte Marino wissen.
    »Schwer zu sagen«, antwortete Droiden. »Sie hätte sich verletzen können, so viel steht fest. Vielleicht ein paar abgerissene Finger oder Glassplitter im Gesicht oder in den Augen. Möglicherweise wäre sie entstellt oder sogar blind gewesen. Und auf jeden Fall hätte sich die stinkende Flüssigkeit über sie ergossen.«
    »Ich nehme an, das war die Absicht«, ergänzte Lobo. »Jemand wollte sie mit dieser geheimnisvollen Flüssigkeit einnebeln und ihr ernsthaft Schaden zufügen. Lassen Sie mich mal die Karte anschauen.«
    Marino öffnete seinen Aktenkoffer und reichte ihm den Asservatenbeutel, den Scarpetta ihm gegeben hatte. Nachdem Lobo Handschuhe angezogen hatte, klappte er die Weihnachtskarte auf, ein verstörter Weihnachtsmann auf Hochglanzpapier, der von Mrs. Weihnachtsmann mit dem Nudelholz verfolgt wurde. »Ich wünsch euch eine Hodie-Dodie-Weihnacht«, sang eine dünne Frauenstimme, ohne den Ton zu treffen. Lobo klappte das steife Papier zurück und holte das Stimmmodul heraus, während das alberne Geträller weiterging. »Steckt euch die Mistelzweige rein, wo sie hingehören ... « Er trennte das Modul von den Batterien – drei AG-10-Knopfbatterien, wie man sie auch in

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