Scarpetta Factor
ganze Zeit getragen«, sagte er zu Scarpetta.
»Welches Ding?«, gab Scarpetta zurück.
»Die Uhr und einen Sensor.« Der Teil seines Gesichts, der zwischen Maske und Haube zu sehen war, war gerötet. Er schwitzte.
»Verzeihung«, wandte sich Scarpetta an Geffner. »Entschuldigen Sie, aber ich tue hier zwei Dinge gleichzeitig. Was war das noch mal mit dem Teufel?«
»Das Zeug wird nicht ohne Grund auch Teufelsdreck genannt«, sagte Geffner. »Und vielleicht interessiert es Sie, dass der Geruch angeblich Wölfe anzieht.«
Überschuhe aus Papier scharrten auf dem Boden, als Lucy über die weißen Kacheln zu einem Computer ging, einige Verbindungen überprüfte und einen großen Flachbildschirm vom Gerät trennte. Dann wiederholte sie die Prozedur bei einem zweiten Bildschirm.
»Jemand hat sich ziemlich viel Mühe gemacht, Asant zu zerkleinern und es mit etwas zu mischen, das wie Asphalt aussieht. Anschließend hat er ein klares Öl wie Traubenkernöl oder Leinöl darübergegossen.«
Lucy brachte die Videoaufnahmen zu Scarpetta hinüber und legte sie auf ihren Schreibtisch. Anschließend verband sie die Monitore mit einem Hub, sodass die Bildschirme wieder aufleuchteten. Langsam bewegten sich Bilder die Monitore hinunter, erst verschwommen, später klar und deutlich. Lucy kehrte zu ihren MacBooks zurück und unterhielt sich weiter mit Marino. Scarpetta schnappte die Wörter verdammt langsam und falsch bestellt auf. Offenbar war Lucy verärgert.
»Ich führe jetzt eine Untersuchung mit dem Gaschromatograph-Massenspektrometer und dem FITR-Spektrometermikroskop durch. Klappt es mit dem Mikroskop?«, fragte Geffner.
Graphiken, Karten und andere Aufnahmen liefen über den Bildschirm. Außerdem Daten, die Körperfunktionen, Uhrzeiten, Mobilität und Kontakt mit Tageslicht anzeigten. Scarpetta ließ den Blick über die aus dem BioGraph gewonnenen Informationen schweifen und betrachtete anschließend die Datei, die sie gerade auf dem Computermonitor vor sich geöffnet hatte. Es handelte sich um Ansichten durch die Linse eines Mikroskops – gekräuselte silbrige Bänder, bedeckt mit einer dünnen Rostschicht, und Stückchen, die wie Geschosssplitter aussahen.
»Eindeutig Eisenspäne«, stellte Geffner fest. »Man konnte sie mit bloßem Auge erkennen, und außerdem sind sie magnetisch. Vermischt damit habe ich noch stumpfgraue Partikel entdeckt, die ebenfalls schwer und in einem mit Wasser gefüllten Teströhrchen auf den Grund gesunken sind. Vermutlich Blei.«
Die Messdaten von Toni Dariens Körperfunktionen, Wetterverhältnissen, Datum und Uhrzeit waren alle fünfzehn Sekunden aktualisiert worden. Um vierzehn Uhr zwölf am vergangenen Dienstag, also am 16. Dezember, hatte die Temperatur etwa zwanzig Grad Celsius plus betragen. Die Lichtintensität des weißen Lichts in ihrer Umgebung belief sich auf fünfhundert Lux, typisch für künstliche Beleuchtung in Innenräumen. Der Sauerstoffgehalt ihres Bluts wurde mit neunundneunzig Prozent angegeben, ihre Herzfrequenz mit vierundsechzig Schlägen in der Minute. Sie hatte eine Geschwindigkeit von fünf Schritten pro Minute vorgelegt. Aufenthaltsort war ihre Wohnung in der Second Avenue. Also war sie zu Hause und wach gewesen und auf und ab gegangen. Vorausgesetzt, sie hatte den BioGraph selbst getragen, was Scarpetta annahm.
Unterdessen fuhr Geffner mit seinen Erläuterungen fort. »Ich werde das Ergebnis noch einmal mit Hilfe von fluoreszierender Röntgenspektroskopie überprüfen. Unverkennbar Quarzfragmente, weshalb ich auf zermahlenen Asphalt tippe. Ich habe eine erhitzte Wolframnadel an einige der dunkelbraunen und schwarzen klebrigen, zähen, teils flüssigen, teils festen Klümpchen gehalten, um festzustellen, ob sie schmelzen. Es hat geklappt. Außerdem verbreiten sie den unverwechselbaren Geruch nach Asphalt und Petroleum.«
Genau das hatte Scarpetta auch gerochen, als sie das Paket von FedEx mit nach oben genommen hatte. Asant und Asphalt. Sie beobachtete, wie die Graphiken und Karten langsam vorbeiglitten, und vollzog Toni Dariens Weg nach, der sie in den Tod geführt hatte. Am 16. Dezember um vierzehn Uhr fünfzehn war ihre Schrittgeschwindigkeit schneller geworden, und die Temperatur war auf fünf Grad gefallen. Luftfeuchtigkeit fünfundachtzig Prozent, Lichtstärke achthundert Lux, Nordostwind. Sie befand sich im Freien. Das Wetter war kühl und bewölkt, der Sauerstoffgehalt ihres Blutes stieg auf neunundneunzig Prozent, während ihre Herzfrequenz von
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