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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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wahrzunehmen. Neben der Matratze stand eine Schachtel mit OP-Handschuhen.
    Etwa zehn Schritte entfernt befand sich die alte Montagegrube. Darüber gebreitet war eine Abdeckplane für Maler, ebenfalls eine Neuerung. Der umliegende Boden war mit Fußabdrücken, ähnlich denen, die Lucy bereits bemerkt hatte, übersät. Außerdem waren da Spritzer von angetrocknetem Beton. Als sie in die Hocke ging und die Plane anhob, kamen breite Platten aus Pressspan zum Vorschein. Darunter tat sich die Grube auf, deren Grund mit einer unebenen Betonschicht aufgefüllt war. Sie war nicht sehr tief, nicht einmal sechzig Zentimeter. Der Mensch, der den feuchten Beton hineingeschippt hatte, hatte sich die Mühe gespart, ihn glatt zu streichen. Die Oberfläche war unregelmäßig und rau und wies Hügel und Zacken auf. Wieder stieg Lucy der Geruch in die Nase, und sie war froh, dass sie ihre Waffe bei sich hatte.
    Sie hastete die Rampe zur nächsten Ebene hinauf, wobei sie sich dicht an der Wand hielt. Hier hatte Rupe Starr seine Autos geparkt. Als sie um die Kurve bog, sah sie einen Lichtschein. Ihre Stiefel verursachten kein Geräusch auf den italienischen Fliesen, die damals blitzsauber gewesen waren. Nun waren sie staubig und mit Reifenspuren und jeder Menge Sand und Salz verschmutzt. Im nächsten Moment hörte sie Stimmen und blieb stehen. Frauenstimmen. Möglicherweise war Berger dabei. Es ging darum, dass jemand zugeparkt worden war, und eine fremde Stimme erwiderte: »Nun, jemand wird es wohl getan haben«, und »Das hat man uns anfangs gesagt«, dazu immer wieder der Satz: »Das ist eindeutig nicht wahr.«
    »Was für Freunde? Und warum haben Sie uns das verschwiegen?«, erkundigte sich Berger nach einer Weile.
    Die Antwort erfolgte in gedämpftem Ton und mit ausländischem Akzent. Die Frau sprach schnell. Lucy nahm an, dass es sich um Nastya handelte. Sie spitzte die Ohren und wartete auf eine Männerstimme. Bobby Fuller. Wo mochte er stecken? Die Nachricht, die Berger Marino hinterlassen hatte, als er und Lucy noch ohne ihre Telefone im Ausbildungslabor gewesen waren, lautete, sie und Bonnell seien mit Bobby verabredet. Offenbar war er heute am frühen Morgen aus Fort Lauderdale eingeflogen, weil er gehört hatte, Kopfhaare von Hannah seien gefunden worden. Berger hatte ihn um eine erneute Unterredung gebeten, denn sie hatte noch eine Reihe von Fragen an ihn. Allerdings hatte er sich geweigert, in ihr Büro im One Hogan Place oder an einen anderen öffentlichen Ort zu kommen, und stattdessen sein Haus als Treffpunkt vorgeschlagen. Wo war er? Sicherheitshalber hatte Lucy den Tower am Flugplatz in Westchester angerufen und ausgerechnet den Flutlotsen an der Strippe gehabt, der immer so unfreundlich zu ihr war.
    Der Mann hieß Lech Peterek, war Pole und verhielt sich auch am Telefon mürrisch und patzig, weil es eben seinem Naturell entsprach. Mit Lucy hatte es offenbar überhaupt nichts zu tun, denn er hatte sie erst erkannt, als sie ihm ihre Hecknummer genannt hatte. Seine Auskunft war sehr vage ausgefallen. Er hatte gesagt, in den Unterlagen stünde nichts über ein eingetroffenes Flugzeug aus Südflorida. Nichts über die Gulfstream, die Bobby Fuller und Hannah Starr stets benutzten – Rupes Gulfstream. Das Flugzeug befände sich immer noch im Hangar, und zwar bereits seit Wochen. Es war derselbe Hangar, wo auch Lucys Maschinen parkten, weil Rupe sie, was das Fliegen anging, auf den Geschmack gebracht hatte. Rupe hatte sie mit Wunderwerken der Technik wie Hubschraubern von Bell sowie mit dem Ferrari vertraut gemacht. Im Gegensatz zu seiner Tochter Hannah hatte er nur die besten Absichten gehabt. Bis zu seinem Tod hatte sich Lucy nie Gedanken über ihren Lebensunterhalt gemacht und sich gar nicht vorstellen können, dass jemand sie aus reinem Mutwillen ruinieren würde.
    Oben an der Rampe angelangt, hielt sie sich dicht an der Wand, wo es völlig dunkel war. Nur in dem Bereich links um die Ecke, woher auch die Stimmen kamen, brannte Licht, doch sie konnte niemanden sehen. Berger und vermutlich Bonnell und Nastya waren hinter Fahrzeugen und dicken Säulen verborgen. Diese waren mit Mahagoni vertäfelt und mit schwarzen Schutzhüllen aus Neopren umwickelt, damit sich die wertvollen Autos keine Dellen an den Türen holten. Lucy schlich sich näher heran, um festzustellen, ob irgendetwas auf eine Notsituation oder auf Gefahr hinwies. Aber die Stimmen klangen ruhig. Offenbar waren die Frauen in ein Gespräch vertieft, das immer

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