Scarpetta Factor
führe nur Befehle aus«, schluchzte Nastya.
»Wo war er am Dienstagnachmittag?«, fragte Lucy. »Wo waren Sie und Bobby?«
»Ich komme nicht hinunter, wenn sie Gästen die Autos zeigen.«
»Wer war sonst noch dabei?«, hakte Lucy nach. Nastya schwieg. »Wer war am Dienstagnachmittag und den ganzen Mittwoch hier und hat dieses Auto gefahren?« Lucy wies mit dem Kopf auf das Checker-Taxi. »Damit wurde Tonis Leiche transportiert«, fügte sie, an Berger gewandt, hinzu. »Wir konnten es dir nicht erklären, weil du nicht erreichbar warst. Die gelben Lacksplitter an ihrer Leiche stammen von einem alten Auto, das diese Farbe hat.«
»Es ist genug Schaden angerichtet worden. Wir bringen das wieder in Ordnung. Bitte gib mir die Waffe, Lucy.« Berger war nicht zu überzeugen.
Allmählich dämmerte Lucy, was Berger dachte.
»Ich habe nichts verbrochen.« Sie sprach nur mit Berger, beobachtete aber weiter Bonnell und Nastya.
»Für mich ist das nicht wichtig. Wir werden es überstehen«, fuhr Berger fort. »Aber jetzt muss Schluss sein. Du kannst noch zurück. Gib mir die Waffe.«
»Neben dem Duesenberg stehen Kästen«, entgegnete Lucy. »Der Störsender, der dein Telefon und dein Funkgerät blockiert hat. Wenn du hinschaust, kannst du sie sehen. Links von mir an der Wand. Sie ähneln kleinen Waschmaschinen und Trocknern mit Lämpchen an der Vorderseite und Schaltern für verschiedene Funkfrequenzen. Rupe hat sie einbauen lassen. Du kannst sie von deinem Platz aus gut erkennen. Die Lämpchen leuchten alle rot, weil sämtliche Frequenzen blockiert sind.«
Niemand bewegte sich oder drehte den Kopf. Stattdessen starrten alle Lucy an, als befürchteten sie, dass sie sie jeden Moment niederschießen würde. Offenbar war Berger nicht von ihrer fixen Idee abzubringen, dass Lucy Hannah auf dem Gewissen hatte. Du warst an diesem Abend zu Hause. Zu dumm, dass du nichts beobachtet hast. Diesen Satz hatte Berger in den letzten Wochen öfter ausgesprochen, weil Lucy in der Barrow Street wohnte, wo Hannah zuletzt beobachtet worden war. Anscheinend traute Berger Lucy alles zu, fürchtete sich vor ihr und hielt sie für eine Fremde und ein Ungeheuer. Lucy wusste nicht, was sie dagegen unternehmen sollte, damit ihr Leben wieder so wurde wie früher. Doch sie hatte nicht vor, der Zerstörung noch mehr Raum zu geben, keinen Zentimeter. Es musste endlich aufhören.
»Jaime, geh hin und schau nach«, sagte sie. »Bitte. Geh zu den Kästen und sieh dir die Schalter für die verschiedenen Megahertzfrequenzen an.«
Berger befolgte die Anweisung, hielt aber Abstand zu Lucy, die ihrem Blick auswich. Sie war damit beschäftigt, Bonnells Hände im Auge zu behalten. Marino hatte erwähnt, dass Bonnell noch nicht lange bei der Mordkommission war. Lucy merkte ihr an, dass sie nur wenig Erfahrung hatte und nicht erkannte, was gespielt wurde, weil sie nicht auf ihre Instinkte hörte, sondern auf ihren Verstand, und Angst hatte. Wenn Bonnell ihrer inneren Stimme vertraut hätte, wäre ihr klar gewesen, dass Lucy nicht ihretwegen so aggressiv war und dass sie nicht die Schuld an der Konfrontation trug.
»Ich bin bei den Kästen«, verkündete Berger, die inzwischen die Wand erreicht hatte.
»Leg alle Schalter um.« Lucy wandte sich nicht zu ihr um. Sie hatte nämlich nicht vor, sich von einer gottverdammten Polizistin abknallen zu lassen. »Dann müssten die Lämpchen auf Grün umspringen. Du und Bonnell werdet dann jede Menge eingehender Nachrichten auf euren Telefonen haben, der Beweis dafür, dass viele Leute versucht haben, euch zu erreichen, und dass ich die Wahrheit sage.«
Klackend wurden Schalter bedient.
»Testen Sie Ihr Funkgerät«, wies Lucy Bonnell an. »Marino wartet draußen auf der Straße. Falls das Sondereinsatzkommando die Tür schon aufgebrochen hat, sind er und die anderen dort. Los, Ihr Funkgerät! Er ist auf Frequenz eins.«
Damit meinte sie, dass Bonnell auf die direkte Frequenz gehen sollte, anstatt die Standardfrequenz zu benutzen, die einen zuerst mit der Zentrale verband. Bonnell nahm ihr Funkgerät vom Gürtel, änderte den Kanal und drückte den Sendeknopf.
»Zigarillo, hören Sie mich?«, fragte sie und beobachtete dabei Lucy. »Zigarillo, sind Sie auf Sendung?«
»Ja, ich höre, Los Angeles.« Marinos Stimme klang angespannt. »Wie ist Ihr Zwanzig?«
»Wir sind mit dem rauchenden Colt im Keller.« Bonnell ging nicht auf Marino ein.
Er erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei, worauf sie ihm ihren Standort
Weitere Kostenlose Bücher