Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Ihnen.«
    »Von mir?«
    »Ja, ein sehr, sehr naher Bekannter.«
    »Etwa gar mein Mann? Aber der hat mir ja niemals erzählt, daß er am Nil gewesen ist!«
    »Nein, der nicht. Aber beinahe ebenso nahe.«
    »Hm, ich treffe es nicht. Was ist er denn? Wenn ich das weiß, so errathe ich es vielleicht.«
    »Er ist Seemann.«
    »Seemann? Was für einer?«
    »Norländischer.«
    »Matrose oder Offizier?«
    »Kapitän.«
    »Kapitän? Vielleicht gar Fregattenkapitän?«
    »Freilich!«
    Da schlug die Kastellanin verwundert die Hände zusammen.
    »Am Ende gar mein lieber junger Herr?«
    »Ja dieser. Denken Sie sich, der, gerade der hat mir das Leben gerettet! Sein Vater ist ein Freund von Papa, und ich wohne hier in seinem Hause, ohne das Geringste davon nur zu wissen oder zu ahnen!«
    »Merkwürdig! Auch ich habe nichts gewußt.«
    »Das versteht sich ja ganz von selber. Wenn ich nichts weiß, konnten Sie ja erst recht nichts wissen.«
    »O nein, das versteht sich nicht von selber. Mein junger Herr pflegt mir Alles zu erzählen, was ihm passirt, und er hätte mir wenigsten jetzt doch – – ach so, ich wollte Sie doch fragen, Kindchen, von wem Sie es erfahren haben.«
    »Das müssen Sie auch errathen.«
    »Ich errathe es nicht.«
    »Von unserem Matrosen?«
    »Bill Willmers.«
    »Ah, von dem? Sehen Sie, Kindchen, daß ich Recht hatte, als ich Ihnen damals sagte, daß Sie es von ihm am ersten erfahren könnten! Erinnern Sie sich noch?«
    »Von Bill? Nein, Sie sagten doch, daß es von Arthur von Sternburg vielleicht zu erfahren sei.«
    »Nun – ach ja!«
    »Und denken Sie sich, dieser Bill ist damals bei dem Kapitän gewesen und hat Alles mit angesehen.«
    »Das glaube ich.«
    »Sie glauben es? Warum?«
    »Nun – – er hat es Ihnen gesagt.«
    »Ach, so meinen Sie! Aber weiter konnte ich nicht das Geringste mehr erfahren.«
    »Warum?«
    »Weil er fort ist. Wissen Sie es bereits?«
    »Ja. Aber Sie konnten ihn doch vorher ausfragen!«
    »Er ging so schnell fort, daß ich ihn gar nicht fragen konnte. Aber er kommt wieder wenn er nicht fällt, er hat es mir versprochen.«
    »Wenn er nicht fällt? Wo sollte er denn fallen?«
    »Im Kampfe.«
    »Im Kampfe? Herrjesses, soll es denn Kampf geben?«
    »Freilich, aber das ist noch Geheimniß, und Sie dürfen es bei Leibe nicht verrathen.«
    »O, ich verrathe nichts. Und da soll Bill Willmers mitkämpfen.«
    »Ja. Und Ihr Herr Kapitän auch. Er geht zu ihm.«
    »Herrjesses, ist das eine Noth, ein Jammer, eine Sorge, ein Kummer und ein Elend!«
    »Allerdings. Aber sehen Sie doch schnell einmal da hinunter nach unserer Yacht. Ich glaube gar, man hat den Anker gewunden.«
    »Ja, das sieht gerade so aus.«
    »Was muß denn der Arab-el-Bahr vorhaben? ich weiß doch nichts davon, daß ihm Vater befohlen hätte in See zu stechen.«
    »Wer ist denn der Mann, der da hinten steht?«
    »Auf dem Quarterdecke? Das ist, ja wirklich, das ist Bill Willmers! Man sieht es an seinen Bewegungen, daß er kommandirt. Aber er ist ja bloßer Matrose!«
    »Kann ein Matrose keine Yacht kommandiren?«
    »Nein, und die unsrige erst recht nicht.«
    »O, der wird es schon fertig bringen. Ich wußte, daß er nach der Yacht gegangen ist, denn er ließ seine Sachen hinunterschaffen.«
    »Hat es Papa ihm denn befohlen?«
    »Nein, der weiß ja noch gar nicht, daß Bill fortgeht.«
    »Nicht? Dann muß ich sehr schnell laufen, um es ihm zu sagen. Er wird noch gar nicht bemerkt haben, daß die Yacht in See gehen will. Kommen Sie, Mama Horn. Das ist ja ein ganz unerklärliches Ereigniß, welches ich ihm schleunigst mittheilen muß!« – –

Sechzehntes Kapitel
Kampf und Sieg
    Einige Tage vor den letzt erzählten Ereignissen breitete ein stürmischer regnerischer Abend seine dunklen Schwingen über die Residenz von Süderland aus. Der Schein der Straßenlaternen vermochte kaum die Fluth der herabströmenden Tropfen zu durchdringen, und wer nicht durch Noth oder Pflicht gezwungen war die Straße zu betreten, der blieb sicherlich daheim in seiner geschützten Wohnung.
    Dennoch gab es einen der äußeren Stadttheile, in welchem ein aufmerksamer Beobachter verschiedene Gestalten bemerkt hätte, die hier und da schnell über das falbe Laternenlicht zu huschen versuchten. Wer ihnen gefolgt wäre, der hätte jedenfalls bemerkt, daß sie alle nach einem und demselben Ziele steuerten, nämlich einem in schönen Tagen sehr viel besuchten Vergnügungsorte, welcher, ungefähr eine halbe Stunde von der Residenz entfernt, in beinahe

Weitere Kostenlose Bücher