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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genau. Zwar führte er nicht meine Batterie, aber er war ein Liebling seiner Oberen und auch seiner Untergebenen. Dann verschwand er plötzlich, und ich habe ihn seit jener Zeit jetzt zum ersten Male wiedergesehen.«
    »Wo mag er wohl herstammen?« frug Thomas.
    »Das weiß Niemand,« antwortete Heinrich; »geht mich auch gar nichts an. Nur das fällt mir auf, daß er so vertraut mit der Zigeunerin ist.«
    »Mit der Zarpa? Das ist wahr. Wie mag er wohl mit diesem Weipsen zusammengekommen sein? Das ist nämlich eine Hexe, die ich sehr genau kenne. Ich hape sie erst kürzlich peopachtet, als – – Donnerwetter, was pin ich doch für ein Esel!«
    »Was, Du kennst die Zigeunerin? Wo hast Du sie gesehen?«
    »Darum hast Du Dich nichts zu pekümmern, denn ein Gelpschnapel wie Du praucht nicht Alles zu erfahren.«
    »Das ist am Den,« bestätigte Baldrian höchst trocken.
    »Richtig, alter Grenadier!« antwortete Heinrich. »Seit die ganz besondere Gunst des jungen Herrn auf den Kavalleristen gefallen ist, kann es mit Euch Beiden kein Mensch aushalten; der Grenadier beißt, der Kavallerist schlägt aus, und der Artillerist – pah, der läßt sie machen, was sie wollen. Er geht zu seiner Barbara Seidenmüller.«
    Er erhob sich lachend und ging. Thomas schien sich aus seiner Entfernung nicht viel zu machen.
    »Laß ihn laufen, Paldrian,« meinte er; »nun können wir ungestört mit einander sprechen. Hast Du die Zarpa wirklich noch nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Ich hape sie zum ersten Male gesehen, als ich mein Gesellenstück hier peim Meister machte. Das war ein sehr pewegter Tag und ein noch viel pewegterer Apend. Ich hatte vom frühen Morgen an tüchtig gearpeitet und freute mich auf die Ruhe; aper ich mußte dreimal hinüper nach dem Palaste des Herzogs, um die Zigeunerin zu holen und – – –«
    »War sie denn beim Herzog?« fragte ganz erstaunt der sonst so wortkarge Baldrian.
    »Natürlich. Sie war seine Geliepte; sie hatte es ihm angethan; sie hatte ihn verhext und verzaupert, so daß er ohne sie nicht lepen konnte.«
    »Was sollte sie denn hier?«
    »Das weiß ich heute noch nicht. Die Meisterin pekam den jungen Herrn, der damals natürlich noch nicht der junge Herr war, und kaum war ihre Stunde vorüper, so mußte ich die Zarpa holen, die mit dem Neugeporenen wohl eine halpe Stunde lang fort war, ehe sie ihn wieder prachte. Sie war damals ein Mädchen, wie es keine zweite giept, und ich selpst hätte mich in sie verschameriren mögen, wenn ich mich nicht so sehr vor ihrer Zauperei gefürchtet hätte. Später war sie auf einige Jahre verschwunden; nachher kehrte sie einmal auf einen Tag hier ein; das war gerad, als ich den Meister auf Urlaup pesuchte, und seit dieser Zeit hat sie sich pis auf den heutigen Tag nicht wieder sehen lassen.«
    »Hm, das ist am Den!«
    »Ja, das ist gewiß und wahrhaftig am den, und ich pin wirklich pegierig, was sie hier vorhat. Sie ist von Allen empfangen worden, als op sie der liepe Gott selper sei. Jetzt sitzen sie drin und sprechen so leise, als op die größten Staatsgeheimnisse verhandelt würden. Horche nur einmal an den Laden; Du hörst gewiß kein Wort von dem, was in der Stupe gesprochen wird!«
    Allerdings war von außen kein Wort zu vernehmen; doch hatte das seinen Grund einfach in dem Umstande, daß in der Stube nicht gesprochen wurde.
    Mutter Brandauer saß am Tische und strickte, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Sie zeigte bei dieser Beschäftigung einen Eifer, als gelte es, die Welt mit ihren Maschen glücklich zu machen. Der Schmied hatte die Hauspostille vor sich liegen und that, als ob er lese, und im dunkelsten Winkel des Zimmers saß Zarba und rauchte aus demselben kurzen Stummel, den sie auch in dem Arbeitskabinet des Herzogs in Brand gesteckt hatte.
    Wäre es heller gewesen, so hätte man ein eigenthümliches, aber wohlwollendes Lächeln bemerken können, mit welchem sie die beiden stillen Menschen beobachtete.
    Endlich schlug Brandauer das Buch zu und warf einen fragenden Blick auf die Hausfrau, welche denselben bejahend erwiderte. Er stand auf, holte sich die lange Pfeife, stopfte sie sich mit jener Umständlichkeit, welche darauf ausgeht, sich einen wirklichen Genuß zu verschaffen, und griff dann zum Fidibus; dann schob er, einige tüchtige Rauchwolken ausstoßend, den Tabakskasten nach derjenigen Seite des Tisches, welche der Zigeunerin zugekehrt war, und meinte:»Nimm Tabak, Zarba, wenn Du fertig bist.«
    »Danke, Meister! Eure Sorte paßt mir

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