Schach Mit Einem Vampir
zu rufen oder sich zu wehren. Die Tür wurde kraftvoll nach innen aufgestoßen. Vor der Türschwelle stand ein männlicher Weißer mit harten Gesichtszügen.
Aber Agent Harris ist doch ein Schwarzer!, wurde es ihr schlagartig bewusst. Doch da veränderte sich das menschliche Antlitz des Unbekannten. Seine Züge wurden animalisch, einfach unheimlich. Die Reißzähne einer Bestie zeigten sich in seinem Mund. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit auf die Frau zu, die sie in Verblüffung versetzte. Eine Hand des unheimlichen Eindringlings drückte sich brutal auf ihren Mund und die Nase, während sie von der anderen, die er um ihre Taille gelegt hatte, wie von einer Stahlklammer in ihrer Bewegungsfreiheit fixiert wurde. Sie versuchte, die Hand des Mannes mit aller Kraft von ihrem Gesicht wegzureißen, sie musste atmen, wollte schreien … Doch so sehr sie sich auch bemühte und sich gegen den Unheimlichen zur Wehr setzte, sie schaffte es nicht, seine Hand auch nur einen Millimeter von ihrem Gesicht zu lösen. Langsam spürte sie, wie der Sauerstoffmangel ihr Bewusstsein lähmte. Punkte fingen an, vor ihren Augen zu tanzen. Ein Rauschen machte sich in ihren Ohren breit. Dann, ganz plötzlich, wurde ihr schwarz vor Augen. Ihr Widerstand erlosch und sie fiel in eine tiefe Ohnmacht. Der Vampir hielt die besinnungslose Frau in seinen Armen, betrachtete begehrlich ihren erschlafften Körper. Das leichte Kleid gab den Ansatz ihrer wohlgeformten Brüste frei. Ihr Hals war verlockend zart. Ihre bronzefarbenen Schenkel schimmerten im Licht der in den Raum einfallenden Flurbeleuchtung. Der Unheimliche blickte sich vor der Eingangstür um. Auf dem Hausflur rührte sich nichts. Niemand hatte etwas von seinem Eindringen in die Wohnung seiner zukünftigen Partnerin mitbekommen. Zügig verschloss er die Eingangstür. Er war allein mit seiner Angebeteten. Der Vampir erinnerte sich an das erste Mal, als er dieses wunderschöne Geschöpf gesehen hatte. Er hatte sie auf einer Fotografie in der Wohnung seines ersten Opfers in Manhattan erblickt. Auf einem Foto war sie zusammen mit ihrem Bruder abgelichtet worden. Und er hatte sich schlagartig in sie verliebt. Das war der Zeitpunkt gewesen, als ein längst verloren geglaubtes Gefühl wieder in ihm aufloderte. Er musste diese wunderbare Frau besitzen und diesem Gefühl nachgeben. Ihre Adresse herauszufinden war für ihn keine Schwierigkeit gewesen. Noch vor einer Stunde hatte er sich ausgemalt, wie er durch das Fenster in ihre Wohnung eindringen und seine Angebetete überwältigen würde. Doch dann dachte er über die Situation nach. Sollte er sich wirklich wie ein Dieb durch das Fenster in die Wohnung einschleichen? Nein! Er wollte seiner Braut kultivierter gegenübertreten und hatte sich deshalb den Plan zurechtgelegt, sich als FBI-Agent auszugeben. Alles hatte hervorragend geklappt und er fühlte sich besser. Denn sie hatte ihn freiwillig in die Wohnung eingelassen. Sicher, sie war über sein andersartiges Aussehen im Moment der Erkenntnis schockiert gewesen. Jedoch würde ihr das bald gleichgültig sein. Auch sie würde ihn lieben und ihm das Gefühl entgegenbringen, das er schon jetzt für sie empfand. Noch immer hielt er die junge Frau in seinen starken Armen. Der Vampir nahm ihren betörenden Geruch wahr. Er hörte ihren Herzschlag, roch ihr Blut, fühlte ihren warmen, lebenden Körper. Schnell verlosch er das Licht im Raum. Es schmerzte in seinen Augen. Die Dunkelheit war seine Welt. Nur in ihr fühlte er sich vollkommen wohl und er sah in der Dunkelheit so gut wie die Menschen am Tag. Er überlegte sich, dass es noch nicht an der Zeit war, sie zu seinesgleichen zu machen. Und hier war der falsche Ort für die Hochzeitszeremonie. Jedoch würde es nicht mehr lange dauern und dann würde er wieder, nach Jahrhunderten, mit einer Partnerin vereint sein. Nur noch etwas Geduld, auch wenn es ihm unendlich schwerfiel. Aber da gab es noch etwas anderes zu erledigen, bevor er Hochzeit halten konnte. Er wollte sein Spiel mit diesem Detektiv zu einem Ende bringen. Es hatte ihm wirklich sehr viel Spaß bereitet. Riesige Freude, einen Menschen so zu manipulieren, dass man ihn am Ende für den Schachspieler halten musste. Man würde Fraizer und nicht ihn jagen und einsperren. Vielleicht sogar hinrichten. So konnte er in Zukunft unbehelligt mit seiner Frau ein ruhiges, ewiges Leben führen, ohne von den Menschen belästigt zu werden. Er wünschte sich nur noch ein permanentes Zusammensein mit
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